Paul Clemen

Paul Clemen
Paul Clemen um 1900

Paul Clemen (* 31. Oktober 1866 in Sommerfeld bei Leipzig (im dortigen Pfarrhaus); † 8. Juli 1947 in Endorf) war ein deutscher Kunsthistoriker und Denkmalpfleger, er wurde 1893 zum ersten Provinzialkonservator der Rheinprovinz berufen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Paul Clemen war ein Bruder des Theologen Carl Clemen und des Historikers Otto Clemen. 1885 nahm er ein Studium in den Fächern Kunstgeschichte und deutsche Philologie an der Universität Leipzig auf, das er 1887 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und ab 1888 an der Kaiser-Wilhelm-Universität Straßburg fortsetzte. 1889 wurde Clemen bei dem Kunsthistoriker Hubert Janitschek zum Dr. phil. promoviert. Am 1. Oktober 1890 erhielt er seine Beauftragung und feste Anstellung durch die Kommission für die Denkmälerstatistik für die Inventarisierung der Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. 1893 folgte die Ernennung zum ersten Provinzialkonservator der Rheinprovinz.

Paul Clemen lehrte von 1894 bis zu seiner Emeritierung 1936 als Kunsthistoriker an der Universität Bonn. 1892 hatte er sich bei Carl Justi zur Habilitation an der Universität Bonn für das Fach mittlere und neuere Kunstgeschichte angemeldet, die Habilitationsschrift wurde ihm angesichts seiner Publikationsliste erlassen. Im Sommersemester 1894 begann er als Privatdozent mit Vorlesungen an der Universität Bonn, 1898 ernannte man ihn zum außerordentlichen Professor in der Philosophischen Fakultät. Ein Jahr später wurde er ordentlicher Professor der Kunstgeschichte und Literatur an der Kunstakademie Düsseldorf. 1902 ging er nach Bonn zurück, wo er Carl Justis als Professor für Kunstgeschichte nachfolgte und das kunsthistorische Institut der Universität begründete.

1901 begleitete Clemen den Kronprinzen nach Belgien und in die Niederlande und wurde nach dessen Immatrikulation in Bonn für zwei Semester sein Lehrer. Ende des Jahres wurde er dort durch „Allerhöchst vollzogene Bestallung“ zum ordentlichen Professor ernannt. Gleichzeitig blieb Clemen im Amt des Provinzialkonservators. Bei seinem Ausscheiden 1911 übernahm er das Amt des Vorsitzenden des neu gegründeten Denkmalrates der Rheinprovinz. In diesen Funktionen setzte er sich stark für den Denkmalschutz ein.[1] Er war einer der Initiatoren für die Gründung des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz und wurde 1924 zum Vorsitzenden des Tages für Denkmalpflege und Heimatschutz gewählt. Clemen, Mitbegründer dieser Institution und zuvor ihr langjähriger stellvertretender Vorsitzender, hielt das Amt bis 1932 inne. Sein Lebenswerk, die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz in 56 Bänden, ist ein Standardwerk der deutschen Kunstgeschichte.

Würdigung

Schriften

  • Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. (Schriftenreihe in 56 Bänden)
  • (mit Cornelius Gurlitt): Die Klosterbauten der Cistercienser in Belgien. Architekturverlag „Der Zirkel“, Berlin 1916.
  • Rheinische Baudenkmäler und Ihr Schicksal. Ein Aufruf an die Rheinländer. Schwann, Düsseldorf 1946.
  • Gotische Kathedralen in Frankreich. (Einleitung von Clemen, Aufnahmen von Martin Hürlimann, Bilderläuterungen von Peter Meyer) Atlantis Verlag, Zürich 1951.

Literatur

  • Heinrich LützelerClemen, Paul. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 281.
  • Paul Clemen 1866-1947. Erster Provinzialkonservator der Rheinprovinz. (Katalog zur Ausstellung anlässlich seines 125. Geburtstages.) Bonn 1991.
  • Udo Mainzer: Paul Clemen. Zur 125. Wiederkehr seines Geburtstages. In: Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege, Band 35, Köln 1991.
  • Udo Mainzer: Paul Clemen, der Begründer strategischer Partnerschaften für die Denkmalpflege. 100 Jahre Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz. In: Rheinische Heimatpflege, 43. Jahrgang 2006, Heft 4, S. 241-250.
  • Deutscher Wirtschaftsverlag, AG (Hg.): Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Band 1, Berlin, 1931

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Paul Clemens Wirken als Denkmalpfleger auf DenkmalDebatten
  2. Ehrenbürger der Stadt Bonn

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Clemen — ist der Familienname folgender Personen: Carl Clemen (1865–1940), deutscher evangelischer Theologe und Religionshistoriker Harald Clemen (* 1947), deutscher Theaterregisseur Otto Clemen (1871–1946), deutscher Theologe, Pädagoge, Historiker und… …   Deutsch Wikipedia

  • Clemen — Clemen,   1) Carl Christian, evangelischer Theologe und Religionswissenschaftler, * Sommerfeld (heute zu Engelsdorf, Landkreis Leipziger Land) 30. 3. 1865, ✝ Bonn 8. 7. 1940, Bruder von 2) und 3); seit 1910 Professor in Bonn; er förderte… …   Universal-Lexikon

  • Paul Ortwin Rave — (* 10. Juli 1893 in Elberfeld; † 16. Mai 1962 in Idar Oberstein) war ein deutscher Kunsthistoriker und Direktor der Nationalgalerie Berlin. Biografie Rave studierte nach dem Ersten Weltkrieg in Bonn Altphilologie und Kunstwissenschaft und… …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Clemen — Otto Clemen, vollständig: Otto Konstantin Clemen (* 30. Dezember 1871 in Grimma; † 9. Mai 1946 in Zwickau) war ein deutscher Theologe, Pädagoge, Historiker und Bibliothekar. Er wurde vor allem durch seine Studien zu Martin Luther und zur… …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Clemen — (* 30. März 1865 in Sommerfeld bei Leipzig; † 8. Juli 1940 in Bonn) war ein deutscher evangelischer Theologe und Religionshistoriker. Clemen war der Sohn des Oberkirchenrats Christian August Julius Clemen (1838–1920) und Bruder des… …   Deutsch Wikipedia

  • Wolfgang Clemen — (* 29. März 1909 in Bonn; † 16. März 1990 in Endorf in Oberbayern) war ein bedeutender deutscher Literaturwissenschaftler, Anglist und Shakespeareforscher. Sein Vater war Paul Clemen, ein bekannter Kunsthistoriker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Monstranz (St. Peter und Paul, Ratingen) — Rheinische Turmmonstranz der Kirche St. Peter und Paul in Ratingen. Die Monstranz der Kirche St. Peter und Paul in Ratingen ist „die bedeutendeste des 14. Jh. am ganzen Rhein“.[1] Die …   Deutsch Wikipedia

  • Alt St. Paul — Triptychon aus St. Paul (1560) St. Paul ist der Name einer ehemaligen romanischen Pfarrkirche und Pfarrei der mittelalterlichen Stadt Köln, die später der Stiftskirche St. Andreas unterstand. Sie war anfänglich ein einschiffiger Saalbau der… …   Deutsch Wikipedia

  • Niederich (Köln) — Taufkapelle St. Kunibert (um 1260/70) …   Deutsch Wikipedia

  • Stadtmauer (Köln) — Die Stadtmauer von Köln war eine in mehreren Bauphasen über Jahrhunderte errichtete Befestigung. Die erste aus schriftlicher Überlieferung bekannte stammte aus der Römerzeit, nachdem die Stadt zur „Colonia Claudia Ara Agrippinensium“ ernannt… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”