- Paul Reimers
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Paul Reimers (* 14. Februar 1902; † 5. November 1984 in Bremen) war ein deutscher Jurist und Richter am Volksgerichtshof. Reimers und Hans-Joachim Rehse waren die einzigen Richter am Volksgerichtshof, gegen die nach dem Ende des NS-Regimes eine Anklage erhoben wurde.
Leben
Als Sohn eines Brunnenbauers studierte er das Fach Rechtswissenschaften. An der Universität Marburg erlangte er 1925 die Promotion zum Dr. jur. mit dem Thema Über das metaphysische Element des Rechtsgedankens und die psychologische Wurzel des Urteils – eine Vorstudie zur Jung’schen Lehre von der Gerechtigkeit in der Positivität.
Am 1. Mai 1933 wurde er Mitglied der NSDAP mit der Mitglieds-Nr. 2817533. Seine Laufbahn als Richter begann 1934 als Amtsrichter am Landgericht Berlin. Sechs Jahre später wurde er an ein Sondergericht in Berlin versetzt. Vom 27. Mai 1943 bis zum 26. Januar 1945 war er Mitglied verschiedener Senate am Volksgerichtshof.
Nach Kriegsende setzte er seine Richtertätigkeit fort, und zwar ab 1955 in Hechingen wieder auf dem Gebiet des Strafrechts. Später kam er als Landgerichtsrat nach Ravensburg, wo er 1963 in Pension ging. Im Jahre 1960 lehnte der Stuttgarter Generalstaatsanwalt Erich Nellmann beim Oberlandesgericht Stuttgart eine Anklage gegen Reimers durch die Einstellung eines Ermittlungsverfahrens[1] ab, da er eine Unbescholtenheit bei Reimers vorliegen sah.
Am 6. September 1984 ließ das Landgericht Berlin die Anklage gegen Reimers wegen der vollstreckten Todesurteile in 97 Fällen zu, die er teils als Hilfsrichter, teils als Vorsitzender der Senate des Volksgerichtshofs aus niedrigen Beweggründen in selbständigen Prozesshandlungen mit anderen herbeigeführt haben sollte. Die vorliegende Anklageschrift umfasste 866 Seiten als ein Resultat von 15 Jahre langen Ermittlungen.
Um einem Prozesse zu entgehen, hatte sich Reimers in Bremen von einem Arzt eine Bescheinigung der Prozessunfähigkeit ausstellen lassen. Bis zuletzt zeigte er keine Reue gegenüber der Öffentlichkeit wegen seiner Art der Richtertätigkeit im NS-Regime. Er erhängte sich am 5. November 1984 in Bremen.
Referenzen
- Hansjoachim W. Koch: Volksgerichtshof – Politische Justiz im 3. Reich. München 1988
- Günther Wieland: Das war der Volksgerichtshof. Berlin 1989
- Wolfgang Stadler: „… Juristisch bin ich nicht zu fassen“ – Die Verfahren des Volksgerichts Wien gegen Richter und Staatsanwälte 1945–1955. Wien 2007
- Dietrich Strothmann: Prozeßbeginn gegen einen Richter am Volksgerichtshof / Späte Sühne doch jetzt zu spät / Nach vier Jahren Ermittlung: Die Anklageschrift liegt vor. In: Die Zeit. Nr. 38/1984.
- Gestorben. In: Der Spiegel. Nr. 46, 1984 (online).
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Az: Js 4/60
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