Peiting

Peiting
Wappen Deutschlandkarte
Wappen von Peiting
Peiting
Deutschlandkarte, Position von Peiting hervorgehoben
47.810.933333333333718
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Weilheim-Schongau
Höhe: 718 m ü. NN
Fläche: 75,14 km²
Einwohner:

11.611 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 155 Einwohner je km²
Postleitzahl: 86971
Vorwahl: 08861
Kfz-Kennzeichen: WM
Gemeindeschlüssel: 09 1 90 140
Adresse der
Marktverwaltung:
Hauptplatz 2
86971 Peiting
Webpräsenz: www.peiting.de
Bürgermeister: Michael Asam (SPD)
Lage von Peiting im Landkreis Weilheim-Schongau
Starnberger See Ammersee Landkreis Ostallgäu Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen Landkreis Garmisch-Partenkirchen Landkreis Starnberg Landkreis Landsberg am Lech Wildsteig Wielenbach Wessobrunn Weilheim in Oberbayern Steingaden Sindelsdorf Seeshaupt Schwabsoien Schwabbruck Schongau Rottenbuch Raisting Prem Polling (bei Weilheim) Penzberg Peiting Peißenberg Pähl Obersöchering Oberhausen (bei Peißenberg) Ingenried Iffeldorf Huglfing Hohenpeißenberg Hohenfurch Habach Eglfing Eberfing Burggen Böbing Bernried am Starnberger See Bernbeuren Antdorf Altenstadt (Oberbayern)Karte
Über dieses Bild

Peiting ist ein Markt im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau.

Umgeben von den Moränenhügeln Schlossberg, Kalvarienberg, Schnaidberg und Bühlach ist Peiting ein Ort, der sich trotz der Bevölkerungszunahme nach dem Zweiten Weltkrieg seinen bayerisch-dörflichen Charakter erhalten konnte. Zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe sind außerhalb des Ortskerns in verschiedenen Weilern angesiedelt. Zur Gemeinde Peiting gehört auch die Siedlung Herzogsägmühle, eine Einrichtung der Diakonie. Der Ortsname leitet sich vermutlich von dem Adelsgeschlecht der Peutinger ab das sich wohl schon im 6. Jahrhundert im Ortsgebiet ansiedelte.[2] Geschichtlich am bedeutungsvollsten ist der Ort als Stammsitz der hier einst ansässigen Welfen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Peiting liegt in der Region Oberland.

Gemarkungen

Dialekt

Obwohl Peiting politisch zum Regierungsbezirk Oberbayern gehört, wird im Ort kein typisches (Mittel)Bairisch wie in weiten Teilen Ober- und Niederbayerns gesprochen, sondern der sog. Lechrainer Dialekt, welcher bairische und alemannische Sprachelemente verbindet und charakteristisch für das Gebiet unmittelbar östlich des Lechs ist.

Wappen

Im Jahre 1438 verlieh Herzog Ernst Peiting dem Ort ein eigenes Ortswappen, das wittelbachische Rautenwappen mit einem schrägen, roten Querbalken. Es war erst die 4. Wappenverleihung in Bayern an einen Ort.

Geschichte

Wallfahrtskapelle Maria Egg
Pfarrkirche St. Michael
Schilder in Peiting
Gumpen an der Peitnach

Funde erster Besiedlung am Ostufer des Lechs reichen in das dritte vorchristliche Jahrtausend zurück.[3] Früheste Funde sind ein Steinbeil und Tonscherben.[4] Es gibt bronzezeitliche Gräber auf dem Bühlachberg, auch Kelten und Römer hinterließen Spuren.[3] Auf den „Neukirchwiesen“ war in der Römerzeit ein großer Gutshof mit vielen Nebengebäuden.[4] Nach den Römern besiedelten die Alemannen das Gebiet.[4]

Die erste urkundliche Erwähnung Peitings war 1055 als "neue" Burg Peiting der hier ansässigen Welfen, die Welfenburg befand sich auf dem Schlossberg und war Mittelpunkt aller Handlungen der Lechrainer Welfen. Diese Welfen nahmen u. a. auch an Kreuzzügen teil und gründeten die Klöster Rottenbuch und Steingaden. Die Peitinger Welfenlinie starb 1191 aus.[5] Der letzte dieser Linie war Welf VI.[6] Durch ein Erdbeben im Jahr 1348 stürzte die Welfenburg teilweise ein.[7] Im Jahre 1438 erhielt Peiting durch den bayerischen Herzog Ernst das Marktrecht. Die Stadt Schongau aber sah sich durch diese Herausstellung Peitings in "ihren Freiheiten beeinträchtigt" und bat den Herzog, den Peitingern das Marktrecht wieder abzusprechen. Das Ersuchen wurde aber abgewiesen und Herzog Albrecht bestätigte 1455 den Peitingern das Marktrecht erneut. 1490 wurde das Peitinger Marktgericht mit der Stadt Schongau vereinigt.[8] Im Dreißigjährigen Krieg, im Jahr 1632 wurde die Welfenburg von den Schweden vollständig zerstört.[7] Zur selben Zeit brach das "hitzige Fieber" (vermutlich Flecktyphus) aus, an dem in Peiting im Jahre 1632 etwa 400 Menschen starben.[9] Sowohl im Spanischen Erbfolgekrieg als auch im Österreichischen Erbfolgekrieg fielen feindliche Truppen über Peiting her, brandschatzten und plünderten es.[10]

Peiting wurde im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern 1818 eine selbstständige politische Gemeinde. Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde ein Kohlebergwerk in Peiting errichtet. Nach 1945 kamen 1.500 Heimatvertriebene als Flüchtlinge nach Peiting. Im Jahre 1957 hatte das Kohlenbergwerk Peiting mit 882 Bergleuten und 47 Angestellten seinen höchsten Belegschaftsstand.[11] 1958 erhielt das damals größte Dorf Oberbayerns erneut das formelle Marktrecht.[7] 1968 wurde das Bergwerk geschlossen. Es folgte eine kurze wirtschaftliche Krise. Schnell siedelten sich neue Betriebe an. 1976 wurde Birkland eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

Jahr 1840 1900 1939 1961 1970 1987 2000 2005 2010
Anzahl der Einwohner[12] 1.727 2.361 5.495 8.385 9.664 10.319 11.834 11.924 11.848

Politik

Bürgermeister ist Michael Asam (SPD).

Die Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 1999 umgerechnet 5.443.000 €, davon betrugen die Gewerbesteuereinnahmen (netto) umgerechnet 1.298.000 €.

Gemeinderat

Ergebnisse der Gemeinderatswahlen
Partei / Liste Wahl 2008[13] Wahl 2002[14]
Stimmenanteil Sitze Stimmenanteil Sitze
SPD 46,4 % 11 40,7 % 10
CSU 36,5 % 9 43,3 % 11
Bürgervereinigung 17,1 % 4 12,9 % 3
Deutsche Partei - - 3,1 % -
Gesamt 100 % 24 100 % 24
Wahlbeteiligung 65,6 % 62,3 %

Wirtschaft und Infrastruktur

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es 1998 insgesamt 3674. Im verarbeitenden Gewerbe gab es keine, im Bauhauptgewerbe 14 Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 1999 135 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 3488 ha. Davon waren 185 ha Ackerfläche und 3293 ha Dauergrünfläche.

Öffentliche Einrichtungen

Es gibt folgende Einrichtungen (Stand: 1999):

  • Kindergärten: 347 Kindergartenplätze mit 375 Kindern
  • Volksschulen: 3 mit 45 Lehrern und 897 Schülern
  • Peitinger Wellenfreibad mit Volleyballplatz

Verkehr

Peiting ist Knotenpunkt dreier Bundesstraßen. Die B 472 verläuft von Irschenberg über Bad Tölz nach Marktoberdorf in Ost-West-Richtung. Die B 17 verläuft von Augsburg nach Füssen in Nord-Süd-Richtung. Die B 23 ist die schnellste Verbindung von Peiting nach Garmisch-Partenkirchen und weiter zum Grenzübergang nach Scharnitz in Tirol. Bis Anfang der 1990er Jahre litten die Anwohner unter Stau und Verkehrslärm, heute jedoch kann der Ortskern auf der gut ausgebauten Umgehungsstraße umfahren werden.

Es gibt zwei Bahnhöfe in Peiting an der Bahnstrecke Weilheim–Schongau. Auf dieser Strecke verkehren im Stundentakt Dieseltriebwagen der Bayerischen Regiobahn.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

  • Museum im Klösterle

Bauwerke

  • Der Funkturm Rottenbuch ist der höchste Holzturm Deutschlands und möglicherweise das zweithöchste zurzeit existierende Holzbauwerk der Welt. Von allen heute existierenden Holztürmen ist nur der Sendeturm in Gleiwitz höher.
  • Das ortseigene Windkraftrad, das trotz vieler Proteste auf dem Bühlach errichtet wurde, und heute von einer privaten Investorengemeinschaft betrieben wird.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Gemeinde

Mit dem Ort verbundene Persönlichkeiten

Sonstiges

  • Judoabteilung
  • Eishockeyverein EC im TSV Peiting
  • Fußballverein FA Peiting
  • Villa Rustica Peiting
  • Fischereiverein Peiting [1]
  • Das Moor bei Peiting ist Fundort der ca. 1000 Jahre alten Frau von Peiting, auch "Rosalinde" genannt.
  • Perfekte Anbindung an unzählige, auch kartographierte Radwege z.B. der König Ludwig Radweg
  • Kegelverein SKV im TSV Peiting spielt in der 1. Bundesliga 120 Wurf

Literatur

  • Karl Fliegauf: Chronik der Gemeinde Peiting in fünf Bänden

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Quartale (hier viertes Quartal, Stichtag zum Quartalsende) (Hilfe dazu)
  2. vgl. Das Geschlecht der Peutinger - Ministrale der Welfen. In: Karl Fliegauf: Chronik der Gemeinde Peiting, Band 1, Seite 159 ff
  3. a b Georg Paula, Stefanie Berg-Hobohm: Landkreis Weilheim-Schongau: Denkmäler in Bayern., Karl M Lipp Verlag München 2003, Band 1, Seite 238
  4. a b c Markt Peiting. In: Der Landkreis Weilheim-Schongau. Herausgeber: Landratsamt Weilheim-Schongau 2010, Texte: Max Biller (Kreisarchivpfleger), Helmut Schmidbauer (Kreisheimatpfleger), Seite 65 bis 69
  5. A. Stuhlfauth: Peiting und Schongau (Altenstadt) unten den Welfen (1050-1200), Historischer Verein von und für Oberbayern, München 1920, Seite 4
  6. A. Stuhlfauth: Peiting und Schongau (Altenstadt) unten den Welfen (1050-1200), Historischer Verein von und für Oberbayern, München 1920, Seite 8 f
  7. a b c Georg Paula, Stefanie Berg-Hobohm: Landkreis Weilheim-Schongau: Denkmäler in Bayern., Karl M Lipp Verlag München 2003, Band 1, Seite 239
  8. Karl Fliegauf: Peitinger Heimatfreund, Bd. 1, 27
  9. Ortsgeschichte von Peiting, abgerufen am 29. Oktober 2009
  10. Karl Fliegauf: Peitinger Heimatfreund, Bd. 1, Seite 29
  11. Paul Zerle: 135 Jahre Kohlenbergwerk Peissenberg 1837 - 1972, Seite 36
  12. Kommunalstatistik von Peiting, abgerufen am 22. Oktober 2010
  13. Kommunalwahl Peiting 2008: Gemeinderat, abgerufen am 22. Oktober 2010
  14. Ergebnis der Kommunalwahl 2002, abgerufen am 3. März 2011
  15. Ehrenbürger. in: Max Biller: Hohenpeißenberger Heimatlexikon, 1998, Seite 178 f
  16. merkur-online.de, abgerufen am 6. März 2010
  17. Buchpräsentation von Michael Dacher, abgerufen am 28. September 2010
  18. Weilheimer Tagblatt, 7. Juli 2011, Seite 1 Lokalteil

Weblinks

 Commons: Peiting – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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