- Perkeo
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Der kleinwüchsige Perkeo, eigentlich Clemens Pankert, nach anderen Quellen Giovanni Clementi (* 1702 in Salurn; † um 1773/80) war zunächst Hofzwerg, dann Hofmeister und Mundschenk in Heidelberg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ursprünglich kam er aus Salurn in Tirol (jetzt Südtirol), wo ihn der pfälzische Kurfürst Karl III. Philipp in seiner Zeit als Statthalter Tirols um 1720 entdeckt und als Kuriosität mitgenommen hatte. Die Erinnerung an ihn ist von Legenden und Anekdoten umwoben.
Zunächst war er als Hofzwerg an den Hof gekommen, als Kuriosität zur Belustigung des Fürsten und des Hofstaates. Sein Künstlername soll sich daraus ableiten, dass er auf die Frage, ob man nicht noch ein Glas Wein heben könnte, auf italienisch antwortete: „perché no?“ (Warum nicht? = Na klar doch!).
Seine Aufgabe später als Hofmeister und Mundschenk war, auf den Inhalt des kurfürstlichen Weinkellers und insbesondere auf den Inhalt des Großen Fasses des Heidelberger Schlosses, achtzugeben, mit 221.726 Liter Fassungsvermögen das größte Fass der Welt.
Perkeo war für seinen ausgeprägten Weinkonsum bekannt, Wein sei seit Kindesbeinen das einzige Getränk gewesen, das er zu sich genommen habe. Angeblich trank er an einem Tag 20 bis 30 Liter Flüssigkeit. Wahrscheinlich litt er an einem angeborenen ADH-Mangel (siehe Diabetes insipidus). Seine „Zwergenhaftigkeit“ liegt wahrscheinlich in Pseudoachondroplasie begründet.[1]
Perkeo wurde in seinem achten Lebensjahrzehnt erstmals krank. Ein Arzt riet ihm dringlich von Weingenuss ab und empfahl, Wasser zu trinken. Trotz großer Skepsis und Furcht nahm Perkeo diesen Rat an und verstarb am Folgetag.
Rezeption
Nach ihm ist ein Gasthaus in der Heidelberger Innenstadt benannt: Zum Perkeo. Die Schnurren seines Lebens finden sich im Heidelberger Schloss auf Tafeln angeschlagen. Viktor von Scheffel schrieb das Studentenlied Das war der Zwerg Perkeo.
Die Figur des Perkeo gilt zwar als spezifisch für Heidelberg, ist aber auch aus anderen Residenzen der Zeit überliefert. In Heidelberg symbolisiert er die heimische Weinkultur. Seit einigen Jahren feiert Perkeo seine Wiederauferstehung in der Kurpfalz als Traditionsfigur in der Heidelberger Fastnacht, ebenso in Salurn. Perkeo ist auch der Name eines Neutronen-Zerfall-Experiments der Universität Heidelberg.[2]
Die Beauftragung Perkeos als Fasswächter liest sich bei Reinhard Hoppe wie eine Persiflage:
„In Heidelberg ließ ihm der Kurfürst eine farbige Uniform machen, steckte ihm einen großen Orden an und hängte ihm einen riesigen Kellerschlüssel an die Seite. Perkeo erfreute den ganzen Hofstaat und die Bürger der Stadt durch seine Späße. Schon zu seinen Lebzeiten wurde ihm ein Denkmal errichtet, das er selbst entworfen und angefertigt hatte. Heute steht es an der Wand neben dem Faß, und dabei hängt seine geheimnisvolle Uhr. Zieht nur am Ring, dann könnt ihr das kunstvolle Werk betrachten!“
– Reinhard Hoppe: Heimat um Heidelberg [3]
Im Anschluss zitiert Hoppe aus dem Lied von Viktor von Scheffel:
„Das war der Zwerg Perkeo im Heidelberger Schloß,
An Wuchse klein und winzig, an Durste riesengroß.
Man schalt ihn einen Narren, er dachte: ‚Liebe Leut',
Wärt' Ihr wie ich doch alle feuchtfröhlich und gescheut!“– Viktor von Scheffel.[4]
Literatur
- Walter Laufenberg: Der Zwerg von Heidelberg - Perkeo, Hofnarr auf dem Schloß der Pfälzer Kurfürsten. Biographischer Roman, Stuttgart 1990
- Taschenbuch-Neuauflage vom Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2008, ISBN 978-3-89735-539-2
Weblinks
Commons: Perkeo – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Perkeo – Quellen und Volltexte- Badische Heimat- und Landeskunde
- Perkeo-Gesellschaft
- PerkeosMaschggra („Perkeosmaskerade“) in Salurn
- Der Bierprügel: "Das war der Zwerg Perkeo" gesungen
Einzelnachweise
- ↑ Gudrun Rappold: Zu klein geraten. In: Ruperto Carola, Heidelberg 2/2002
- ↑ Perkeo auf uni-heidelberg.de
- ↑ Reinhard Hoppe: Heimat um Heidelberg
- ↑ Gesamter Liedtext Scheffels.
- Walter Laufenberg: Der Zwerg von Heidelberg - Perkeo, Hofnarr auf dem Schloß der Pfälzer Kurfürsten. Biographischer Roman, Stuttgart 1990
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