Salurn

Salurn
Salurn
(ital.: Salorno)
Wappen von Salurn
Salurn (Südtirol)
Salurn
Salurn
Lage von Salurn in Südtirol
Bezirksgemeinschaft Überetsch-Unterland
Provinz: Bozen (Südtirol)
Region: Trentino-Südtirol
Staat: Italien
Einwohner (VZ 2001/31.12.2010): 2.938/3.536
Sprachgruppen
laut Volkszählung 2001:
37,43 % deutsch
62,19 % italienisch
0,39 % ladinisch
Koordinaten 46° 14′ N, 11° 12′ O46.23333333333311.2224Koordinaten: 46° 14′ N, 11° 12′ O
Meereshöhe: 224 m s.l.m.
Fläche/Dauer-
siedlungsraum:
33,2/10,0 km²
Fraktionen: Buchholz, Gfrill, Salurn
Nachbargemeinden: Capriana, Cembra, Faver, Giovo, Grauno, Grumes, Kurtinig, Margreid, Mezzocorona, Montan, Neumarkt, Roverè della Luna, Valda
Postleitzahl: 39040
Vorwahl: 0471
ISTAT-Nummer: 021076
Steuernummer: 80010970210
Politik
Bürgermeister (2010): Giorgio Marco Giacomozzi (Bürgerliste)

Salurn (italienisch Salorno) ist das südlichste Dorf Südtirols und somit auch das südlichste Dorf des geschlossenen bairischen Sprachraums. Salurn hat 3536 Einwohner (Stand 31. Dezember 2010). Salurn liegt am Ende der Südtiroler Weinstraße, etwa 30 Kilometer südlich von Bozen, und ist das größte Weißweinanbaugebiet Südtirols. Neben Salurn fließt die Etsch, größter Fluss Südtirols und zweitgrößter Italiens, die am Reschenpass entspringt und das Unterland zweiteilt.

Im Süden liegt die Salurner Klause, die das Unterland von der anschließenden Piana Rotaliana trennt und einer der südlichsten Punkte des deutschen Sprachraumes ist. Noch etwa weitere 25 km südlich liegt nur Zermatt im schweizerischen Wallis, das den südlichsten bewohnten Punkt des geschlossenen deutschen Sprachraumes darstellt.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Salurn von der Haderburg gesehen

Salurn wurde auf einem Schuttkegel erbaut, der sich im Laufe der Zeit am Fuße des Titschenfalles bildete. Diese Erhöhung war ein natürlicher Schutz vor dem Hochwasser der Etsch, das regelmäßig das Unterland überschwemmte. So führen auch alle Straßen im historischen Ortskern trichterförmig nach unten: eine Vorsichtsmaßnahme aus früheren Epochen, als die Etsch noch häufig über die Ufer trat. Die ältesten Häuser schmiegen sich nah an die Bergwände des Geier; erst in jüngerer Zeit baute man auch weiter in die Ebene hinaus und damit näher an die Etsch. Die bisher letzte und größte Überschwemmung ereignete sich im Jahr 1981, als sich der Fluss infolge eines Dammbruchs nördlich von Salurn am frühen Morgen des 19. Juli über die Wohn- und Kulturflächen Salurns ergoss.

Mit der Salurner Klause ist eine Verengung des Etschtales südlich des Ortes gemeint, die die südliche Grenze Südtirols ist und auch als Südende des deutschsprachigen Tirols gilt. Die Salurner Klause wird in der ersten Strophe des Bozner Bergsteigerliedes Wohl ist die Welt so groß und weit genannt.

Ortsteile

Der Hauptort liegt auf 224 Meter Meereshöhe. Die Fraktion Buchholz liegt fünf Kilometer von Salurn entfernt auf 560 Meter Meereshöhe, Gfrill ist 13 Kilometer von Salurn entfernt, auf 1.300 Meter Meereshöhe. Das gesamte Salurner Gemeindegebiet umfasst 33 Quadratkilometer und ist Teil des Naturparks Trudner Horn.

Bevölkerung

Jahr Einwohnerzahl Delta
1941 2.447
1951 2.788 +13,9%
1961 2.784 +/−0%
1971 2.640 −5,2%
1981 2.542 −3,7%
1991 2.545 +/−0%
2001 2.938 +15,4%
2008 3.452 +17,5%

Die Gemeinde Salurn zählt 3.452 Einwohner (Stand 31. Dezember 2008), davon sind etwa 60 Prozent italienischer Muttersprache.

Die Bevölkerungszahl ist seit der Volkszählung im Jahre 2001 rapide angestiegen. Damals belief sich die Einwohnerzahl noch auf 2.938 Personen. Im Jahre 1981 waren es noch 2.542. Die starke Anhebung im letzten Jahrzehnt ist vor allem auf die Zuwanderung von Ausländern zurückzuführen, deren Anteil am 31. Dezember 2008 bei 18,9% oder 651 Personen lag. Zum Vergleich dazu waren es im Jahre 2001 6,4% und 2003 8,7% (262 Personen). Der Anteil der Ausländer in Südtirol beträgt im Jahre 2008 etwa 7,3%.[1] Das Überangebot an Mietwohnungen ist der wahrscheinlichste Grund für die überdurchschnittlich hohe Konzentration, da nur ein kleiner Anteil in Salurn selbst arbeitet. Anmerkung: Als Ausländer gelten alle Einwohner, die nicht die italienische Staatsbürgerschaft besitzen, somit sind in diesen Zahlen auch EU-Bürger enthalten.

In der nebenstehenden Tabelle wird die demografische Entwicklung der Gemeinde Salurn dargestellt. Im Jahr 1 eines jeden Jahrzehnts werden die Volkszählungen durchgeführt. Die Zahl des Jahres 2008 bezieht sich hingegen auf Berechnungen, die gegebenenfalls von der Realität abweichen können.

Zur Geschichte

Die Dörfer Salurn und Buchholz gehen auf römerzeitliche Siedlungen zurück, entstanden also schon zur Zeitenwende. In Buchholz gibt es noch Reste eines alten Römerweges und am Galgenbühel, einer kleinen Erhebung südlich von Salurn, die als Hinrichtungsstätte diente, fand man einen großen römerzeitlichen Friedhof. Der Hügel wurde in den letzten Jahrzehnten zur Schottergrube und vollständig abgetragen.

Salurn wird im Jahre 575 n. Chr. erstmals urkundlich erwähnt: Hier fand der Kampf statt, bei dem der langobardische Herzog von Trient die nach Süden vordringenden Franken zurückschlagen konnte. Unter dem Namen Salurnis fand der Ort an der Klause Eingang in die Annalen der Geschichte.

Der Grund für den Aufstieg Salurns ist seine strategische Lage. Nicht nur die Klause war von Bedeutung, hier beginnt auch der Weg über den Saúchsattel ins Cembratal, über das man die Klause umgehen konnte. Das gesamte Unterland war damals ein Sumpf und deshalb oft unpassierbar. Auf diesen Weg musste im Jahre 1494 auch der Künstler Albrecht Dürer ausweichen, weshalb er Dürerweg genannt wurde. Das Dorf war wegen der Lage auf der Nord-Südachse auch Poststation, wie die Nennung in der Jüngeren Augsburger Meilenscheibe beweist.

Die Haderburg bei Salurn

Viele Zeugen der Geschichte sind erhalten geblieben, so zum Beispiel gibt es in Buchholz noch alte Kalkgruben, in denen Kalk gebrannt wurde, und zwei Wolfsgruben, Fallen aus einer Zeit, als in vielen Wäldern Europas noch Bären und Wölfe lebten. Außerdem steht in Buchholz eine alte Mühle, die erst vor wenigen Jahren restauriert wurde. Oberhalb des Dorfes thront auf einem Felszahn die Haderburg, Schauplatz der Sage Der alte Weinkeller bei Salurn, die in der Sammlung Deutsche Sagen der Brüder Grimm enthalten ist[2].

20. Jahrhundert

Salurn wurde zusammen mit Südtirol und weiteren Gebieten im Jahre 1920 nach dem Ersten Weltkrieg auf der Grundlage des darauffolgenden Friedensvertrags von Saint-Germain von Italien annektiert, obwohl sich bereits 1915 verschiedene italienische Politiker wie auch der Trentiner Irredentist Cesare Battisti für eine Grenze bei der Salurner Klause ausgesprochen hatten[3]. Bei der Volkszählung im Jahre 1921 erklärte sich in Salurn noch die Mehrheit der Bürger der deutschen Volksgruppe angehörig, die Daten wurden aber dann von einer staatlichen Kommission korrigiert, die zum Beispiel Bewohner, die einen italienisch klingenden Familiennamen hatten, der italienischen Sprachgruppe zuordneten. Somit verlor Salurn zusammen mit anderen Unterländer Gemeinden die deutsche Mehrheit. Durch die erfolgreiche Italianisierung während des Faschismus erklärte sich nur noch eine Minderheit der deutschen Sprachgruppe angehörig, zuletzt etwa 37% der Einwohner.

Salurn gehörte in der Zeit zwischen 1921 und 1948 wie das gesamte Unterland zur Provinz Trient. Die Maßnahme wurde von der Regierung beschlossen, um die Italianisierung der sogenannten „gemischtsprachigen Gebiete“ zu forcieren. Am 30. Mai 1946 wurde auf dem Hügel Castelfeder mit einer von der Südtiroler Volkspartei organisierten Protestkundgebung (Artikel zur Kundgebung) die Rückführung des Unterlandes zur Provinz Bozen gefordert[4].

Im Jahre 1961 starb an der Landesgrenze südlich von Salurn der Straßenarbeiter Giovanni Postal, das erste – auch wenn unbeabsichtigte – Opfer des Befreiungsausschusses Südtirol (BAS), als er versuchte, eine an einem Baum angebrachte Bombe zu entschärfen.[5]

Hohe Herren in Salurn

In Salurn gibt es einige geschichtsträchtige Ansitze alter Adelsgeschlechter, unter anderem die Ansitze von Anderlan, Geburtshaus des Hartmann von An der Lan-Hochbrunn, Feigenputz, von Gelmini zu Kreutzhof, von Hausmann und der Grafen Coreth zu Coredo und Starkenberg. Außerdem stammte das Geschlecht der Webern aus dem Dorf.

Sehenswürdigkeiten

Der Salurner Wasserfall
  • Über der Salurner Klause thront die Ruine der Haderburg, das Wahrzeichen Salurns.
  • Auch gibt es sehenswerte Gassen und Plätze.
  • Salurn besitzt auch einen hohen Wasserfall, der sich im hinteren Bereich des Dorfes befindet. Das Wasser stürzt aber nur noch nach starken Regenfällen von den senkrechten Felswänden des Geierberges, da bei Arbeiten der Wildbachverbauung irrtümlicherweise die wasserundurchlässige Erdschicht abgetragen wurde.

Vereine und Verbände

In Salurn herrscht ein reges Vereinsleben, das das Dorfleben prägt. Unter anderem gibt es eine Rettungswache des Landesrettungsvereins Weißes Kreuz, die Freiwillige Feuerwehr, die Musikkapelle, Ortsgruppen des Südtiroler Bauernbundes, den Bäuerinnen und des Alpenverein Südtirols, deren italienische Pendants Coldiretti, Donne Rurali und Club Alpino Italiano, die Südtiroler Bauernjugend, verschiedene Chöre und Freizeitvereine.

Die wichtigsten Sportvereine sind der Fußballclub SV Salurn, der in der Oberliga spielt; der Frauenbroomballverein GS Geier, der 2009 zum zehnten Mal Italienmeister wurde, der fünfmalige Broomball-Italienmeister S.V. Buchholz '89 und das Volleyteam VT Salurn.

Söhne und Töchter des Dorfes

Einer der berühmtesten Söhne Salurns ist der Feldmarschallleutnant Franz Philipp Fenner von Fenneberg (1759–1824), der gegen Franzosen und Türken kämpfte und die Tiroler Kaiserjäger gründete. Ein anderer ist der legendäre Heidelberger Zwerg Perkeo und Wächter des großen Fasses des Heidelberger Schlosses, der stets „perché no?“ (italienisch: Warum nicht?) gesagt haben soll, wenn ihm etwas zu trinken angeboten wurde. Ein berühmter Salurner dieses Jahrhunderts ist Josef Noldin (1888-1929), der sich in der faschistischen Zwischenkriegszeit an der Gründung von deutschsprachigen Katakombenschulen beteiligt hatte und dafür einige Jahre auf die süditalienische Insel Lipari verbannt wurde.

Weitere Persönlichkeiten:

Maschggra (Fasching)

Salurn hat eine alte Maschggratradition. Bis zur Wende zum 20. Jahrhundert gab es im Dorf einen Egetmannumzug, noch 1949 gab es einen Faschingszug mit rund 400 Mitwirkenden und dem Motto "Tausend und eine Nacht". Doch zuletzt verflachte die Tradition.

Im Jahr 2010 wurde versucht, den Fasching wieder aufleben zu lassen. Rund um die historische Figur des Perkeo, eines gebürtigen Salurners, wurde ein neuer Umzug im Stile einer alten Unterlandler Maschggra konzipiert. Perkeo kehrt aus Heidelberg zurück, um die Herrschaft im Dorf zu übernehmen. Von der Schlüsselübergabe durch den Bürgermeister am Unsinnigen Donnerstag über den Umzug am Samstag bis zur Schlüsselrückgabe am Faschingsdienstag steht Salurn eine Woche lang im Zeichen des trinkfesten Zwerges[7].

Literatur

  • Karl Finsterwalder: Die Flur- und Ortsnamen von Salurn. In: Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum. 18, 1938, S. 643–694.
  • Otto Stolz: Neumarkt und Salurn in ihren Beziehungen zur Tiroler Landesgeschichte. In: Der Schlern. 20, 1946, S. 292–299.
  • Hannes Obermair: Soziale Produktion von Recht? Das Weistum des Gerichts Salurn in Südtirol von 1403. In: Concilium Medii Aevi. 4, 2001, S. 179–208; und in: Tiroler Heimat. 65, 2001, S. 5–24. (online, PDF-Datei; 274 kB)
  • Hannes Obermair: Diritto come produzione sociale? Riflessioni su uno statuto rurale alpino della Val d’Adige del primo Quattrocento. In: Corona Alpium II. Miscellanea di studi in onore di Carlo Alberto Mastrelli (Archivio per l’Alto Adige 97/98). Florenz 2003/04, S. 337–367, und in: Rivista Storica del Lazio. 21, 2005/2006, S. 171–191.
  • Walter Landi: Haderburg – die Feste an der Salurner Klause. Burgen 5. Schnell & Steiner, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7954-2163-2.

Einzelnachweise

  1. Autonome Provinz Bozen-Südtirol, Landesinstitut für Statistik – ASTAT
  2. http://www.zeno.org/Literatur/M/Grimm,+Jacob+und+Wilhelm/Sagen/Deutsche+Sagen/Erster+Band/15.+Der+alte+Weinkeller+bei+Salurn
  3. Antonio Scottà, La Conferenza di pace di Parigi fra ieri e domani (1919-1920), gesehen bei Google bücher, am 25. Jänner 2011
  4. Gemeinde Kurtinig (Hrsg.): Kurtinig – Ein Dorf an der Sprachgrenze in Vergangenheit und Gegenwart.
  5. Hans Karl Peterlini: Südtiroler Bombenjahre. Raetia Edition, Bozen 2003.
  6. Michael Forcher, Hans Karl Peterlini: Südtirol in Geschichte und Gegenwart. Haymon, Innsbruck 2010, ISBN 978-3-85218-636-8, S. 206-207
  7. Website über PerkeosMaschggra, gesichtet am 10. Oktober 2010

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Salurn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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