Perlenbach-Fuhrtsbachtal-Talsystem

Perlenbach-Fuhrtsbachtal-Talsystem
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Perlenbach im April

Das Naturschutzgebiet Perlenbach-Fuhrtsbachtal ist ein 331 ha großes Naturschutzgebiet im Kreis Aachen, das durch Niedermoorvegetation sowie Nassgrünlandbrachen mit Seggenrieden und Röhrichtbeständen auffällt. Es befindet sich auf einer Höhe von 465 m bis 615 m über NN bei Monschau, westlich von Kalterherberg sowie südlich des Ortes Höfen und gehört damit zur Monschauer-Hellentaler Waldhochfläche. Es umfasst zwei je ca. 5 km lange und etwa 25-100 m breite Bachtäler.

Inhaltsverzeichnis

Geologie

Der geologische Untergrund des Gebietes ist rein unterdevonisch und umfasst Stufen der Siegen-Stufe. Er ist durch quarzdurchsetzte Tonschiefer geprägt, die zum Bereich der Mittleren und Oberen Rurberg-Schichten gehören. Seltener findet man Sandsteinformationen. Im Bereich des Fuhrtsbachtales existieren auch Wüstebach-Schichten mit fast schwarzen Tonschiefern. Der Boden besteht aus saurer Braunerde, die in Bachnähe als Gleye ausgebildet ist.

Geschichte

Ursprünglich war das Gebiet mit Buchenwäldern bewachsen, die aber vermutlich schon im 12. Jahrhundert gerodet wurden. Man nutzte die frei gewordene Fläche über einen Zeitraum von mehr als 600 Jahren landwirtschaftlich, wobei das Umland der Bäche durch Wiesenbewässerung in sogenannten Flüxgräben bewässert und gedüngt wurde. Hierbei ließ man im Frühjahr über einen Zuleitungskanal im oberen Bachbereich schwebstoffhaltiges Bachwasser über die Wiesen fließen, das diese mit frischen Nährstoffen versorgte. Nach Abfließen des Wassers konnte im Juli, also deutlich später als in der umgebenden Region, gemäht werden. Für die Natur bot dies den großen Vorteil, dass sie einen großen Teil des Jahres unberührt blieb, da das eingefahrene Heu lediglich als Winterfutter diente. Die Situation änderte sich ab ca. 1950. Durch die Einführung des Kunstdüngers wurde diese Düngemethode unwirtschaftlich, da Heu auf offenen Flächen mit wesentlich geringerem Aufwand gewonnen werden konnte. Die Heuernte im Tal lohnte nicht mehr und man begann, in einem ersten Anlauf zur Zeit Preußens und dann erneut nach Ende des 2. Weltkrieges im Bereich des Tales und seiner Umgebung, Fichten anzupflanzen. Der Waldbestand der Region war im 17. und 18. Jahrhundert zum großen Teil der Brennholzgewinnung zum Opfer gefallen. Die neu wachsenden Fichten erstickten mehr und mehr, durch ihr Nadeldach, die darunter liegende Vegetation und verdrängten immer mehr Pflanzen und Tiere aus dem Verlauf des Baches.

Die Täler des Perl- und Fuhrtsbaches wurden 1976 unter Naturschutz gestellt.[1] 1980 begannen Mitarbeiter des Naturparks Nordeifel sowie der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat und Naturpflege damit, die Fichten zu roden, Erlen entlang des Bachlaufes zu pflanzen und man bemühte sich, den Bach wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen.

Das Perlenbachtal ist gleichfalls als Natura 2000-Gebiet geschützt.[2]

Vegetationstypen

Im Naturschutzgebiet findet man unterschiedliche Vegetationstypen. Im Randbereich der Bäche existiert die typische Feucht- und Nasswiesen-Vegetation, die hier vor allem durch den Schlangenknöterich geprägt ist. Hieran schließt sich der Bereich der Talauen und damit in größerem Abstand, zum potentiell überfluteten Bachbereich, die typische Vegetation der Bärwurzwiesen an. Diese stellen, im speziellen Fall des Naturschutzgebietes Perlenbach-Fuhrtsbachtal, Narzissenwiesen dar, die im Grunde genommen aber Bärwurzwiesen Festuca rubra-Meum athamanthicum sind. Sie finden sich ebenfalls im Bereich des Mager- bzw. Borstgrasrasens, der sich im trockneren und nährstoffärmeren Talbereich befindet. Fragmentarisch lassen sich kleine Flächen der Weidelgras-Weißklee-Weide-Vegetation sowie die früher weit verbreitete Heidevegetation entdecken.

Flora und Fauna

Das Naturschutzgebiet Perlenbach-Fuhrtsbachtal fällt durch seine Artenvielfalt auf. Hier findet man ca. 364 verschiedene Farn- und Blütenpflanzen, von denen 60 auf der Roten Liste stehen. Hierzu zählt der, sonst nur im Hochgebirge vorkommende, Rollfarn Cryptogramma crispa. Wie die Projektgruppe Molluskenkartierung 1992 feststellte, wachsen in der feuchten Region mehr als 70 Moosarten, wobei Calliergon giganteum und Sphagnum warnstorfii auf der Roten Liste stehen.

Eventuell im Tal verschwunden sind die Bestände des Sumpf-Läusekrauts Pedicularis palustris und die Wenigblütige Segge Carex pauciflora. Das landesweit einzige Vorkommen der Heide-Wicke Vicia orobus existiert in diesem Naturschutzgebiet.

Der mäandrierende Bachlauf bietet 45 Schnecken- und Muschelarten ein geeignetes Biotop. Das einzige Vorkommen der Flussperlmuschel Margaritifera margaritifera in Nordrhein-Westfalen ist im Schutzgebiet erhalten geblieben. Zu einer ebenfalls extrem bedrohten Spezies gehört die im Naturschutzgebiet vorkommende Dunker's Quellschnecke Bythinella dunkeri.

Biologen bestimmten 35 Tagfalterarten, darunter den Blauschillernden Feuerfalter Lycaena helle, den Randring-Perlmutterfalter (Boloria eunomia, den Lilagold-Feuerfalter Lycaena hippothoe und den Kleinen Feuerfalter Lycaena hippothoe. Beide Arten des Feuerfalters können als ein Relikt der Eiszeit betrachtet werden, da er auf das dauernd kühle und feuchte Klima des Tales, mit Jahresmitteltemperaturen von 6 - 6,5° C, angewiesen ist. Die Raupen ernähren sich ausschließlich von Blättern des Schlangenknöterichs.

Mindestens 12 Libellenarten, darunter die stark gefährdete Blauflügel-Prachtlibelle Calyopteryx virgo und die Zweigestreifte Quelljungfer Cordulegaster boltonii, finden ihren Lebensraum im Umfeld des Baches.

Im Bachlauf leben mindestens sieben heimische Fischarten, darunter die Elritze (Phoxinus phoxinus, die Schmerle Barbatula barbatula, die Äsche Thymallus thymallus, die Bachforelle Salmo trutta fario, die Groppe)) Cottus gobio sowie das zu den Rundmäulern gehörende Bachneunauge Lampetra planeri. 9 Amphibien- und Reptilienarten wie beispielsweise die grau-braune Waldeidechse Zootoca vivipara sind hier heimisch.

In den umliegenden Wäldern sowie im direkten Bachumfeld findet man 80 Vogelarten, darunter die starengroße Wasseramsel Cinclus cinclus, den Eisvogel Alcedo atthis oder die Weidenmeise Parus montanus. Hinzu kommen mehr als 40 Säugetierarten, darunter die bedrohte Wimperfledermaus Myotis emarginatus, die Fransenfledermaus Myotis nattereri, das Braune Langohr Plecotus auritus oder die Wildkatze Felis silvestris. Seit dem Jahr 2000 haben sich die ersten Biber Astor fiber im Bachbereich angesiedelt.

Touristenattraktion Narzissenblüte

Narzissenwiese Anfang April im Perlenbachtal

Als touristische Attraktion ist die alljährlich, ab Ende März bis Mitte Mai, stattfindende Narzissenblüte zu erwähnen. Im Naturschutzgebiet blühen mehr als 10 Millionen wild wachsender Gelber Narzissen Narcissus pseudonarcissus. Neben der Rureifel bietet in Deutschland lediglich der Hunsrück diesen Pflanzen einen Lebensraum. Die Narzissenblüte zieht jedes Jahr zehntausende Touristen in die engen Täler. Diese wird daher zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Region.

Bedrohung des Naturschutzgebietes

Während die Abgeschiedenheit dieses Naturschutzgebietes, im Laufe des Jahres, ausreichenden Schutz bietet, ändert sich die Situation während der Narzissenblüte im Frühjahr. Große Besuchermengen durchwandern die Narzissenfelder. Trotz eines absoluten Pflückverbotes und gestiegenem Verantwortungsbewusstsein der Besucher, werden weiterhin die ausgewiesenen Wanderwege verlassen, vereinzelt Narzissen gepflückt und Abfälle in die Wiesen geworfen. Seit mehreren Jahren ist der, aus verschiedenen Fernsehsendungen, bekannte Moderator Jean Pütz Pate für die Narzissentäler.

Literatur

Broschüre der NRW-Stiftung: Die Naturschutzgebiete im Oleftal, Perlenbach- und Fuhrtsbachtal

Quellen

  1. NSG ACK-004 „Perlenbach-Fuhrtsbachtal-Talsystem“
  2. Natura2000-Gebiet DE-5403-301 „Perlenbach-Fuhrtsbachtal“

Weblinks

50.5255555555566.25638888888897Koordinaten: 50° 31′ 32″ N, 6° 15′ 23″ O


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