Personalpronomen

Personalpronomen

Das klassische Personalpronomen (Mehrzahl: -pronomen oder -pronomina, aus lat. pronomen personale) wird auch persönliches Fürwort genannt. Es gehört zu den veränderlichen Wortarten. Wie jedes Pronomen dient es als Ersatz für ein Nomen (pro nomen) und bildet folgerichtig einen eigenen Satzteil.

Inhaltsverzeichnis

Deutsche Personalpronomen

Die Deklination (deutsch: Beugung) des Personalpronomens im Hochdeutschen sieht wie folgt aus:

Numerus Person Genus Nominativ
(= 1. Fall)
Genitiv
(= 2. Fall)
Dativ
(= 3. Fall)
Akkusativ
(= 4. Fall)
Singular 1.   ich meiner mir mich
2.   du deiner dir dich
3. Maskulinum er seiner ihm ihn
Femininum sie ihrer ihr sie
Neutrum es seiner ihm es
Plural 1.   wir unser uns uns
2.   ihr euer euch euch
3.   sie ihrer ihnen sie
Höflichkeitsform 2.   Sie Ihrer Ihnen Sie

Der Genitiv der Personalpronomen wird im heutigen Deutsch, vor allem in der gesprochenen Sprache, immer seltener verwendet. So wird zum Beispiel „Ich schäme mich deiner.“ durch die Präpositionalformulierung „Ich schäme mich für dich.“ ersetzt.

Personalpronomina im Genitiv erinnern stark an Possessivpronomina, sollten jedoch nicht mit diesen verwechselt werden.

Das unbestimmte 'man' für die 3. Person Singular wird im Deutschen als Indefinitpronomen bezeichnet.

Systematische Anmerkung

Die Kategorie des Personalpronomens ist in sprachwissenschaftlicher Hinsicht funktional uneinheitlich zusammengesetzt: Erste und zweite Person (ich, du) sind deiktisch (Zeigewörter) und beziehen sich auf die Sprecher- oder Hörerrolle. Die dritte Person dagegen (er/sie/es) führt einen Bezug thematisch fort, auf den der Hörer/Leser schon orientiert ist (die Frausie) und ist eine Anapher, daher ist sie auch genusdifferenziert. Es wurde vorgeschlagen, auf die Kategorie „Personalpronomen“ zugunsten von Persondeixis und Anapher zu verzichten[1]. Ein alternativer Vorschlag ist die Scheidung in „Kommunikanten-Pronomen“ für die erste und zweite Person und „anaphorische Personalpronomen“ für die dritte Person[2].

Sonderstellung des Pronomens „es“

Das anaphorische Personalpronomen im Neutrum "es" spielt in mehrerer Hinsicht eine Sonderrolle. Im Gegensatz zu seinen maskulinen oder femininen Pendants "er" und "sie" kann das Pronomen "es" grundsätzlich nicht betont werden: „Er kommt!“, „Sie kommt!“, aber nicht *„Es kommt!“. Steht das "es" im Akkusativ, kann es im Gegensatz zum "ihn" oder "sie" nie vor dem finiten Verb stehen: „Ihn meine ich.“, „Sie meine ich.“, aber nicht *„Es meine ich.“.

Andere Sprachen

Die englischen Personalpronomen folgen ihren germanischen Wurzeln, obwohl die Sprache selbst für die Nomen keine Deklination mehr enthält. In der ersten Person singular und plural existieren so zwei Pronomen zum Ersatz von Subjekt und Objekt (I, me und we, us), und die dritte Personen singular ist getrennt nach Geschlecht und Sachbezug (he, she, it). Eine Sonderform ist die Möglichkeit, bei unbekanntem Geschlecht die belebte dritte Person plural einzusetzen. ("If somebody took my book, they had better give it back" → „Falls jemand mein Buch genommen hat, so sollten er oder sie es zurückgeben“).

Ähnliche Effekte finden sich in den Romanischen Sprachen, die die lateinischen Falldeklinationen der Nomen aufgegeben haben, jedoch mehrfache Personalpronomen zu einem Verwendungskontext des ersetzen Nomens kennen. In der französischen Sprache existieren in dritten Person verschiedene Pronomen für direktes Objekt und indirektes Objekt. Die lateinische Sprache kannte eigentlich keine Pronomina der dritten Person, stattdessen wurden Demonstrativpronomen verwendet, aus denen sich die entsprechenden Personalpronomen der heutigen romanischen Sprachen entwickelten.

In der neugriechischen Sprache gibt es Pronomen in fast allen Personen, Geschlechtern und Kasus in zweifacher Form: als betonte und als unbetonte Pronomen. Die betonten werden beispielsweise zur Hervorhebung (Emphase), zur Kontrastierung und in prädikatslosen Sätzen verwendet: „Willst du mich oder ihn sprechen?“ „Sie zahlt.“ Die häufiger verwendeten unbetonten Pronomina stehen immer direkt vor oder nach dem finiten Verb (also in proklitischer oder enklitischer Stellung) und bilden mit ihm im Sprachfluss prosodisch eine Einheit fast wie eine Flektionsendung.

Andere Sprachen wie Japanisch und Koreanisch kennen im engeren Sinne keine Personalpronomen. Zum Ersatz eines Nomens wird dann dessen Kurzform verwendet, bei Personen etwa dessen Dienstgrad ("Der Leutnant Meier sagte etwas, dann ging der Leutnant" statt "dann ging er"). Während in europäischen Sprachen der kleine Satz an Personalpronomen sehr häufig verwendet wird, tritt es in diesen fernöstlichen Sprachen nicht auf, stattdessen werden viele verschiedene Wortformen pronominal verwendet, dabei stark abhängig von Geschlecht und sozialen Rang der Angesprochenen. Dies trifft auch auf die Ich/Wir Formen zu, ein Polizist würde sich selbst als honkan ("dieser Beamte") bezeichnen, dass dem Personalpronomen "Ich" am nächsten stehende Wort wäre watakushi (私, wörtlich „privat“).

In den slawischen Sprachen findet sich eine Unterscheidung nach der Rückbezüglichkeit (vergleiche Reflexivpronomen), mit der Mehrdeutigkeiten eines pronominalen Bezugs regelmäßig aufgelöst werden. In Bosnisch, Kroatisch und Serbisch beispielsweise:

"Ana je dala Mariji svoju knjigu" → „Ana gab ihrreflexiv Buch an Maria“, also „Ana gab ihr eigenes Buch an Maria“
"Ana je dala Mariji njenu knjigu" → „Ana gab ihrnicht-reflexiv Buch an Maria“, also „Ana gab Marias Buch an sie (zurück)“

In vielen Sprachen wie dem Deutschen oder Englischen ist es notwendig, ein nicht-existentes Subjekt durch ein Null-Pronomen zu ersetzen, etwa „es regnet“ → "it rains" (statt „regnet“ → "rains"). Die Nullsubjektsprachen benötigen dies nicht, allerdings findet sich der pronominale Bezug dort meist in der Konjugationsendung des Verbs selbst wieder (spanisch "¿hablas español?" → „Sprichst (du) Spanisch?“). In manchen Sprachen findet sich darüber hinaus auch keine gewöhnliche Verwendung von Pronomen in Objektstellung (Pro-drop language).

Sprachen mit Personalpronomen kennen sehr häufig die Verwendung von Varianten als Höflichkeitsform, in den europäischen Sprachen meist durch Verwendung eines Personalpronomens in Mehrzahlform (Du/Sie zum Ansprechen einer Einzelperson).

Es gibt in vielen anderen Sprachen die Unterscheidung von inklusivem und exklusivem Wir, man schätzt, dass gut 40% der Sprachen diese Unterscheidung kennen. Einige Sprache leiten dieses auch aus einer erweiterten Mehrzahlbedingung ab, bei der auch eine dritte Person oder mehrere dritte Personen wahlweise ausgeschlossen werden können. In der deutschen Sprache gibt es als Gleichnis nur die Verstärkung „wir beide gehen ins Kino“, um dritte Personen auszuschließen. Neben einer Unterscheidung von Einzahl und Mehrzahl findet sich auch eine Deklination von Personalpronomen in den Dual (Grammatik), selten auch Trial (Grammatik), die zum Einbezug von dritten Personen genutzt werden.

Quellen

  1. Gisela Zifonun, Ludger Hoffmann, Bruno Strecker: Grammatik der deutschen Sprache. De Gruyter, Berlin/New York 1997. ISBN 3-11-014752-1
  2. Grammis-Projekt des Instituts für deutsche Sprache

Weblink

Wiktionary Wiktionary: Personalpronomen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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