Peter Friedrich Ludwigs Hospital

Peter Friedrich Ludwigs Hospital
Peter Friedrich Ludwigs Hospital
Eingangsbereich des ehemaligen Krankenhauses

Peter Friedrich Ludwigs Hospital (kurz PFL) ist ein ehemaliges Krankenhaus in Oldenburg (Oldenburg). Es wurde zwischen 1838 und 1841 erbaut und ging auf Pläne zurück, die aus den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts stammten.[1] Benannt ist es nach dem 1823 ernannten Herzog Peter Friedrich Ludwig, der in Oldenburg während seiner Regentschaft viele klassizistische Bauwerke errichten ließ. Das PFL und das Elisabeth-Kinderkrankenhaus ließen zusammen mit der Hebammen-Lehranstalt die Peterstraße gewissermaßen zum medizinischen Zentrum der Stadt werden.[2] Inzwischen hat sich das PFL zu einem der kulturellen Zentren der Stadt entwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erstes Städtisches Krankenhaus

Im 18. Jahrhundert entwickelte sich das Krankenhauswesen in Mitteleuropa stetig weiter. Auch innerhalb der Oldenburger Gesellschaft fanden sich Menschen, die die Versorgung „armer Hauskranker“ zu unterstützen gedachten und dazu 1784 ein „Institut“ (am Waffenplatz) gründeten.[3] In diesem ersten „Städtischen Krankenhaus“ wurden Arme und Kranke in ehemaligen Militärbaracken untergebracht und verpflegt, eine ärztliche Behandlung fand aber nur in geringem Umfang statt. Mit der Zeit wurden die Zustände in den Baracken immer unhaltbarer, vor allem in hygienischer und personeller Hinsicht. Auch Herzog Peter Friedrich Ludwig erkannte, dass die medizinische Versorgung in der Stadt Oldenburg einer dringenden Verbesserung bedurfte. Allerdings fehlten ihm die finanziellen Mittel, den Gedanken an eine Krankenhausgründung selbst in die Tat umzusetzen. Es gelang jedoch 1826 die Gründung des „Oldenburger Krankenhausfonds“, dessen Startkapital aus einem Teil der Straf- und Konfiskationsgelder stammte, welche während der französischen Besatzung eingenommen worden waren.

Baubeginn und -ausführung

Erst nach dem Tod des Herzogs war die Summe durch Zinsertrag und mit Hilfe von Vorschüssen (u.a. aus der Militärkasse) ausreichend, um den Krankenhausbau beginnen zu können. Großherzog Paul Friedrich August, der Sohn Peter Friedrich Ludwigs, erhielt 1833 von Baurat Otto Lasius den ersten Entwurf für das neue Hospitalgebäude, dem weitere folgten, bis 1838 mit dem Bau auf einem Gelände vor den Wallanlagen der Stadt begonnen wurde. Die klassizistische Fassade, die Ähnlichkeiten mit dem 1803 erbauten Mariinsky Hospital in St. Petersburg und mit Schloss Wörlitz aufweist, war von Heinrich Strack entworfen worden, einem Vetter von Johann Heinrich Strack. Im Innern befanden sich zur Eröffnung am 8. Oktober 1841 verteilt auf etwa 30 Zimmer in zwei Stockwerken 138 Betten, davon zwölf für „separierte“ Kranke, ein Operationsraum, Küchen, Vorrats- und Speisekammern sowie Wohnräume für das Personal. Die Gartenanlage des Gebäudes war unterteilt in je einen Bereich für Männer und für Frauen. Ein Brunnen im Hof stellte die Wasserversorgung sicher. Bis zum Anschluss an die Kanalisation 1901 mussten Fäkalien in Gruben oder über Heidelberger Tonnen entsorgt werden.

Aufnahmebedingungen

Im neuen Hospital wurden nach den Bestimmungen der eingesetzten Kommission erwachsene „Kranke jeder Art“ aufgenommen, Kinder nur im „Nothfalle“, „Geisteskranke nur ausnahmsweise […] auf sehr kurze Zeit“. Altersschwache und chronisch Kranke, aber auch Hochschwangere fanden den Anweisungen zufolge keine Aufnahme. Pro Verpflegungstag war von den Kranken ein bestimmter Geldbetrag für ärztliche Versorgung, Kleidung, Kost und Bäder an die Hospitalkasse zu entrichten. Medikamente mussten zusätzlich bezahlt werden.

Organisationsstruktur

Die Krankenhausdirektion bestand aus dem Leitenden Arzt und dem Bürgermeister der Stadt Oldenburg. Die Versorgung und Pflege wurde von Krankenwärtern übernommen.

Weitere An- und Umbauten

Frühere Liegepavillons
Ehemalige Infektionsbaracke

Aufgrund der starken Verbreitung von Infektionskrankheiten wurde 1872 beschlossen, eine spezielle Infektionsabteilung anzubauen. Schon zwanzig Jahre später reichte diese nicht mehr aus, so dass 1896 ein vom Haupthaus getrenntes Gebäude als Isolierhaus eröffnet wurde. Das Dachgeschoss wurde zwischen 1907 und 1910 ausgebaut, auch wurde ein Personenaufzug installiert. Die Bettenzahl hatte sich inzwischen auf ca. 200 erhöht. Auf dem Gelände wurden eine Kapelle und eine Leichenhalle mit Obduktionsraum errichtet, in den immer noch nach Geschlecht getrennten Gartenabteilen entstanden offene Liegepavillons.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges nahm die Zahl der Erkrankungen an Infektionen erneut zu, was den Bau einer weiteren Isolierstation erforderte. Diese befand sich in einer Baracke an der Wilhelmsstraße, ebenso wie die ehemalige Baptistenkapelle, die zunächst auch als Infektionshaus diente, ab 1958 aber zur Blutspendezentrale und Institut für Labormedizin umgewandelt wurde.

Fachabteilungen

Zunächst verfügte das Krankenhaus über die Chirurgische und die Innere Abteilung. Die Chirurgische Abteilung unterteilte sich bald in die Allgemein- und Unfallchirurgie, später kam die Mund-, Kiefer-, Gesichts- und plastische Chirurgie hinzu. Die Innere umfasste die Disziplinen Gastroenterologie, Kardiologie, Nephrologie und ab 1982 auch die Onkologie.

1950 zogen die Chirurgische und die Urologische Abteilung in die Gebäude des ehemaligen Standortlazaretts Kreyenbrück um, nur die Kieferchirurgie verblieb mit der Inneren Abteilung im PFL. Durch das Freiwerden der Räumlichkeiten konnte sich u.a. die Intensivstation des PFL vergrößern.

Jüngere Geschichte

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden im PFL mindestens 269 Zwangssterilisationen durchgeführt.[4]

1967 war das Gebäude Kulisse für einen Dokumentarspielfilm des ZDF über die Oktoberrevolution. Das PFL wurde dabei wegen seiner Ähnlichkeit zum Taurischen Palais in Sankt Petersburg als Drehort für eine Straßenschlacht ausgewählt. Im gleichen Film wurde auch das Große Haus des Oldenburgischen Staatstheaters als Drehort verwendet und nahm dabei die "Rolle" des Bolschoi-Theaters ein.

Noch bis 1984 beherbergte das Hospital die Innere Abteilung der Städtischen Kliniken Oldenburg (heute Klinikum Oldenburg), dann zog auch diese aus den alten Räumen in den Kreyenbrücker Neubau um. Nach einigen Jahren des Leerstandes wurde 1992 das erste Krankenhausmuseum der Welt im „Peter“ eröffnet, allerdings wurde es nach kurzer Zeit wieder geschlossen.

Heutige Nutzung

Heute befindet sich im Haupthaus des PFL die Stadtbibliothek Oldenburgs (seit 1992), das Kulturamt der Stadt sowie ein Kulturzentrum, in dem Veranstaltungen wie die Kinderbuchmesse Kibum stattfinden. Der Anbau, der die erste Infektionsabteilung enthielt, beherbergt heute die Musikschule der Stadt Oldenburg. Das ehemalige Infektionshaus und Institut für Labormedizin Wilhelmstraße 17 ist heute die Synagoge der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg. In der Isolierbaracke Wilhelmstraße 13 befand sich mehrere Jahre ein privates Figurentheater; heute ist dort das Musik- und Literaturhaus Oldenburg.[5]

Weblinks

53.1427777777788.2075

Literatur

  • Neumann-Gäßler, Sybille: Oldenburg in alten Ansichten (Band 2). Zaltbommel 1997.
  • M. Roth, P. Tornow: Aufsätze zur Medizingeschichte der Stadt Oldenburg. Isensee, Oldenburg 1999 ISBN 3-89598-539-2
  • Stadt Oldenburg, Kulturdezernat (Hg.): Geschichte der Stadt Oldenburg (Band 2: 1830-1995). Oldenburg 1996.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Stadt Oldenburg, Kulturdezernat (Hg.): Geschichte der Stadt Oldenburg (Band 2: 1830-1995), Oldenburg 1996, S. 64.
  2. Stadt Oldenburg, Kulturdezernat (Hg.): Geschichte der Stadt Oldenburg (Band 2: 1830-1995), Oldenburg 1996, S. 68.
  3. Journal von und für Deutschland. Jahrgang 2, 1785, S. 213-215
  4. Historische Ausstellung im Klinikum Oldenburg, abgerufen am 19. Juni 2011
  5. www.wilhelm13.de, abgerufen am 1. Juni 2011

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