Jüdische Gemeinde zu Oldenburg

Jüdische Gemeinde zu Oldenburg
Synagoge (ehem. Baptistenkapelle)

Die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg (kurz: JGO) ist eine jüdische Gemeinde in der Stadt Oldenburg, die 1992 neu gegründet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorläufergemeinden

Der erste Landesrabbiner Nathan Marcus Adler

Eine jüdische Synagogengemeinde existierte bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts in Oldenburg, der dazugehörige Friedhof wurde 1814 eingerichtet.[1] Hier wurde 1827 von Großherzog Peter Friedrich Ludwig das erste Landesrabbinat im Herzogtum Oldenburg eingerichtet, der erste Landesrabbiner wurde der damals erst 25-jährige Nathan Marcus Adler. Die erste bekannte Synagoge befand sich von 1829 bis 1854 in einem Privathaus an der Mühlenstraße, wo auch der Rabbiner seinen Wohnsitz hatte.[2] Den Grundstein für eine neue Synagoge mit Schulhaus an der Peterstraße legte 1854 Großherzog Nikolaus Friedrich Peter.[3] 1905 wurde sie nach erheblichem Aus- und Umbau erneut eingeweiht. Diese Synagoge wurde im November 1938 zerstört; gleichzeitig wurde der damalige Landesrabbiner Leo Trepp zusammen mit sämtlichen jüdischen Männern in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt. Ihre Frauen und Kinder ereilte kurze Zeit später das gleiche Schicksal.[4] Den Friedhof an der Dedestraße gibt es heute noch, jedoch gilt er als ein historischer Friedhof, auf dem keine Beerdigungen mehr stattfinden.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde die Gemeinde neu gegründet. Unter Vorsitz von Adolf de Beer wurde zunächst ein Gebetsraum in der Cäcilienstraße eingerichtet, später wurde das Gemeindezentrum in die Lambertistraße verlegt. Die Gemeinde löste sich jedoch mangels Mitgliedern Ende 1960 wieder auf. Zwar gab es noch Juden in Oldenburg zu dieser Zeit, sie mussten allerdings bis nach Hannover, um an einem Gottesdienst teilnehmen zu können.

Gründung der heutigen Gemeinde

1992 wurde die Gemeinde erneut gegründet. Ausschlaggebend war der Wunsch nach einem Ort, an dem jüdische Traditionen wieder gelebt werden konnten. Die Initiative zur Neugründung ging vor allem von gläubigen Frauen aus. 16 Teilnehmer unterschrieben das Gründungsprotokoll der Gemeinde am 6. August 1992.[5] Dies war nach der Shoa der zweite Versuch, in Oldenburg jüdisches Leben zu integrieren.

Wieder fanden die Gottesdienste zunächst in Privaträumen statt. Doch stellte die Stadt Oldenburg der Jüdischen Gemeinde das denkmalgeschützte ehemalige Baptistenkapelle in der Wilhelmsstraße zur Verfügung. Nach umfangreichen Umbauten durch die Stadt wurde das Gebäude im März 1995 als neue Synagoge eingeweiht.[6]. Das Haus aus dem Jahr 1868 diente zunächst dem Guttemplerorden als Logenhaus und wurde ab 1916 vom benachbarten Peter Friedrich Ludwigs Hospital vorübergehend als Infektionshaus genutzt; später war hier bis 1984 das Institut für Labormedizin untergebracht.[7] Bei der Sanierung wurde der wiederaufgefundene Schmuckstein der ersten Synagoge über das Portal des neuen Gotteshauses eingebaut.[8] Zu dieser Zeit war die Gemeinde bereits aufgrund von Zuwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion erheblich angewachsen. Zur Einweihung der neuen Synagoge war unter anderen auch der frühere Landesrabbiner Leo Trepp anwesend.[9]

Heute zählt die Gemeinde wieder mehr als 300 Mitglieder. Im Jahr 2000 wurde das Gemeindehaus neben der Synagoge und die Mikwe fertig gestellt sowie ein eigener Friedhof eingeweiht.

Zuständige Rabbiner

Rabbinerin Alina Treiger
  • 1992–1995: Dr. Henry G. Brandt
  • 1995–2004: Bea Wyler (erste Frau nach der Shoa in diesem Amt)
  • 2004–2006: Daniel Alter
  • zwischen 2006–2010 wurde das Amt übergangsweise vom Landesrabbiner Niedersachsens Jonah Sievers übernommen
  • Seit 2010: Alina Treiger (erste in Deutschland nach 1935 ausgebildete Rabbinerin)[10]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zeittafel Stadt/Land Oldenburg abgerufen am 6. November 2010
  2. Geschichte der Stadt Oldenburg. Band I. S. 551
  3. Die Geschichte der Oldenburger Juden und ihre Vernichtung. Isensee, Oldenburg 1988, S. 57
  4. Dede, S. 147
  5. Jüdische Gemeinde zu Oldenburg 1992-2002. Isensee, Oldenburg 2002, S. 5
  6. Die Oldenburger Synagoge abgerufen am 6. November 2010
  7. P. Tornow: 150 Jahre Peter Friedrich Ludwigs-Hospital. Die Geschichte der Städtischen Kliniken seit 1784. Holzberg-Verlag, Oldenburg 1991 ISBN 3-87358-367-4
  8. Die neue Synagoge und das jüdische Kulturzentrum, Wilhelmstraße 17 in Oldenburg (Oldb). Isensee, Oldenburg 1996, S. 55
  9. Jüdische Gemeinde zu Oldenburg 1992-2002. Isensee, Oldenburg 2002, S. 16
  10. Die Zeit Nr. 45/2010, S.77

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