- Philipp Dessauer
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Philipp Dessauer kgl. bayer. Kommerzienrat
Philipp Dessauer (* 20. Juni 1837 in Aschaffenburg; † 19. August 1900 in Aschaffenburg) war Kgl. Bayer. Kommerzienrat und Gründer der Weißpapier- und Cellulosefabrik Aschaffenburg (später „Aschaffenburger Zellstoffwerke AG“, „Papierwerke Waldhof-Aschaffenburg AG“, heute „SCA“ - „M-real“ - „Sappi“).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Philipp Dessauer ist ein Sohn des Franz Johann Dessauer und der Alberta (Berta) Katharina Theresia Molitor (* 5. April 1810 Aufenau; † 10. Mai 1888 Aschaffenburg). Er heiratete am 18. November 1864 in Aachen/am 19. November 1864 in Aschaffenburg Elisabeth Maria Karoline Vossen (* 6. Mai 1843 Aachen; † 30. März 1920 Aschaffenburg), Tochter des Farbenfabrikanten Franz Daniel Vossen (1807-1899) aus Lüttich und der Cöelestine Maria Theresia Louise Vinckenbosch (1820-1896) aus Tirlemont. Aus dieser Ehe gingen 11 Kinder hervor.
Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen. In der Aschaffenburger Zeitung von 1872 heißt es: Die Unterfertigte (Gemeinde) hatte unterm gestrigen die Ehre, seiner Wohlgeboren, Herrn Philipp Dessauer, Fabrikdirektor in :Aschaffenburg, aus Anlaß seiner großen und allseits bekannten Verdienste die Aufnahme als ersten Ehrenbürger der Gemeinde Damm zu :unterbreiten und bringt dies mit Vergnügen zu allgemeiner Kenntnis. Damm, den 18. November 1872. Gemeindeverwaltung. Bleistein. :Bürgermeister.[1]
Die Würdigung seiner Verdienste können wir zusammenfassen in einem Wort aus hohem Munde, der Aueßerung Sr. Maj. des Kaisers (Wilhelm II.)! „Das ist ein vortrefflicher Mann!“[2]
Am 19. August 1900 starb Kommerzienrat Philipp Dessauer nach schwerem Leiden. Seine letzte Ruhestätte fand er im Familiengrab auf dem Aschaffenburger Altstadtfriedhof.
Beruflicher Werdegang
Philipp Dessauer trat nach dem Besuch des Gymnasiums schon 1852 in die väterliche Buntpapierfabrik ein, die er ab 1866 als Direktor leitete.
1872 gründete er die AG für Maschinenpapierfabrikation mit Rücksicht auf den Weißpapiermangel, der sich nach dem Kriege 1870/71 bemerkbar machte. Mit 1 Dampfmaschine (24 PS), 56 Glätt- und 16 Gaufriermaschinen, 2 Walzendruckmaschinen, 15 Satinierwalzen, 1 Schneidemaschine, 3 Pumpwerken, 75 gravierten Kupferwalzen zum Drucken und 56 zum Pressen, 7 Gußstahlwalzen zum Pressen und mehreren Farbmühlen begann 1875 die Produktion. 1879 folgte der Kauf von 4 Färbmaschinen sowie 1 Friktionskalander für Endlospapier, 1888 der Ankauf einer weiteren Dampfmaschine (120 PS), 3 großen Friktionskalandern, 18 Rollglätten, 1 Doppelfarbmaschine und 1 lithographischen Schnellpresse (Bericht der Handels- und Gewerbekammer für Aschaffenburg und Unterfranken).
Durch seinen Einsatz und mit einem wirtschaftlichen Schachzug konnte er 1875 die alte Alois Dessauer'sche Fabrik Aschaffenburg, die Buntpapierfabrik AG Aschaffenburg, die Weißpapier- und Cellulosefabrik mit Produktionsstätten in Damm und Stockstadt, sowie die A. Nees und Co. KG Aschaffenburg und die Buntpapierfabrik Franz Dahlem und Co. Aschaffenburg unter seiner Leitung zu erfolgreicher Größe in der Papierindustrie führen. 1880 wurde Philipp Dessauer Mitbegründer und Vorstand des Vereins Deutscher Zellstoff-Fabrikanten.
Unternehmensentwicklung
Weißpapier- und Cellulosefabrik, Aschaffenburg - Aschaffenburger Zellstoffwerke AG, - Papierwerke Waldhof-Aschaffenburg AG, Mannheim - Aufteilung Aschaffenburg „SCA“ und Stockstadt „M-real“.
Die Buntpapierfabrik Franz Dahlem und Co. Aschaffenburg wurde 1963 von den München-Dachauer Papierfabriken Heinrich Nikolaus GmbH erworben und firmierte nach Übernahme der A. Nees und Co. KG Aschaffenburg, gegr. 1863 zum 31. Dezember 1966 MD-Papierveredelung GmbH - heute Letron GmbH & Co. KG, Aschaffenburg und Transvertex GmbH & Co. Kleinostheim.
Die Buntpapier AG, Aschaffenburg ging 1967 in die Feldmühle AG Düsseldorf auf. Die Produktion in Aschaffenburg wurde eingestellt. Auf dem Gelände befindet sich heute das Einkaufszentrum „City-Galerie“.
Auszeichnungen und Ehrungen
- Vorstand der Aschaffenburger Gemeindebevollmächtigten
- Vorsitzender des Bezirksgremiums für Handel, Fabriken und Gewerbe
- Mitglied des Bayerischen Eisenbahnrates
- Ausschussmitglied der Wittelsbacher Stiftung
- Mitbegründer und Vorstand des Vereins Deutscher Zellstoff-Fabrikanten
- Ritter des Ordens vom Hl. Michael 4. Klasse
- Ritter des Königl. Preußischen Kronenordens 4. Klasse
- Ehrenbürger der Gemeinde Damm (nach Eingemeindung) Aschaffenburg
Nachkommen
- Ein Sohn war Dr. Hans Dessauer sen, der 1900 als Nachfolger in die Direktion des Unternehmens eintrat. Der jüngste Sohn war Professor Friedrich Joseph Hubert Maria Dessauer, ein Enkel war Dr. Hans Dessauer jr, der 1936 nach Amerika ging, weil die Nationalsozialisten dessen Eintritt in die Firma wegen seiner jüdischen Abstammung verhinderten. Eine Enkelin Elisabeth Marielies Schleicher war von 1962 – 1974 Mitglied des Bayerischen Landtags, die Europaabgeordnete Ursula Schleicher ist eine Urenkelin.
Literatur
- Albert Haemmerle: Stammtafel der Familie Dessauer aus Aschaffenburg. Als Manuskript gedruckt. A. Haemmerle, München 1962
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
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