Physiknobelpreis

Physiknobelpreis

Der Nobelpreis für Physik ist die höchste Auszeichnung für Leistungen auf dem Gebiet der Physik, die jedes Jahr in Stockholm am 10. Dezember verliehen wird, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel (1833–1896).

Inhaltsverzeichnis

Nobelkomitee für Physik

Dem Nobelkomitee für Physik der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften gehörten 2005 an:

  • Sune Svanberg, Professor für Atomphysik, Vorsitzender
  • Lars Bergström, Professor für Theoretische Physik, Sekretär
  • Per Carlson, Professor für Elementarteilchenphysik
  • Mats Jonson, Professor für die Physik kondensierter Materie
  • Joseph Nordgren, Professor für die Physik weicher Gammastrahlung
  • Lennart Stenflo, Professor für Plasmaphysik
  • Ann-Kristin Danielsson, Administrator

Nominierungsprozess

Der Nominierungsprozess für den Nobelpreis beginnt im September, d.h. vor der Bekanntgabe der Vorjahrespreisträger, mit der Versendung von Einladungen an Wissenschaftler zahlreicher Länder durch die Schwedische Akademie der Wissenschaften, in denen diese um Vorschläge für Kandidaten für den Nobelpreis des kommenden Jahres gebeten werden. Im einzelnen sind dies

  • schwedische und auswärtige Mitglieder der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften
  • Mitglieder des Nobelkomitees für Physik
  • bisherige Preisträger des Nobelpreises für Physik
  • Ordentliche und Außerordentliche Professoren der Physik an den Universitäten und technischen Instituten in Schweden, Dänemark, Finnland, Island und Norwegen sowie dem Karolinska Institutet in Stockholm
  • Inhaber von vergleichbaren Lehrstühlen von mindestens sechs weiteren Universitäten oder Technischen Hochschulen - die Auswahl erfolgt durch die Akademie der Wissenschaften, so dass eine geeignete Streuung über verschiedene Länder und Fachgebiete gewährleistet ist.
  • andere Wissenschaftler, die die Akademie für geeignet hält.

Die angeschriebenen Personen haben das Recht, bis zum 1. Februar Vorschläge beim Nobelkomitee einzureichen. Obwohl viele Kandidaten mehrfach vorgeschlagen werden, belief sich die Anzahl der Nominierungen in den letzten Jahren auf etwa 250 bis 350 pro Jahr.

Das Nobelkomitee, das in den letzten Jahren durch außerordentliche Mitglieder mit gleichem Stimmrecht erweitert wurde, bestimmt fünf Mitglieder, die im Frühjahr und Sommer die Nominierungen sichten und mit der Hilfe unabhängiger Experten prüfen. Das Komitee beschließt im frühen Herbst seine Empfehlungen an die Akademie, die Anfang Oktober über die Vorschläge abstimmt. Die Akademie kann den Preis an einen, zwei oder drei Personen verleihen und gibt ihre Entscheidung, die endgültig und ohne Einspruchsmöglichkeit ist, an die Preisträger und die Presse weiter. Informationen über die Nominierungen, die Prüfungen und Meinungen den Preis betreffend werden für 50 Jahre geheim gehalten.

Preisverleihung

Am 10. Dezember werden die Preisträger zusammen mit den Chemie-, Medizin-und Literaturpreisträgern nach Stockholm zur offiziellen Verleihung durch den schwedischen König eingeladen. Sie erhalten bei diesen Feierlichkeiten die Nobelmedaille, ein persönliches Diplom und das Preisgeld von derzeit 10 Millionen Schwedischen Kronen (etwa 1,1 Mio. Euro), das sich die Preisträger einer Kategorie teilen. Der Friedensnobelpreis wird in Oslo verliehen.

Kontroversen

In der mehr als hundertjährigen Geschichte des Nobelpreises lösten einige Entscheidungen Reaktionen aus, die von Unverständnis bis hin zu Empörung reichten - in der Physik vor allem aufgrund der Nichtberücksichtigung eines Wissenschaftlers bei der Preisverleihung.

  • Chung-Yao Chao konnte 1930 als erster Positronen aus der Elektron-Positron-Paarerzeugung nachweisen (auch wenn er nicht wusste, worum es sich handelte), mit dem Preis für die Entdeckung wurde aber Carl David Anderson ausgezeichnet. Chao starb 1998, der Nobelpreis blieb ihm versagt.
  • Lise Meitner wurde trotz dreier Nominierungen nicht mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Sie starb 1968.
  • Chien-Shiung Wu, die auch „First Lady der Physik“ genannt wurde, widerlegte die Erhaltung der Parität und wurde mit dem ersten Wolf-Preis für Physik ausgezeichnet, der Nobelpreis blieb ihr aber versagt. Sie starb 1997.
  • Jocelyn Bell Burnell entdeckte als Studentin den ersten Radiopulsar, wurde aber bei der Preisverleihung 1974 nicht berücksichtigt. Ein prominenter Verfechter der Ansprüche Bells war Fred Hoyle.
  • Fred Hoyle wurde bei der Preisverleihung 1983 nicht berücksichtigt, obwohl selbst der Preisträger William Alfred Fowler die Leistungen Hoyles für die Entwicklung des Konzepts der stellaren Nukleosynthese anerkannte.

Nobelsymposien

Das Nobelkomitee führt seit 1965 Symposien durch, die sich mit Themengebieten beschäftigen, die sich im Umbruch befinden, oder die von zentraler kultureller oder sozialer Bedeutung sind. Von den 144 durchgeführten Veranstaltungen (davon 12 Jubiläumsveranstaltungen) befassten sich 30 mit Themen aus der Physik, davon die erste 1968 mit der „Elementarteilchentheorie“. Das letzte physikalische Symposium im Juni 2006 war dem Themenbereich „Kosmische Chemie und molekulare Astrophysik“ gewidmet.

Preisträger

Siehe auch: Liste der Nobelpreisträger für Physik

Literatur

  • R. Friedman: The politics of excellence, beyond the nobel prize. 2002
  • Claus D. Hillebrand: Nobel Century: a biographical analysis of physics laureates. In: Interdisciplinary Science Reviews June 2002; No 2. p.87-93

Weblinks


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