- Fred Hoyle
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Sir Fred Hoyle (* 24. Juni 1915 in Bingley bei Bradford; † 20. August 2001 in Bournemouth) war ein britischer Astronom und Mathematiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Fred Hoyle studierte an der University of Cambridge bei Rudolf Peierls und Paul Dirac.[1] Hoyle wurde bekannt durch eine Reihe seiner Theorien, die den anerkannten Ansichten in der Astronomie und allgemein der Physik (Energieerhaltungssatz) zuwiderlaufen sowie als Autor zahlreicher Science-Fiction-Romane, teilweise unter Mitwirkung seines Sohnes Geoffrey Hoyle.
Frühe Erfolge
Eine seiner frühen Arbeiten machte auf interessante Weise vom anthropischen Prinzip Gebrauch. Beim Versuch, die Abläufe der stellaren Nukleosynthese auszuarbeiten, stellte er fest, dass eine bestimmte Kernreaktion, der 3α-Prozess, bei dem Kohlenstoff erzeugt wird, voraussetzt, dass der Kohlenstoff-Kern dafür ein sehr spezifisches Energieniveau besitzen muss. Basierend darauf machte er eine Vorhersage über die Energieniveaus im Kohlenstoffkern, 1954 wurde der Hoyle-Zustand experimentell bestätigt und konnte 2011 mit JUGENE berechnet werden.[2][3][4]
1957 verfasste er zusammen mit Margaret Burbidge, Geoffrey Burbidge und William Alfred Fowler die B2FH-Theorie zur Entstehung der leichten Elemente durch Kernfusion in Sternen.
Kritik des Urknalls
Während er keine Einwände gegen die Entdeckung der Expansion des Universums durch Edwin Hubble hatte, widersprach er allerdings dessen Interpretation: Er selbst sprach sich dafür aus, dass sich das Universum in einem Zustand der Gleichförmigkeit (Steady-State-Theorie, zusammen mit Hermann Bondi, Thomas Gold 1948/49) befinde, in dem die kontinuierliche Erzeugung von Materie die Expansion des Weltalls vorantreibe, als Gegensatz zu einem Universum, das einen explosiven Beginn durch einen Urknall mit folgender Expansion hatte. Hoyle selbst prägte den Begriff des Big Bang (großer Knall) in einer BBC-Radiosendung[5]1949, um die Urknalltheorie von Abbé Georges Lemaître – ohne, wie oft behauptet wurde, erkennbaren spöttischen Unterton – auf eine griffige Formel zu bringen.[6]
Die vorgeschlagene kontinuierliche Erzeugung lieferte keine Erklärung für das Auftreten neuer Materie, verletzte den als fundamentale Beschreibung der zeitlichen Symmetrie der Naturgesetze auffassbaren Energieerhaltungssatz und machte insbesondere keine Aussage zur späteren, für die Kosmologie grundlegenden Feststellung einer zeitlichen Entwicklung des gesamten Universums und zur Entdeckung der Mikrowellen-Hintergrundstrahlung (1965). Diese führte schließlich zur fast einhelligen Akzeptanz der Urknalltheorie unter Astronomen und zur Ablehnung der bald von Kreationisten adoptierten Steady-State-Hypothese – nicht jedoch bei Hoyle. Noch 1993 schlug er mit Jayant Narlikar und Geoffrey Burbidge eine Erweiterung der Steady-State-Theory (Quasi-Steady-State-Theory) vor. In den 1960er Jahren entwickelte er mit Narlikar auch eine konforme Erweiterung der Allgemeinen Relativitätstheorie, die das Machsche Prinzip inkorporiert.
Populärwissenschaftlicher Autor
In den 1950er Jahren machte er eine Serie von Radiosendungen über Astronomie auf BBC, die in dem Buch The Nature of the Universe gesammelt wurden, und er fuhr fort mit einer Reihe weiterer populärwissenschaftlicher Bücher. Er schrieb auch einige Science-Fiction-Romane; bemerkenswert ist The Black Cloud, in dem erzählt wird, dass der Großteil intelligenten Lebens im Universum die Form interstellarer Gaswolken annehme, die überrascht seien, dass sich intelligentes Leben auch auf Planeten bilden könne. Sein bekanntestes Werk A for Andromeda (mit John Elliot, 1962) wurde als Fernsehserie umgesetzt. 1957 wurde er zum Mitglied der Royal Society gewählt, 1958–1972 war er Professor für Astronomie und experimentelle Philosophie in Cambridge, wo er bereits seit 1945 unterrichtete, leitete von 1966 bis 1972 das Cambridge Institut für Theoretische Astronomie, an dessen Gründung er Anteil hatte, und 1971–1973 die Königliche Astronomische Gesellschaft.[7]
Kontroverse Evolutionstheorien
In seinen späteren Jahren brachte er zusammen mit Chandra Wickramasinghe die Theorie ein, wonach das Leben im All entstanden und mittels Panspermie im Universum verbreitet worden sei, ferner, dass die Evolution auf der Erde durch einen steten Zufluss von Viren vorangetrieben werde, die von Kometen zu uns transportiert würden.
Zu weiteren Gelegenheiten, bei denen Hoyle Kontroversen hervorrief, zählen seine Infragestellung der Authentizität der Funde fossiler Archaeopteryges und seine Verurteilung des Versäumnisses, Jocelyn Bell bei der Verleihung des Nobelpreises für die Entdeckung der Pulsare zu bedenken. Seine Beiträge zur Biologie und Paläontologie werden von den Fachleuten als dilettantisch abgelehnt.
Zitate
„Die orthodoxe Biologie in ihrer Gesamtstruktur [hält] daran fest, dass Leben zufällig entstand. Seit jedoch die Biochemiker in steigendem Maße die ehrfurchtgebietende Komplexität des Lebens entdecken, ist sein zufälliger Ursprung ganz offensichtlich so wenig wahrscheinlich, dass man diese Möglichkeit völlig ausschließen kann. Leben kann nicht zufällig entstanden sein.“
„Die Wahrscheinlichkeit, dass sich aus unbelebter Materie Leben entwickelt hat, beträgt eins zu einer Zahl mit 40.000 Nullen… Diese ist groß genug um Darwin und die ganze Evolutionstheorie unter sich zu begraben.“
„Wir hatten … festgestellt, daß es in der Chronik der Versteinerungen keine Zwischenformen gibt. Jetzt wissen wir auch, warum: vor allem deshalb, weil Zwischenformen nie existiert haben.“ Fred Hoyle und N. C. Wickramasinghe, Evolution aus dem All. 1981, S. 125.
Ehrungen
- 1968 Goldmedaille der Royal Astronomical Society
- 1970 Bruce Medal
- 1971 Henry Norris Russell Lectureship
- 1972 zum Ritter geschlagen
- 1974 Royal Medal der Royal Society
- 1992 Karl-Schwarzschild-Medaille der Astronomischen Gesellschaft
- 1994 Balzan-Preis für Astrophysik: Evolution der Sterne mit Martin Schwarzschild
- 1997 Crafoord-Preis zusammen mit Edwin Salpeter
- Nach Fred Hoyle ist ein Asteroid benannt.[8]
Werke
- Fred Hoyle: Das intelligente Universum - eine neue Sicht von Entstehung und Evolution. Umschau-Verl., Frankfurt 1984, ISBN 3-524-69052-1
- Fred Hoyle, Chandra Wickramasinghe: The theory of cosmic grains.Kluwer, Dordrecht 1991, ISBN 0-7923-1189-2
- Fred Hoyle, Geoffrey Burbidge,(et al.): A different approach to cosmology - from a static universe through the big bang towards reality. Cambridge Univ. Pr., Cambridge 2001, ISBN 0-521-66223-0
- Fred Hoyle, Chandre Wickramasinghe: Lifecloud - the Origin of life in the universe. Dent, London 1978, ISBN 0-460-04335-8
- Fred Hoyle, Chandra Wickramasinghe: Life on Mars? - The case for a cosmic heritage. Clinical Press, Redland 1997, ISBN 1-85457-041-2
- Fred Hoyle, Chandra Wickramasinghe: Evolution aus dem Weltraum. Ullstein Berlin 1981, ISBN 3-550-07719-X
- Fred Hoyle, Chandra Wickramasinghe: Archaeopteryx - the primordial bird : a case of fossil forgery. Davies, Swansea 1986, ISBN 0-7154-0665-5
- Fred Hoyle: The small world of Fred Hoyle - an autobiography. Joseph, London 1986, ISBN 0-7181-2740-4
- Fred Hoyle, Chandra Wickramasinghe: Diseases From Space. Dent, New York 1979
- Fred Hoyle, Chandra Wickramasinghe, John Watkins: Viruses from space and related matters. Univ. College Cardiff Press, Cardiff 1986, ISBN 0-906449-93-6
- Fred Hoyle: Kosmische Katastrophen und der Ursprung der Religion. Insel-Verl., Frankfurt 1997, ISBN 3-458-16850-8
- Fred Hoyle: Our place in the cosmos - the unfinished revolution. Dent, London 1993, ISBN 0-460-86084-4
- Fred Hoyle: The cosmogony of the solar system. Univ. College Cardiff Press, Cardiff 1978, ISBN 0-901426-85-7
- Fred Hoyle: The nature of the universe. Harper, New York 1950
- Fred Hoyle: Frontiers of astronomy. Heinemann, London 1959
- Fred Hoyle: From Stonehenge to modern cosmology. Freeman, San Francisco 1972, ISBN 0-7167-0341-6
Literatur
- Douglas O. Gough: The scientific legacy of Fred Hoyle Cambridge Univ. Pr., Cambridge 2005, ISBN 0-521-82448-6
- Jane Gregory: Fred Hoyle's universe. Oxford Univ. Press Oxford 2005, ISBN 0-19-850791-7
- John Maddox: Obituary - Fred Hoyle (1915–2001) Nature 413, 270 (20 September 2001) | doi:10.1038/35095162 online
Weblinks
Commons: Fred Hoyle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Fred Hoyle im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Fred Hoyle. In: MacTutor History of Mathematics archive (englisch)
- Nachruf New York Times vom 22.August 2001
- Papers of Sir Fred Hoyle Janus, University of Cambridge
- Sir Fred Hoyle Project St John’s College (Cambridge) (Abgerufen am 11. Mai 2010)
Einzelnachweise
- ↑ Fred Hoyle - pioneer in nuclear astrophysics CERN Courier, 18. Juli 2010, Fred Hoyle Mathematics Genealogy Project (Abgerufen am 12. Mai 2010)
- ↑ Neue Berechnungen zu ersten Kohlenstoff-Atomen im Universum weltderphysik.de
- ↑ Physiker lösen grundlegende Frage zur Kohlenstoff-Entstehung derstandard.at, abgerufen am 10. Mai 2011
- ↑ Evgeny Epelbaum, et al.: Ab Initio Calculation of the Hoyle State. Phys. Rev. Lett. 106, 192501 (2011), DOI:10.1103/PhysRevLett.106.192501; @arxiv abgerufen am 10. Mai 2011
- ↑ Basil Blackwell, 1950, The Nature of the Universe: A Series of Broadcast Lectures of Fred. Hoyle
- ↑ Fred Hoyle - Der Vater des "Urknalls" ist tot Spiegel online 22.August 2001 (Abgerufen am 12. Mai 2010)
- ↑ Fred Hoyle University of Cambridge, (abgerufen am 11. Mai 2010)
- ↑ 8077 Hoyle (1986 AW2) JPL Small-Body Database Browser , 8077 Hoyle en. wikipedia (abgerufen am 11. Mai 2010)
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