Pierre Plantard

Pierre Plantard

Pierre Athanase Marie Plantard (* 18. März 1920 in Paris; † 3. Februar 2000 ebenda) war die Hauptfigur, mit der man die bekannte Geschichte der Prieuré de Sion in Zusammenhang bringt. Allgemein wird angenommen, dass er die vielen Behauptungen über die vermeintlich alte Geschichte der Prieuré de Sion erdacht hat, die später viele Bücher wie Der Heilige Gral und seine Erben und Sakrileg inspirierten.

Ab 1975 verwendete er den Nachnamen Plantard de Saint-Clair, eine Zusammenstellung, die er sich nach einem veröffentlichten Interview mit Jean-Luc Chaumeil im Magazin l'Ère d'Aquarius ausdachte. Der Nachname Saint-Clair wurde an seinen eigenen Nachnamen angefügt - dies war der Name einer Adelsfamilie aus der Gegend von Gisors, das in Plantards Privatmythologie als angeblicher Aufbewahrungsort eines Templerschatzes eine gewisse Rolle spielte.

In den 1960er Jahren arbeitete Plantard mit Gérard de Sède (* 1921; † 2004) zusammen. Gérard de Sède machte die Legende um Rennes-le-Château populär, indem er ein Manuskript von Plantard umschrieb, das zuvor keinen Verleger fand. Es nannte sich L'Or de Rennes (1967) und wurde später unter verschiedenen Titeln wie Le Trésor Maudit de Rennes-le-Château und Signe Rose+Croix neuveröffentlicht.

Inhaltsverzeichnis

Junge Jahre

Pierre Plantard wurde am 18. März 1920 geboren und war das Kind des Butlers Pierre Plantard und der Köchin Amélie Marie Raulo.

Nachdem er die Schule 1937 verlassen hatte, begann er Phantomgesellschaften zu gründen mit dem Ziel „Frankreich zu reinigen und zu erneuern“. Am 16. Dezember 1940 schrieb Plantard einen Brief an Henri Philippe Pétain, worin er seinen Glauben an eine „schreckliche freimaurerische und jüdische Verschwörung“ (siehe auch: Protokolle der Weisen von Zion) gegen Frankreich zum Ausdruck brachte und warnte Pétain, dieser müsse schnell auf diese Bedrohung antworten und bot ihm dafür „einhundert zuverlässiger Männer … die sich dieser Sache angenommen hätten.“

Unter Plantards Phantomgesellschaften waren die Union Française (1937), die Renovation Nationale Française (1941) und die Alpha Galates (1942 und 1946). Die deutschen Behörden verweigerten Plantard die Genehmigung, die Renovation Nationale Française zu gründen und als er ein weiteres Verbot im Fall der Alpha Galates missachtete, handelte er sich damit einen viermonatigen Aufenthalt im Gefängnis von Fresnes ein.

Die Polizeiakten (Aktenzeichen Ga P7) [1] die sich auf Plantards Vorkriegs- und Kriegsaktivitäten beziehen, finden sich in der Pariser Polizeistation. Über diese Zeit wurde über ihn folgendes festgehalten:

„ Plantard, der damit prahlt zahlreiche Verbindungen zu Politikern zu besitzen, scheint einer von diesen beschränkten, anmaßenden jungen Männern zu sein, die mehr oder weniger fiktive Gruppierungen betreiben um damit wichtig zu erscheinen und die den gegenwärtigen Trend jungen Menschen mehr Interesse zu schenken ausnutzen, um die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich zu ziehen.“

Polizeiakte zu Plantards Renovation Nationale Française, 9. Mai 1941

Gründung der Prieuré de Sion (1956)

1951 zog Plantard von Paris nach Annemasse in der Region Hochsavoyen im Südosten Frankreichs. Zu dieser Zeit war Plantard verheiratet und hatte eine dreijährige Tochter. In Annemasse arbeitete er als technischer Zeichner.

1953 wurde er wegen Betrugs und Unterschlagung zu sechs Monaten Haft verurteilt.

Zusammen mit André Bonhomme gründete er am 7. Mai 1956 den Verein der Prieuré de Sion, benannt nach einem kleinen Hügel „Mont Sion“ außerhalb von Annemasse. Die von beiden unterzeichneten Statuten und Registrierungsdokumente hinterlegten sie bei der Unterpräfektur von Saint-Julien-en-Genevois, entsprechend dem französischen Gesetz für Organisationen von 1901, das allen Gesellschaften behördlich vorschrieb, sich registrieren zu lassen. Der Verein der Prieuré de Sion war der „Verteidigung und Freiheit von Billigunterkünften“ gewidmet und unterstützte den Oppositionskandidaten bei den lokalen Wahlen, veröffentlichte eine Zeitschrift „Circuit“ und hatte seinen Hauptsitz bei Plantard zu Hause in der Straße Sous-Cassan. In dieser Zeitschrift wurden die lokalen Bauunternehmer kritisiert und angegriffen. Irgendwann nach Oktober 1956 wurde der Verein wieder aufgelöst, nachdem Plantard zu einer 12-monatigen Haft wegen der Entführung von Minderjährigen verurteilt wurde.

Reaktivierung und folgenträchtige Aktivitäten der Prieuré de Sion

In den frühen 1960er Jahren beanspruchte Plantard als angeblich merowingischer Nachfahre Königs Dagobert II. den Thron von Frankreich. Aus der Zeit davor existieren keine Belege, dass Plantard oder seine Familie das Erbe der Dynastie der Merowinger beanspruchten. Auf diese Idee kam er erst durch einen Artikel von Louis Saurel im französischen Magazin Les Cahiers de l'Histoire Number 1 von 1960. Dort argumentierte Saurel, dass Dagobert II. effektiv der letzte unabhängige König der Merowinger gewesen sei, bevor dessen Hausmeier die Macht an sich riss. Das Muster dieses Artikels wurde 1964 in ein Dokument der Prieuré mit dem Titel „Könige und Gouvernanten von Frankreich“ übernommen, das einer „Anne Lea Hisler“ zugeschrieben wurde.

Diese Zeit von Plantards Aktivitäten deckt sich mit dem Treffen des französischen Autors Gérard de Sède (de Lieux), der 1962 zusammen mit Plantard das Buch Les Templiers sont parmi nous (Die Templer sind unter uns) veröffentlichte. Es bezog sich dabei auf die von Roger Lhomoy begonnene Erzählung von Gisors (wo angeblich ein Templerschatz versteckt sein soll). Lhomoy arbeitete zu dieser Zeit auf einer Schweinefarm von de Sède.

Das Buch scheint der Anfang von dem zu sein, was später zur populären Version der Prieuré de Sion mit den altbekannten Bestandteilen wird, so wird beispielsweise der Großmeister der Prieuré de Sion Gottfried von Bouillon erwähnt. Es ist leicht zu beweisen, dass die verschiedenen Behauptungen in den Dokumenten der Prieuré eine historische Erfindung sind, da diese vor den frühen 1960er Jahren in keinen historischen Aufzeichnungen in irgendeiner Form Erwähnung finden. Ferner beweisen wechselseitige Briefe von Pierre Plantard, Philippe de Cherisey und Gerard de Sède aus den 1960er Jahren, dass sie in einen geheimen Schwindel involviert waren, der Pläne beschreibt, wie Kritik gegenüber ihren verschiedenen Behauptungen begegnet werden sollte und wie sie neue Behauptungen erfinden würden, um die Sache am laufen zu halten. Diese Briefe (über 100) befinden sich in Besitz des französischen Forschers Jean-Luc Chaumeil, welcher ebenfalls die originalen Briefumschläge aufbewahrt. Chaumeil war in den 1970er Jahren Teil der Intrige um die Prieuré de Sion und schrieb vor seinem Austritt Bücher und Artikel über Plantard und die Prieuré de Sion. In den späten 1970er Jahren enthüllte er in seinen Büchern Pierre Plantards Vergangenheit.

Ab Mitte der 1960er Jahre, nicht zuvor und bestimmt nicht 1956, behauptete Plantard, die Prieuré de Sion seien ein geheimer innerer Zirkel der Templer, die die Vernichtung des ursprünglichen Ordens überlebt hätten und über Jahrhunderte hinweg in Europa Ereignisse manipuliert hätten um die „rechtmäßige“ merowingische Königsherrschaft am Leben zu halten.

Beeinflusst durch den Hotelier Noel Corbu, der behauptete, ein Schatz sei durch den Vorbesitzer seines Hotels, Pfarrer Bérenger Saunière, gefunden worden, behauptete Plantard, dass dieser Schatz Pergamente enthielt, die seine Herkunft von Dagobert II. beweisen würden. Plantard schrieb Manuskripte und ließ von seinem Freund Philippe de Cherisey „Pergamente“ anfertigen, die Saunière angeblich während der Renovierungsarbeiten seiner Kirche gefunden hätte. Diese „Urkunden“ bewiesen vorgeblich das Überleben der merowingischen Linie fränkischer Könige. Dazu manipulierte Plantard Saunières Aktivitäten in Rennes-le-Château, um seine Behauptungen bezüglich der Prieuré de Sion „beweisen“ zu können. Zu diesem Zweck wurden „geheime“ mit Bleistift selbstgemachte Dokumente in der Nationalbibliothek in Paris hinterlegt.

Späteres Leben

In den späten 1980er-Jahren veränderte Plantard seine Behauptungen, als er die mythologische Abstammung der Prieuré de Sion revidierte und nun behauptete, diese hätten nichts mit den Tempelrittern zu tun, die Dossiers secrets wären unter Einfluss von LSD geschrieben worden und die Prieuré de Sion wären tatsächlich 1681 in Rennes-le-Château durch den Großvater von Marie de Negri d'Ables gegründet worden. Diese revidierte Version der Prieuré de Sion wurde durch die Eröffnung des Saunière-Museums in Rennes-le-Château im Mai 1989 beeinflusst. Der Grund dieser Revision war nicht zuletzt die Popularisierung, die „seine“ Geheimgesellschaft durch das Buch Der Heilige Gral und seine Erben erfuhr. Von den viel weiter gehenden Thesen der drei Autoren Lincoln, Baigent und Leigh, die Dan Brown im Roman Sakrileg verarbeitete, versuchte er sich zu distanzieren.

Im September 1993 behauptete Plantard, dass Roger-Patrice Pelat einst Großmeister der Prieuré de Sion gewesen sei. Pelat war ein Freund von François Mitterrand (der zu dieser Zeit französischer Präsident war) und Mittelpunkt eines Skandals, in den der französische Premierminister Pierre Bérégovoy verwickelt war.

In diesem Verhör sagte Plantard unter Eid aus, dass es die Prieuré de Sion nicht gebe, und erklärte, alles erfunden zu haben, inklusive Pelats Beteiligung mit der Prieuré de Sion. Ein französisches Gericht ordnete die Durchsuchung von Plantards Haus an und die Behörden fanden dort zahlreiche „Urkunden“ der Prieuré de Sion, unter anderem solche, die aussagten, Plantard sei der „wahre König von Frankreich“. [2]

Bis zu seinem Tod am 3. Februar 2000 lebte Plantard zurückgezogen in Paris.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Polizeiakte Ga P7 (englisch)
  2. Plantards Aussage unter Eid (englisch)

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