Dagobert II.

Dagobert II.
Dagobert II. (Fantasieporträt aus dem 16.Jh. von Virgil Solis)

Dagobert II. (* 652; † 23. Dezember 679 bei Stenay) entstammt aus dem Geschlecht der Merowinger, der Herrschaftsdynastie der Franken. Er war zwischen 676 und 679 König von Austrasien.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schon im Alter von nur vier Jahren wurde Dagobert Nachfolger seines verstorbenen Vaters Sigibert III. als König von Austrasien. Das königliche Dasein des späteren Frankenkönigs Dagobert wurde zunächst nach einem Jahr beendet – er wurde durch den pippinidischen Hausmeier Grimoald entführt und Bischof Dido von Poitiers übergeben, der ihn zum Mönch weihte. Auf diese Weise konnte Grimoald seinen eigenen Sohn Childebertus adoptivus auf den Thron setzen („Staatsstreich Grimoalds“). Childebert war vor der Geburt Dagoberts von dessen Vater, Sigibert III., adoptiert worden. Um die Herrschaft von Childebert (III.), dem Adoptierten, nicht zu gefährden, wurde Dagobert in ein Kloster nach Irland in die Verbannung geschickt, später kam er nach England, wo er am Königshof erzogen wurde. Seit dieser Zeit verband ihn eine enge Freundschaft zu Wilfrid von York. Er heiratete in erster Ehe die englische Prinzessin Mechtilde. Diese erste Herrschaft Dagoberts und seine Ehe gelten unter Historikern eher als zweifelhaft.

Nach dem Tode von Childebertus adoptivus fiel das Reich an Childerich II.. Er regierte von 662 bis zu seinem Tod im Jahre 675. Verschiedene austrasische Führer unter dem Hausmeier Wulfoald riefen Dagobert im Jahre 676 aus Irland auf den Königsthron nach Austrasien zurück; dies unter dem erbitterten Widerstand und der Feindschaft des neustrischen Hausmeiers Ebroin. Ebroin, ein Gegner von Pippin dem Mittleren (ca. 635–714), war ein einflussreicher Adliger und kämpfte um die Herrschaft des Frankenreiches.

Die Amtsführung überließ Dagobert jedoch seinem Hausmeier Pippin. Er kümmerte sich ausschließlich um seine frommen Übungen und wohltätigen Werke. Er baute Kirchen und gründete verschiedene Klöster, wie zum Beispiel die Klöster Surburg und Weißenburg im Elsass.

Unmittelbar nach den neu ausbrechenden Kämpfen zwischen Austrasien und Neustrien wurde er am 23. Dezember 679 wohl von dem ihm feindselig gesinnten Hausmeier Ebroin und den Arnulfingern auf der Jagd im Wald Woëvre zwischen Stenay an der Maas und Verdun ermordet.[1] Im dortigen Kloster Stenay wurde der ermordete König begraben und später als Märtyrer verehrt.

Dagobert II. starb, ohne Nachkommen zu hinterlassen. Die moderne Legende eines angeblichen Sohnes namens Sigibert IV. (676-758, genannt „Le Plant-Ard“, späterer Graf von Razés und Vorfahre von Gottfried von Bouillon) ist ohne jeglichen historischen Beleg und basiert ausschließlich auf von Pierre Plantard gefälschten Dokumenten im Rahmen der Affäre um die „Prieuré de Sion-Erfindung“, die in dem pseudohistorischen Buch „Der Heilige Gral und seine Erben“ aufgegriffen und populär gemacht wurden.

Verehrung und sonstige Rezeption

Spätestens seit 1068 galt der Heilige Dagobert als Patron der Kirche, vornehmlich in Lothringen und im Elsaß. Die Kirche Saint Dagobert wurde während der Französischen Revolution 1789 zerstört, und die Reliquien gingen bis auf den Schädel verloren.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Commons: Dagobert II. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Verfasser des Vita Wilfridi, Eddius Stephanus, schrieb nur, dass Dagobert "durch die Tuecke der fuehrenden Maenner (per dolum ducum) und mit Zustimmung der Bischoefe tueckisch" ermordet sei. Im Revue des questions historiques, Band LXXI (1. Januar 1902), S. 63-67, behauptete E. Vagandard, Pippin statt Ebroin der Anstifter des Mords sei, da Eddius Stephanus, ein erbitterter Feind von Ebroin, nichts von Ebroins Teilnahme geschrieben habe.


Vorgänger Amt Nachfolger
Chlodwig von Austrasien König der Franken/Teilreich Austrasien
evtl. 656/657
belegt 676–678
Theuderich III.

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