Pippiniden

Pippiniden

Als Pippiniden werden die frühesten bekannten Angehörigen der später Karolinger genannten fränkischen Herrscherfamilie bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Das Machtzentrum der Pippiniden lag in Austrasien, nördlich der Ardennen, wo sie über ausgedehnten Grundbesitz und zahlreiche Klienten verfügten. Namensgeber und zugleich ältester bekannter Vertreter ist Pippin der Ältere. Er ermöglichte es der Familie, die Hausmeier im Reich der Merowinger zu stellen und damit die eigentliche Herrscherfamilie zu entmachten. Die Hochzeit von Pippins Tochter Begga mit dem Arnulfinger Ansegisel, dem Sohn von Pippins engstem Verbündeten Arnulf von Metz, sicherte seine Politik auch familienpolitisch ab.

Nach Pippins Tod setzte sich sein Sohn Grimoald der Ältere nicht nur als sein Nachfolger durch, sondern schaffte es sogar, den damals noch kinderlosen König Sigibert III. dazu zu bringen, seinen, Grimoalds, Sohn zu adoptieren und zum Erben zu ernennen - als Childebertus adoptivus, sein eigentlicher Name ist unbekannt, wurde er nach Sigiberts Tod von den austrasischen Baronen anerkannt, die einen reibungslosen Regierungswechsel selbst bei einem Wechsel des Herrscherhauses der Alternative vorzogen, vom in Neustrien herrschenden Bruder Sigiberts, Chlodwig II., übernommen und ins Abseits gestellt zu werden. Chlodwig hingegen betrachtete Grimoalds Aktivitäten als "Staatsstreich", ließ ihn aus dem Hinterhalt gefangen setzten und in Paris im Kerker hinrichten.

Childebert konnte sich in Austrasien auf dem Thron halten, starb aber bereits 662 wohl eines natürlichen Todes, und setzte damit der Politik des Vaters und Großvaters sowie den Pippiniden im Mannesstamm insgesamt ein abruptes Ende. Erbe des Throns wurde Chlodwigs Sohn Childerich II., Erbin des umfangreichen Familienbesitzes wurden über seine Tante Begga und ihr Ehemann Ansegisel die Arnulfinger, vor allem deren gemeinsamer Sohn Pippin der Mittlere, dem es erst 18 Jahre später gelang, den plötzlichen Absturz von der Macht wieder wettzumachen. Grimoalds letztlich erfolglose Operation und die Krise, die er der Familie (der Arnulfinger) damit einbrachte, kommt in den Chroniken der Zeit so schlecht weg, dass es lange Zeit nicht möglich war, den Ablauf der Ereignisse zu rekonstruieren: oft wurde sogar bestritten, dass Grimoald überhaupt einen Sohn gehabt hat.

Pippins Sohn Karl Martell schließlich wurde dann zum Namensgeber der neuen Dynastie der Karolinger, die die Tradition der Pippiniden als auch die der Arnulfinger bis hin zum Erlangen der Kaiserkrone im Jahr 800 fortsetzte.

Herrscher aus dem Geschlecht der Pippiniden waren:

Stammliste

  1. Pippin der Ältere, * um 580[1], † 640[2] , 613 bezeugt, 623/629 Hausmeier in Austrien; ∞ Itta/Iduberga, * 592, † 652, stiftet 640 das Kloster Nivelles
    1. Begga, † wohl 692, stiftet 690/691 das Kloster Andenne; ∞ Ansegisel, um 662 bezeugt, † erschlagen vor 679, (Arnulfinger)
    2. Grimoald, * wohl 615, † 656/657 im Gefängnis in Paris, 642-643 Hausmeier in Austrien, um 650 Mitgründer der Klöster Stablo und Malmedy
      1. Childebertus adoptivus, † 662, 656/662 als Childebert III. König der Franken in Austrien
      2. Vulfetrudis, * wohl 639/640, † 23. November 669, 658/669 Äbtissin von Nivelles, dort auch begraben
    3. Geretrudis, † 17. März 659, um 644/658 Äbtissin von Nivelles

Literatur

Siehe auch die im Artikel Karolinger angegebene Literatur.

  • Eduard Hlawitschka: Die Vorfahren Karls des Großen. In: Wolfgang Braunfels (Hrsg.): Karl der Große, Lebenswerk und Nachleben. Band 1 (hrsg. von Helmut Beumann): Persönlichkeit und Geschichte. Düsseldorf 1965, S. 51-82.
  • Eduard Hlawitschka: Studien zur Genealogie und Geschichte der Merowinger und frühen Karolinger. In: Rheinische Vierteljahrsblätter 43, 1979, S. 1-99.
  • Eduard Hlawitschka: Zu den Grundlagen des Aufstiegs der Karolinger. In: Rheinische Vierteljahrsblätter 49, 1985, S. 1-61
  • Pierre Riché: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Stuttgart 1987.
  • Rudolf Schieffer: Die Karolinger. Stuttgart u.a. 1992, [1]

Fußnoten

  1. mittelalter-genealogie ohne Quelle
  2. † 639/40 im Lexikon des Mittelalters

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