- Plasmapherese
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Plasmapherese (Plasmaseparation) beschreibt
- den Vorgang der Blutplasmatrennung, konkret die Gewinnung des Plasmas während der Spende manuell (veraltet) oder automatisch mit Plasmapheresegeräten (präparative Plasmapherese) oder
- den Austausch des Blutplasmas als therapeutische Maßnahme.
Präparative Plasmapherese
Hierbei wird das Blutplasma mittels eines Plasmapheresegeräts durch Zentrifugation mit oder ohne Filtration von den Blutkörperchen getrennt. Dieses Trennverfahren ist eine spezielle Form der Apherese. Während die Blutzellen zum Spender zurück fließen, wird das Plasma getrennt gesammelt und nach Beendigung der Spende so früh wie möglich max. innerhalb 1 Stunde tiefgefroren und zu Plasma mit direkter therapeutischer Anwendung verarbeitet oder als Plasma zur Fraktionierung als Ausgangsstoff für Plasmaderivate an die Industrie weitergegeben. Der Spendevorgang dauert ca. 30 bis 70 Minuten. Der Vorteil der reinen Plasmaspende gegenüber einer Vollblutspende mit späterer Trennung ist der, dass der Spender nur wenige der wichtigen roten Blutkörperchen verliert. Der entstehende Flüssigkeitsverlust wird durch einströmendes Zellwasser aus dem Gewebe rasch ausgeglichen, wodurch der Spender kaum belastet wird. Im Gegensatz zu Blutzellen werden die Eiweiße des Plasmas wie Gerinnungsfaktoren und Albumin innerhalb von 2 Tagen bis zu einer Woche voll ausgeglichen und ersetzt, womit der Spender sehr schnell wieder spendefähig wird. Bei Vollblutspenden wären mindestens sechs Wochen Erholung bis zur nächsten Spende notwendig.
Das tiefgefrorene Blutplasma wird weiterbearbeitet und zu Frischplasmakonzentraten (FFP, GFP) aufbereitet, die als tiefgefrorene oder lyophilisierte Präparate zur Behandlung von Gerinnungsstörungen, Plasmaaustausch und Massivtransfusion angewendet werden. Es wird aber in seiner Hauptmenge durch Plasmafraktionierung zur Herstellung von Humanalbuminlösungen, Gerinnungsfaktoren und Immunglobulinen (Plasmaderivate) verwendet.
Therapeutische Plasmapherese
Die therapeutische Plasmapherese beschreibt eine Austauschbehandlung, bei der mittels eines Plasmapheresegerätes das patienteneigene Plasma abzentrifugiert und abgefiltert, gleichzeitig aber durch eine Substitutionslösung ersetzt wird, die Elektrolyte, Puffersubstanzen (in der Regel Hydrogencarbonat) und etwa 5 % Albumin oder Frischplasmakonzentrate enthält. Diese Rezeptur simuliert körpereigenes Plasma. Einsatz findet diese Form der Behandlung, die in der Regel von Nephrologen durchgeführt wird, bei Autoimmunerkrankungen, die einer schnellen Elimination der Antikörper bedürfen, da ansonsten schwere Organschäden oder der Tod unvermeidbar sind, bei vitalbedrohlichen Vergiftungen, bei denen das Toxin eine hohe Eiweißbindung aufweist, sowie eine pathologische Erhöhung von Plasmaeiweißen mit konsekutiver Viskositätssteigerung mit Auftreten von zentralnervösen Symptomen. War in den ersten Jahren nach Schaffung der technischen Möglichkeiten zur therapeutischen Plasmapherese die Indikationsstellung breit, so sind die nachweislich sinnvollen Einsatzgebiete mit zunehmender Erfahrung heutzutage sehr begrenzt: Das Goodpasture-Syndrom und das im Rahmen von Plasmozytomerkrankungen auftretende Hyperviskositätssyndrom werden mit Plasmapherese behandelt, der Einsatz bei Hörsturz ist aktuell (2006) in der Diskussion. Weiterhin spielt die Plasmapherese eine wichtige Rolle bei der Therapie von schubförmig verlaufender Multipler Sklerose, falls die Behandlung mit Glukokortikoiden fehlschlägt.[1] Etabliert ist der Einsatz der Plasmapherese auch beim Guillain-Barré-Syndrom, der thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura sowie bei der chronischen inflammatorischen demyelinisierenden Polyneuropathie (CIDP).
Einzelnachweise
- ↑ Weinshenker et al.: A randomized trial of plasma exchange in acute central nervous system inflammatory demyelinating disease. Ann Neurol. 1999 Dec;46(6):878-86. PMID: 10589540
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