Pleuraerguß

Pleuraerguß
Klassifikation nach ICD-10
J90 Pleuraerguss, anderenorts nicht klassifiziert
J91 Pleuraerguss bei anderenorts klassifizierten Krankheiten
ICD-10 online (WHO-Version 2006)
Röntgenbild eines Pleuraergusses
A: Flüssigkeit
B: Pleurahöhle
massiver Pleuraerguss der linken Seite (rechts im Bild)

Pleuraerguss ist ein Begriff aus der Medizin und bezeichnet eine abnorme Flüssigkeitsansammlung in der Pleurahöhle, dem schmalen Spalt zwischen den Pleurablättern. Diese Flüssigkeit befindet sich also im Brustkorb zwischen der Lunge und den Rippen, strenger genommen zwischen Lungenfell (Pleura visceralis) und dem Brust-, beziehungsweise Rippenfell (Pleura parietalis). Hier handelt sich um „Flüssigkeit um die Lunge herum“; der (unpräzise) Begriff „Wasser in der Lunge“ bezieht sich auf das Phänomen Lungenödem oder ursächlich gesehen auf den Themenkomplex Herzinsuffizienz.

Auch beim Gesunden sind die Pleurahöhlen mit jeweils etwa 5 ml einer eiweißreichen Flüssigkeit gefüllt, die den Lungen als Gleitschicht Bewegungsfreiheit beim Ein- und Ausatmen verschafft.

Inhaltsverzeichnis

Einteilung und Ursachen

Pleuraergüsse werden in eiweißarme Transsudate und eiweißreiche Exsudate unterteilt, weiterhin kann der Erguss blutig, eitrig oder milchigtrüb sein. Er kann entweder frei um die Lunge herum „auslaufen“ oder durch Verklebungen „gekammert“ sein. Bei jungen Patienten ist die Ursache häufig TBC.

Mögliche Ursachen des Pleuraergusses sind:

  • onkotisch hydrostatisch, also aufgrund des Drucks und der Flüssigkeitsfiltration z.B.:
    • im Rahmen einer (Rechts-)Herzinsuffizienz (mit häufigste Ursache des Pleuraergusses)
    • Pericarditis constrictiva
    • Hypoalbuminämie
    • Hydronephrose
    • e.a.
  • entzündlich-infektiös z.B.
    • Tuberkulose
    • Viren und Mykoplasmen
    • Pilze und Parasiten
    • parapneumonisch (bakteriell durch Pneumokokken im Rahmen einer Lungenentzündung)
    • als unspezifisches Empyem (eitrig)
  • entzündlich-nichtinfektiös
  • neoplastisch, also im Rahmen einer Krebserkrankung
    • Mesotheliom eine maligne (Karzinose) Tumorzellbesiedlung der Pleura
  • vaskulär z.B.:
    • Kollateralen bei Leberzirrhose
  • autoimmunologisch
  • traumatisch z.B.:
  • sonstige

Symptome

Kleinere Ergüsse bis etwa 500 ml werden oft nicht bemerkt. Bei größeren Ergüssen tritt als Leitsymptom Atemnot auf, die zunächst bei körperlicher Anstrengung, bei zunehmendem Erguss auch bereits in Ruhe auftritt. Hustenreiz ist bei größeren Ergüssen häufig, atemabhängige Brustschmerzen können bei einer gleichzeitigen Entzündung der Pleurablätter auftreten. Sie sind aber bei großen Ergüssen eher die Ausnahme.

Diagnostik

Vermuten kann man einen Erguss bei einer Dämpfung des Klopfschalls und einer Abschwächung des Atemgeräusches, sowie des Stimmfremitus über einem Lungenabschnitt. Nachweisen lässt er sich am schnellsten und genauesten durch eine Ultraschalluntersuchung.

Auf der Röntgenaufnahme der Lunge sind Pleuraergüsse meist ab einem Volumen von 250-300 ml erkennbar. Typisch ist bei einer im Stehen angefertigten Aufnahme eine nach lateral (außen) ansteigende Verschattung (Damoiseau-Ellis-Linie).

Um die Ursache eines Ergusses zu klären, muss dieser häufig punktiert und die Ergussflüssigkeit laborchemisch, bakteriologisch und zytologisch untersucht werden.

Therapie

Ein kleiner Pleuraerguss ist oft nur ein Symptom und bedarf selbst keiner Therapie. Bei größeren Pleuraergüssen (> 1 Liter) wird oft eine therapeutische Entlastung mittels Pleurapunktion durchgeführt. Handelt es sich um einen stärkeren Erguss, wird meist eine Thoraxdrainage durchgeführt. Kann durch diese Thoraxdrainage nicht die gesamte Flüssigkeit entweichen (dies ist durch radiologische Untersuchungen zu überprüfen) kann eine Operation nötig sein, da sich Teile des Ergusses verkapseln können. Dies wird heute minimal-invasiv durchgeführt und hinterlässt kaum Narben.

Siehe auch

Weblinks

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