Plinius maior

Plinius maior
Plinius der Ältere, spätere Fantasievorstellung

Gaius Plinius Secundus Maior, kurz Plinius der Ältere (lateinisch Plinius maior) genannt (* etwa 23 in Novum Comum (Como); † 25. August 79 in Stabiae) war ein römischer Gelehrter.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Plinius wurde Ende 23 oder zu Beginn des Jahres 24 geboren. Er entstammte einer vermögenden römischen Ritterfamilie. Er kam in jungem Alter nach Rom, wo er mit Publius Pomponius Secundus, einem Tragödiendichter und Feldherrn, Umgang hatte. So kam er in Umgang der angesehensten Familien. Plinius kommandierte mehrere Militäreinheiten in verschiedenen Provinzen. 47 war er am Triumph über die Chauken beteiligt, 50/51 kämpfte er im heutigen Nordhessen. Er begleitete als Vertrauter der Kaiser Vespasian und Titus deren Feldzüge nach Germanien. 52 kehrte er nach Rom zurück, hatte aber unter Nero keine öffentlichen Ämter inne. Plinius blieb unverheiratet und kinderlos. Nach dem Tod seiner Schwester adoptierte er seinen Neffen, der daraufhin seinen Namen annahm und uns als Plinius der Jüngere bekannt ist.

Bekannt geworden ist Plinius vor allem durch sein naturwissenschaftliches Werk Naturalis historia (Naturgeschichte), das als einziges seiner Werke erhalten ist. In dieser Enzyklopädie in 37 Büchern fasste er vor allem das naturkundliche Wissen seiner Zeit zusammen. Das Werk, das trotz seiner großen Stofffülle durchaus literarisch gestaltet ist, stellt eine unschätzbare Quelle für das antike Wissen dar. Laut seinen eigenen Aussagen beinhaltet dieses Werk 20.000 wichtige Fakten zu den Themen Anthropologie, Arzneien aus Pflanzen- und Tiersubstanzen, Botanik, Ethnographie, Gartenbau, Geographie, Kosmologie, Kunstgeschichte, Medizin, Metallverarbeitung, menschliche Physiologie, Mineralogie, Schöne Künste und Zoologie, die er aus ca. 2.000 Büchern von 100 verschiedenen Autoren zusammengetragen hatte. Die ersten zehn Bände wurden im Jahr 77 veröffentlicht, die übrigen erst nach seinem Tode.

Außerdem schrieb Plinius mehrere Geschichtswerke: eine Biographie seines Freundes Quintus Pomponius Secundus, zwanzig Bücher über die römischen Germanienkriege (bella Germaniae) und eine Darstellung der römischen Geschichte in 31 Büchern, mit dem er an den Schluss des Werks des Historikers Aufidius Bassus anschloss (beginnend wohl 47, doch ist dies umstritten). Diese Historien, die bis in die Regierungszeit Vespasians reichten, wurden (wie die Germanenkriege des Plinius) von Tacitus als Quelle benutzt. Sie sind aber wie alle historischen Werke des Plinius nicht erhalten.

Plinius starb beim Ausbruch des Vesuv, bei welchem auch Pompeji zerstört wurde. Er war kurz zuvor zum Präfekten der römischen Flotte in Misenum ernannt worden. Als der Vulkan ausbrach, fuhr er, getrieben von naturwissenschaftlichem Interesse, aber auch dem Bemühen, den Opfern der Katastrophe zu helfen, über den Golf von Neapel nach Stabiae. Am Morgen des 25. August starb Plinius. Als Todesursache gilt ein Herzschlag infolge Herzverkalkung. Plinius der Jüngere, römischer Senator und Schriftsteller, war sein Neffe und überlieferte die Todesumstände seines Onkels in einem Brief an Tacitus.

Ehrentaxon

Charles Plumier benannte ihm zu Ehren die Gattung Plinia[1] der Pflanzenfamilie der Myrtengewächse (Myrtaceae). Carl von Linné übernahm später diesen Namen.[2][3]

Überlieferte gebräuchliche Zitate

"addito salis grano", was umgestaltet wurde zu "cum grano salis"

"In Vino veritas" – "Im Wein liegt die Wahrheit" (Naturalis historia 14, 141)

"Latifundia Italiam perdidere" - "die Latifundien haben Italien zugrundegerichtet" (Naturalis historia 18, 35)

"Nulla dies sine linea" – "Kein Tag ohne Strich", besser: "Kein Tag ohne Richtschnur, ohne Sinn" (Naturalis historia 35, 84) (Großer Stowasser)

"Sutor, ne ultra crepidam!" – "Schuster, bleib bei Deinem Leisten!" (Naturalis historia 35, 85; Ausspruch des Apelles nach einer Anekdote, u. a. hier von Plinius überliefert)

Das Wort "Eselsbrücke" soll auf Plinius zurückgehen: So wie die Brücke für den Esel ein Hilfsmittel ist, um ein Hindernis zu überwinden, so ist die "Eselsbrücke" ein Hilfsmittel um ein gedankliches Hindernis zu überwinden.

Literatur

Textausgaben und Übersetzungen

  • Gaius Plinius Secundus: Naturkunde: lateinisch - deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Roderich König in Zusammenarbeit mit Joachim Hopp und Wolfgang Glöckner. 37 Bände. Zürich u. a. 1990–2004. ISBN 3-7608-1618-5
  • Ludwig Jahn, Karl Mayhoff (Hrsg.): C. Plini Secundi Naturalis historiae libri XXXVII. Stuttgart 1967–2002. (Nachdruck der maßgeblichen Edition in 6 Bänden)
  • Peter Rosumek und Dietmar Najock: Concordantia in C. Plinii Secundi Naturalem historiam. 7 Bände. Olms-Weidmann, Hildesheim u. a. 1996. ISBN 3-487-09949-7
  • Lenelotte Möller, Manuel Vogel (Hrsg.): Die Naturgeschichte des Gaius Plinius Secundus. Ins Deutsche übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Georg C. Wittstein. 2 Bde., Marix Verlag, Wiesbaden 2007 (Neuauflage einer älteren Übersetzung).

Sekundärliteratur

  • Arno Borst: Das Buch der Naturgeschichte: Plinius und seine Leser im Zeitalter des Pergaments. Heidelberg 1994. 2., verb. Aufl. 1995. ISBN 3-8253-0132-X
  • Klaus Sallmann: Der Traum des Historikers. Zu den bella Germaniae des Plinius und zur julisch-claudischen Geschichtsschreibung. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt II 32, 1, Berlin/New York 1984, S. 578–601.
  • Una Woodruff, Gaius Plinius Secundus: Inventorum Natura. The wonderful voyage of Pliny. Limpsfield (UK) 1979. ISBN 0-905895-25-8
  • Roderich König, Gerhard Winkler: Plinius der Ältere. Leben und Werk eines antiken Naturforschers. München 1979.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Charles Plumier: Nova Plantarum Americanarum Genera. Leiden 1703, S. 9
  2. Carl von Linné: Critica Botanica. Leiden 1737, S. 94
  3. Carl von Linné: Genera Plantarum. Leiden 1742, S. 239


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