Pogrome

Pogrome
Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst. Bitte entferne erst danach diese Warnmarkierung.
Judenfeindlichkeit in der Weltchronik von Hartmann Schedel (1493)
Farbige Lithografie aus dem Jahr 1904 zur Situation der Juden im Russischen Reich
Opfer des Pogroms in Ekaterinoslaw 1905 (heute Dnipropetrowsk / Ukraine) – überwiegend jüdische Kinder.
Pogrom 1941 in Bukarest[1]

Unter einem Pogrom (m., auch n.) versteht man eine gewaltsame, auch organisierte Massenausschreitung gegen Mitglieder religiöser, nationaler, ethnischer oder andersartig definierter Minderheiten oder Gruppe einer Bevölkerung, oft verbunden mit Plünderungen und Misshandlungen sowie Mord oder Genozid.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Der Begriff stammt aus dem Russischen und bedeutet übersetzt Verwüstung, Zerstörung, Krawall (погрóм, abgeleitet von громить = demolieren, zerstören). Er wird heute auch für die religiös motivierten mittelalterlichen Judenverfolgungen durch die Christen verwendet, obgleich er seinen Ursprung in den Pogromen Russlands im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts hatte.

Die Juden wurden u. a. durch Paulus beschuldigt, „den Herrn Jesus getötet“ zu haben, „wie sie es auch vorher schon mit den Propheten getan hätten“; sie verfolgten nun die Christen „und gefallen Gott nicht und sind allen Menschen feind“ (1. Thessalonicher 2,15LUT). Die kirchlichen Konzilien nahmen diese Aussagen teilweise dahingehend verschärfend auf, dass „die Juden“ am Tode Jesu schuld gewesen wären und insofern in toto „Gottesmörder“ seien.

Zudem waren Juden oft Sündenböcke für Epidemien und Seuchen wie die Pest-Epidemie im 14. Jahrhundert. Lange zuvor entwickelte sich nämlich die Darstellung von Juden als „Brunnenvergifter“, weil die Juden in ihren Ghettos großteils von Seuchen verschont blieben. Denn mit den Geboten im dritten Buch Mose, im Christentum auch „Leviticus“ genannt, besaßen sie eine rudimentäre Form von Hygiene. Dazu zählten unter anderem auch Vorschriften wie Brunnen anzulegen waren, wodurch in diese kein verseuchtes Oberflächenwasser eindrang. Da dies nicht für die Brunnen der restlichen Bevölkerung galt gab es bei dieser immer wieder Epidemien, vor allem Cholera.

Geschichte

Im Reich kam es im Zusammenhang mit der Kreuzzugspropaganda 1096, 1146 und um 1189 zu Kreuzzugspogromen. Mit dem Auftreten der Pest eskalierten die bereits vorhandenen antijüdischen Einstellungen, so dass es in den Jahren 1348 bis 1351 zu den sogenannten Pestpogromen kam.

Im Jahr 1492 starben 27 Juden in Sternberg, als Folge werden alle Juden aus Mecklenburg ausgewiesen. Bohdan Chmelnyzkyj, 1654 Gründer des Kosakenstaates, war auch für antijüdische Übergriffe berüchtigt. Während dieser Kämpfe sollen Pogrome über 100.000 Polen und russischen Juden das Leben gekostet haben.

Judenpogrome traten sodann im zaristischen Russland in Gebieten, die heute zu Russland, Polen, Ukraine, Weißrussland oder wie Bessarabien zu Moldawien gehören, in regelmäßigen Abständen auf. Als erster Pogrom der modernen Zeit gilt das Juden-Pogrom von Odessa im Jahr 1821. Über die Gründe ist nichts näher bekannt, angenommen wird, dass ihnen antisemitische Ressentiments zugrunde lagen. Zwischen 1903 und 1906 kamen bei Pogromen in Russland schätzungsweise 2.000 russische Juden ums Leben. Besonders bekannt wurden die Pogrome von Kischinew in der heutigen moldawischen Hauptstadt Chişinău. Sie wurden wohl zumindest teilweise von der russischen Regierung bewusst geschürt. Aufgrund dieser Ereignisse kam es zu einer ersten größeren Auswanderungswelle russischer Juden nach Palästina.

Beim Völkermord an den Armeniern wurden in der Türkei zwischen 1915 und 1921 je nach Quelle zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Menschen getötet.

Die deutschen Novemberpogrome 1938, die als „Reichskristallnacht“ bekannt wurden, markierten den Auftakt der physischen Judenverfolgung im Nationalsozialismus. Weil die fabrikmäßigen Massenmorde an jüdischen Menschen in und aus ganz Europa durch die Nationalsozialisten selbst mit dem Wort Genozid nur unzureichend zu fassen waren und über jedes Pogrom der Geschichte weit hinaus ging, wurde für die Nazimorde das Wort „Shoa“ in der Nachkriegszeit neu definiert, aus dem englischen Raum auch Holocaust.

Nach dem 2. Weltkrieg kam es zu Übergriffen an der deutschen Bevölkerung in einigen ehemals von der Wehrmacht besetzten (damals) tschechoslowakischen Gebieten, darunter in Ústí nad Labem, wo am 31. Juli 1945 das Massaker von Aussig stattfand.

Beim Pogrom von Kielce wurden 1946 in der polnischen Stadt vierzig Juden durch Zivilisten getötet.

Der Pogrom von Istanbul im Jahre 1955 richtete sich gegen eine christliche, überwiegend griechischstämmige Minderheit in der türkischen Metropole; einige Historiker sehen einen Einfluss der damaligen Regierung und einen Zusammenhang mit dem Zypern-Konflikt.

Rückblickend werden heute auch vergleichbare Ereignisse des Altertums als Pogrom bezeichnet.

Einzelnachweise

  1. Oxfordjournals (engl.) vom 21. Juli 2008

Literatur

Eisch-Angus, Katharina: Gedächtnis und Erfahrung. Vom Umgang mit der Erinnerung im ostdeutsch-tschechischen Grenzgebiet. In: Dröge, Kurt: Alltagskulturen in Grenzräumen. Lang, Frankfurt a.M., 2002. ISBN 3-631-38957-4


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • POGROME — ou POGROM Terme russe désignant un assaut, avec pillage et meurtres, d’une partie de la population contre une autre, et entré dans le langage international pour caractériser un massacre de Juifs en Russie. Perpétrés entre 1881 et 1921, les… …   Encyclopédie Universelle

  • November-Pogrome — Die brennende Synagoge in der Berliner Fasanenstraße am 9. November 1938 Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November auch Reichspogromnacht oder (Reichs ) Kristallnacht genannt – waren eine vom… …   Deutsch Wikipedia

  • grome — pogrome …   Dictionnaire des rimes

  • 9. November 1938 — Die brennende Synagoge in der Berliner Fasanenstraße am 9. November 1938 Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November auch Reichspogromnacht oder (Reichs ) Kristallnacht genannt – waren eine vom… …   Deutsch Wikipedia

  • Kristallnacht — Die brennende Synagoge in der Berliner Fasanenstraße am 9. November 1938 Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November auch Reichspogromnacht oder (Reichs ) Kristallnacht genannt – waren eine vom… …   Deutsch Wikipedia

  • Novemberpogrom — Die brennende Synagoge in der Berliner Fasanenstraße am 9. November 1938 Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November auch Reichspogromnacht oder (Reichs ) Kristallnacht genannt – waren eine vom… …   Deutsch Wikipedia

  • Novemberpogrom 1938 — Die brennende Synagoge in der Berliner Fasanenstraße am 9. November 1938 Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November auch Reichspogromnacht oder (Reichs ) Kristallnacht genannt – waren eine vom… …   Deutsch Wikipedia

  • Novemberpogrome — Die brennende Synagoge in der Berliner Fasanenstraße am 9. November 1938 Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November auch Reichspogromnacht oder (Reichs ) Kristallnacht genannt – waren eine vom… …   Deutsch Wikipedia

  • Pogromnacht — Die brennende Synagoge in der Berliner Fasanenstraße am 9. November 1938 Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November auch Reichspogromnacht oder (Reichs ) Kristallnacht genannt – waren eine vom… …   Deutsch Wikipedia

  • Reichkristallnacht — Die brennende Synagoge in der Berliner Fasanenstraße am 9. November 1938 Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November auch Reichspogromnacht oder (Reichs ) Kristallnacht genannt – waren eine vom… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”