Pontrjagin

Pontrjagin
Lev Pontrjagin (links) 1970

Lew Semjonowitsch Pontrjagin (russisch Лев Семёнович Понтрягин; * 21. Augustjul./ 3. September 1908greg. in Moskau; † 3. Mai 1988) war ein russischer Mathematiker.

Er verlor sein Augenlicht bei einer Gasofen-Explosion im Alter von 14 Jahren. Dank seiner Mutter Tatjana Andrejewna, die ihm mathematische Bücher vorlas, konnte er trotz seiner Blindheit Mathematiker werden. Auf zahlreichen Gebieten der Mathematik, insbesondere bezüglich geometrischer Aspekte der Topologie, machte er wichtige Entdeckungen.

Pontrjagin beendete 1929 sein Studium an der Lomonossow-Universität und promovierte (russischer Doktor, entspricht Habilitation) 1935 bei Pawel Alexandrow. Im selben Jahr wurde er Professor. Gleichzeitig arbeitete er seit 1930 am Mathematischen Institut der sowjetischen Akademie der Wissenschaften, an der er ab 1939 eine eigene Abteilung für Differentialgleichungen leitete.

Als er noch Student war, arbeitete er auf dem Gebiet der Dualitätstheorie der Homologie. Er legte Grundsteine für eine abstrakte Theorie der Fouriertransformation, welche heute als Pontrjagin-Dualität bezeichnet wird. In der Topologie stellte er das Problem der Kozyklen-Theorie. Dies führte gegen 1940 zu einer Theorie der charakteristischen Klassen, welche heute als Pontrjagin-Klassen bezeichnet werden.

Nach ihm ist der Pontrjaginraum benannt worden, ein Spezialfall des Kreinraumes.

Später arbeitete er in der Optimierungstheorie. Das Pontrjaginsche Maximumprinzip, gelegentlich auch Minimalprinzip genannt, wurde als These von Pontrjagin formuliert und ist noch immer grundlegend für die moderne Theorie der Optimalsteuerungen.

Pontrjagin wurde bisweilen antisemitisches Verhalten vorgeworfen, so in einer heftigen Debatte in den 1970er Jahren mit Nathan Jacobson, der zusammen mit Pontrjagin damals Vizepräsident der IMU war und für verbesserte Reisemöglichkeiten von jüdischen Wissenschaftlern aus der Sowjetunion eintrat. Pontrjagin verteidigte sich dagegen in einem Artikel in Science 1979. Er spielte auch wie viele andere bekannte russische Mathematiker der damals nachrückenden Generation eine Rolle in der Lusin-Affäre.

Literatur

L. S. Pontryagin, Wladimir Boltjanski, R. V. Gamkrelidze, E. F. Mishchenko: The Mathematical Theory of Optimal Processes. Wiley/Interscience, 1962.

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