Internationale Mathematische Union

Internationale Mathematische Union

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Internationale Mathematische Union (IMU)
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Gründung 1920
Ort IMU Permanent Secretariat, Markgrafenstr. 32, 10117 Berlin, Deutschland
Präsidentin Ingrid Daubechies
Vorstand Generalsekretär:Martin Grötschel, Vizepräsidenten: Christiane Rousseau, Marcelo Viana, weitere Mitglieder: Manuel de León, Yiming Long, Cheryl Praeger, Vasudevan Srinivas, John Francis Toland, Wendelin Werner, László Lovász, Finanzvorstand: Alexander Mielke(ernannt vom Vorstand)
Website mathunion.org

Die Internationale Mathematische Union (IMU) ist eine Internationale Nichtregierungsorganisation, die die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Mathematik fördert. Die IMU wurde 1920 gegründet. Sie ist Mitglied des International Council for Science (ICSU) und ist seit 1962 Mit-Organisator des Internationalen Mathematikerkongress (ICM). Ihre Mitglieder sind nationale mathematische Organisationen in 77 Ländern. Als Dachorganisation aller mathematischen Gesellschaften fördert die IMU die internationale Zusammenarbeit auf diesem Fachgebiet, beschäftigt sich mit Fragen der mathematischen Ausbildung, unterstützt den Aufbau der Infrastruktur für die Ausbildung und Forschung in Entwicklungsländern, organisiert die Weltkongresse der mathematischen Community und verleiht Preise für herausragende mathematische Forschungsergebnisse, u.a. die Fields-Medaillen, den „Nobel-Preis der Mathematik“, die auf dem ICM vergeben werden.

Als Sitz der IMU wurde 2010 Berlin gewählt, am Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik.[1] Zuvor wanderte der Hauptsitz mit dem jeweils gewählten Generalsekretär von Land zu Land.

Anfangs war die Internationalität der Gesellschaft stark überschattet von dem Bemühen insbesondere Frankreichs nach dem Ersten Weltkrieg, deutsche und österreichische Mathematiker aus der IMU und den Internationalen Mathematikerkongressen (ICM) auszuschließen. Besonders hervor tat sich dabei Emile Picard, von 1919 bis 1936 Präsident des International Research Council, aus dem auch die IMU hervorging, und 1929 bis 1931 Ehrenpräsident der IMU. Beispielsweise weigerte sich Dänemark auf Betreiben von Harald Bohr deshalb, der IMU beizutreten. Erst 1928 gelang es Salvatore Pincherle auf dem von ihm organisierten ICM in Bologna diese nationalistischen Tendenzen zu überwinden, allerdings nicht in der IMU selbst. Ausschlaggebend dabei war auch die der französischen Haltung gegenüber ablehnende Einstellung britischer (Godfrey Harold Hardy) und US-amerikanischer Mathematiker. Aufgrund dieser Zwistigkeiten hörte die IMU ab 1932 praktisch auf zu existieren, wurde 1936 offiziell aufgelöst (trotz Anstrengungen ihres letzten Präsidenten William Henry Young sie zu retten) und gründete sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg neu (1951). Die erste Tagung fand 1952 in Rom statt. Die Fehler der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurden nicht wiederholt, auch weil nun US-Amerikaner den Ton angaben, insbesondere Marshall Stone[2], der den ersten ICM 1950 in Harvard organisierte. Ein Ausschluß von Staaten war nach den neuen Statuten, die in New York 1950 beschlossen wurden, nicht mehr möglich. Auch französische Mathematiker nahmen damals eine andere Haltung ein, insbesondere Henri Cartan, der gleich nach dem Zweiten Weltkrieg enge Verbindungen zu deutschen Mathematikern (besonders Heinrich Behnke in Münster) aufnahm. Neue Probleme kamen aus dem Ost-West Konflikt und anderen Konflikten wie zwischen der Volksrepublik China und Taiwan. 1982 wurde der ICM in Warschau um ein Jahr wegen des damals verhängten Kriegsrechts verschoben. Wegen der restriktiven Reisepolitik der Sowjetunion (zum Beispiel für jüdische Mathematiker) kam es mehrfach zu Konflikten mit US-amerikanischen Vertretern in der IMU, so in den 1970er Jahren zwischen Lew Pontrjagin und Nathan Jacobson (beide Vizepräsidenten der IMU).

Als Mitglieder können der IMU nur Länder beitreten, vorausgesetzt, sie haben mindestens vier promovierte Mathematiker. Diese werden von sogenannten "Adhering Organizations" z.B. mathematischen Gesellschaften, Wissenschaftsorganisationen, Forschungsinstitutionen vertreten. Die Länder werden in fünf Klassen eingeteilt, mit entsprechender Anzahl Vertreter in der IMU. Auch die Beitragssätze sind danach gestaffelt, wobei die Klasse 5 die höchsten Beiträge zahlt. Deutschland wird in der IMU von der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) vertreten. Länder, die weniger als vier promovierte Mathematiker haben, können als assoziierte Mitglieder aufgenommen werden. Zudem gibt es "affiliate members".

Literatur

  • Olli Lehto: Mathematics without borders – a history of the International Mathematical Union. Springer, 1998, ISBN 978-0-387-98358-5. (Lehto war sieben Jahre Sekretär der IMU ab 1983)

Verweise

  1. Zur Wahl von Berlin als Hauptsitz der IMU
  2. Parshall Marshall Stone and the Internationalization of the American Mathematical Research Community, Bulletin AMS, 2009, pdf

Weblinks


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