Postoperatives Zittern

Postoperatives Zittern
Klassifikation nach ICD-10
T88.5 Sonstige Komplikationen infolge Anästhesie
- Hypothermie nach Anästhesie
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Als Postoperatives (Kälte-)zittern (Shivering) bezeichnet man ein unwillkürliches, nicht unterdrückbares Zittern, durch das der Körper Wärmeverluste (Hypothermie), die durch eine Narkose (Allgemeinanästhesie) oder Regionalanästhesie entstanden sind, auszugleichen versucht. Es tritt bei 5–60 Prozent der Patienten auf. Neben subjektivem Unwohlsein können dadurch bei vorerkrankten Patienten Komplikationen des Herz-Kreislaufsystems ausgelöst werden. Es existieren effektive therapeutische und prophylaktische Maßnahmen.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Während einer Operation verliert der Körper über verschiedene Mechanismen Wärme. Dies geschieht durch Wärmestrahlung, Konvektion (Luftzug, Beatmung), Konduktion (Operationstisch) und Verdunstung (Schweiß). Begünstigt werden diese Verluste durch die Gefäßweitstellung (Vasodilatation), die durch die Narkosemittel (Anästhetika) bewirkt wird. Diese wird auch durch Regionalanästhesieverfahren wie die Spinal- oder Epiduralanästhesie bewirkt. Zusätzlich ist während einer Narkose die Thermoregulation im Hypothalamus weitgehend ausgeschaltet, so dass der Körper keine Gegenmaßnahmen ergreifen kann.

Lässt die Wirkung der Narkotika (nach dem Erwachen) nach, wird der Temperaturabfall vom Körper registriert, der versucht, diesen auszugleichen. Das geschieht durch Zittern, wobei durch vermehrte Aktivität der Skelettmuskulatur Wärme erzeugt wird, sowie durch Gefäßverengung (Vasokonstriktion) in der Körperperipherie.

Die Tatsache, dass postoperatives Zittern zuweilen auch bei Patienten mit normaler Temperatur auftritt, spricht dafür, dass möglicherweise noch weitere Mechanismen wie Reflexe des Rückenmarks, Schmerz, Aktivität des sympathischen Nervensystems und eine respiratorische Alkalose eine Rolle beim postoperativen Zittern spielen, deren Rolle jedoch nicht genau verstanden ist.

Symptome und Folgen

Die Folgen für den Patienten sind ein subjektives Unwohlsein und verstärkte Schmerzen. Durch die vermehrten Muskelkontraktionen steigt der Sauerstoffverbrauch des Körpers auf das bis zu Fünffache an. Bei Patienten mit Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie etwa der koronaren Herzkrankheit oder Lungenerkrankungen kann dies die Kompensationsmöglichkeiten des Körpers überschreiten, wodurch es zu Sauerstoffmangel im Gewebe und möglicherweise zu einem Herzinfarkt kommen kann. Weiterhin ist der Druck im Auge (intraokular) und Schädel (intrakraniell) erhöht, was dortige Erkrankungen auslösen oder verschlimmern kann. Auch Nahtinsuffizienzen treten vermehrt auf.

Behandlung und Prävention

Die Behandlung erfolgt durch äußere Wärmung sowie die intravenöse Verabreichung von Clonidin oder des Opioids Pethidin (meperidine). Physostigmin und Tramadol sind Medikamente der zweiten Wahl.

Präventiv wird versucht, ein Abfallen der Körpertemperatur zu verhindern. Dies geschieht durch das Anwärmen von Infusionen und Spüllösungen, Wärmeunterlagen und Warmluftgebläse sowie die Durchführung von Niedrigflussnarkosen, die den Wärmeverlust durch die Beatmung minimieren. Durch eine Temperatursonde wird die Körperkerntemperatur des Patienten überwacht.

Literatur

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