Pratau

Pratau
Pratau
Lutherstadt Wittenberg
Koordinaten: 51° 51′ N, 12° 39′ O51.8429912.64329Koordinaten: 51° 50′ 35″ N, 12° 38′ 36″ O
Fläche: 17,12 km²
Einwohner: 1.906 (31. Dez. 2009)
Eingemeindung: 15. Okt. 1993
Postleitzahl: 06888
Vorwahl: 03491

Pratau ist ein Ortsteil der Kreisstadt Lutherstadt Wittenberg im Bundesland Sachsen-Anhalt.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Pratau liegt ca. 3 km südlich des Zentrums der Lutherstadt Wittenberg in der Elbaue und gehört zum Biosphärenreservat Mittelelbe der UNESCO.

Geschichte

Der Ort Pratau, der erstmals im Jahre 965 urkundlich erwähnt wurde, war schon sehr früh von den Germanen besiedelt worden. Als diese jedoch um 500 weiterzogen, kamen die Wenden, von denen auch der Name herrührt. Der Ortsname leitet sich aus dem Wort „Broth“ bzw. „Brotha“ ab, was so viel wie Übergang oder Überfahrt durch die Elbe bedeutet. Noch im Jahre 1513 lautete die Schreibweise des Ortsnamen „Brathow“. Ab dem 8. Jahrhundert kamen auch die Slawen, die das Land durch Burgen sicherten. Viele der Ortsnamen der Umgebung sind slawischen Ursprungs. Im 10. bis 12. Jahrhundert wurden erst die Slawen und im Laufe der Ostkolonialisierung durch Otto I. und Heinrich I. auch die Wenden vertrieben. Im 13. Jahrhundert besiedelten die Flamen das Gebiet.

Wittenberg war seit 1260 eine befestigte Residenz im Schnittpunkt zweier Handelsstraßen, die durch Pratau hindurchführten. 1293 erhielt Wittenberg das Stadtrecht, was dazu führte, dass die umliegenden Dörfer, wie auch Pratau, beim wirtschaftlichen Aufbau der Stadt Wittenberg eine nicht unbedeutende Rolle spielten. Mit dem Regierungsantritt von Friedrich dem Weisen 1486 wurde Wittenberg weiter ausgebaut, und von der Gründung der Universität im Jahre 1502 profitierte auch Pratau. Es stellte das Küchenschloss, die Hofjäger und die Försterei. Auch das Wirken von Martin Luther in Wittenberg färbte auf Pratau ab.

Im Laufe der Zeit erhielt die Universität eine immer größere Bedeutung. Luthers Frau Katharina von Bora hatte nach seinem Tod ein Anwesen in Wachsdorf, das heute zu Pratau gehört. Auf dem Friedhof von Pratau liegt auch ein Enkel von Lucas Cranach dem Älteren begraben. Der Siebenjährige Krieg brachte große Zerstörungen über Wittenberg und seine Vorstädte.

Im Jahr 1787 wurde dann die neue Elbbrücke fertiggestellt. Der aus Russland zurückkehrende Napoleon besetzte 1806 Wittenberg. Mit dem Wiener Kongress fiel Wittenberg 1815 an Preußen und wurde 1820 preußische Garnisonsstadt. Mit dem Entfestigungsbeschluss von 1873 begann der industrielle Aufschwung in Wittenberg und Umgebung. In Pratau gab es zum damaligen Zeitpunkt ca. 50 Gewerbe.

1903 gründete Emil Krüger die „Milka“ Nährmittelfabrik GmbH. Die anfängliche Zahl von 20 Beschäftigten stieg rasch auf das Zehnfache. Die heimischen Rohstoffe wie Milch, Talg und Schweineschmalz wurden auf Grund der Nachfrage der Produkte bald knapp, sodass man auf Pflanzenfette zurückgreifen musste. Folgerichtig entstand 1908 eine Ölraffinerie, die „Pratana“, und es wurde Pflanzenbutter erzeugt. 1920 wurde sie vom Unternehmen Van den Bergh übernommen und ging schließlich 1930 in die damals gegründete Unilever über. In der DDR wurde das Margarinewerk Pratau 1950 in die VVB Öl- und Margarineindustrie Magdeburg eingegliedert und kam 1979 zum VEB Kombinat Öl und Margarine Magdeburg

Nach der Wende ging die Produktionsstätte an die Unilever Bestfoods Deutschland, 1991 begann die Herstellung von Rama und 1994 die von Lätta.

Im Jahr 2002 wurde durch das Jahrhunderthochwasser fast der ganze Ort überflutet, darunter auch die komplette Unilever-Werksanlage. Diese konnte aber durch die vorbildliche Hilfe der Belegschaft und Helfer innerhalb weniger Tage wieder das volle Produktionsvolumen fahren.

Am 15. Oktober 1993 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Pratau zusammen mit ihrem Ortsteil Wachsdorf in die Kreisstadt Lutherstadt Wittenberg eingemeindet.

In Pratau gibt es eine Grundschule mit etwa 80 Schülern, die auch aus den umliegenden Ortschaften kommen.

Vereinsleben

Das Vereinsleben in Pratau wird angeführt durch den Sportverein „Blau-Rot Pratau e.V.“ der 2006 ein großes Fest unter dem Motto „111 Jahre Sport in Pratau“ feierte. Der Verein hat über 400 eingeschriebene Mitglieder in verschiedensten Sektionen, vom Schach bis hin zur Frauenfußballmannschaft. Die Sportfreunde können dazu eine Turnhalle und eine Kegelbahn und das nach der Flut wieder aufgebaute Stadion nutzen. Im Sommer 2005 war die Erweiterung des Sportlerheims beendet.

Eine ebenso große Tradition hat die Freiwillige Feuerwehr von Pratau, die vor über 130 Jahren gegründet wurde. Das renovierte Feuerwehrgebäude mit dem Schlauchturm ist ein Wahrzeichen von Pratau. Die Feuerwehr hat eine Jugendfeuerwehr und ist als Stützpunkt ein aktiver Partner der Gemeinde. Die Freiwillige Feuerwehr von Pratau unterhält seit 1990 eine Partnerschaft mit den Freiwilligen Feuerwehren der Samtgemeinde Thedinghausen im Landkreis Verden (Niedersachsen).

Weiterhin gibt es in Pratau einen Freizeit- und Seniorenclub mit über 160 Mitgliedern.

Verkehr

Straßenverkehr

Schienenverkehr

Gedenkstätten


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