- Katharina von Bora
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Katharina von Bora, genannt Die Lutherin, (* 29. Januar 1499; † 20. Dezember 1552 in Torgau) war die Ehefrau des deutschen Reformators Martin Luther.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Herkunft[1]
Katharina von Bora stammte aus einer Familie des sächsischen Landadels.[2][3][4][5] Nach allgemeiner Überzeugung wurde sie am 29. Januar 1499 geboren; urkundlich belegt ist dieses Datum nicht. Wegen der weiten Verzweigung ihrer Familie und der Unsicherheit über die Elternnamen Katharinas bestanden und bestehen unterschiedliche Auffassungen über den Geburtsort Katharinas.[6]
Lange Zeit wurde unbestritten angenommen, dass ihr Geburtsort das Gut Lippendorf bei Leipzig sei. An dieser Auffassung wird in der genealogischen Fachliteratur weiterhin festgehalten.[2][7][3][4][5]
In historischen Romanen und Erzählungen findet sich neuerdings die Darstellung, dass sie in Hirschfeld bei Nossen geboren worden sei, und dass ihre Eltern ein Hans von Bora zu Hirschfeld und eine Anna geb. von Haugwitz gewesen seien.[8] Beide sind historisch nicht nachweisbar. Tatsächlich war Katharina wohl die Tochter des nur 1505 sicher belegten Jhan v. Bora auf Lippendorf und seiner ebenfalls nur 1505 erwähnten Ehefrau Margarete aus einer bislang unbekannten Familie.[9]
Zeit als Ordensschwester
Einigkeit besteht erst darüber, dass ihr Vater sie Ende 1504 zur Erziehung in das Brehnaer Benediktinerinnenkloster gab, wie einem Brief von Laurentius Zoch an Martin Luther vom 30. Oktober 1531, dem einzigen Beleg über den Aufenthalt Katharina von Boras im Brehnaer Kloster, zu entnehmen ist.[10] Im Zisterzienserinnenkloster Marienthron in Nimbschen bei Grimma, wo auch ihre Tante Magdalena von Bora als Spitalmeisterin lebte, ist sie durch eine Verpflegungsliste gesichert seit 1509/10 nachzuweisen.[11] Dort lernte sie lesen, schreiben und singen, womit sie vermutlich bereits in Brehna begonnen hatte, und etwas Latein und lernte auch die betriebswirtschaftlichen Abläufe der Landwirtschaft kennen. 1515, zum frühest möglichen Termin, legte sie ihr Gelübde als Nonne ab.
Bald darauf las Katharina mit ihren Ordensschwestern die ersten Schriften des Reformators Martin Luther, die sich kritisch mit dem Klosterleben auseinandersetzen, worauf bei ihr und anderen Nonnen der Gedanke zur Flucht aus dem entmündigenden Klosterleben reifte. Sie beschloss gemeinsam mit einigen anderen Nonnen, aus dem Kloster zu fliehen. Die Frauen baten Luther um Hilfe, worauf dieser ihnen zu Ostern 1523 einen Wagen schickte, in dem Katharina und acht ihrer Ordensschwestern, hinter Heringsfässern versteckt, flohen und unter Mithilfe des Torgauer Ratsherren Leonhard Koppe entkamen. Weil sie wegen der drohenden Todesstrafe nicht nach Hause zurückkehren konnten, brachte Luther die Frauen bei seinen Freunden in Wittenberg unter und vermittelte ihnen "ehrenwerte Männer" als Ehemänner und Ernährer. Katharina von Bora wurde zuerst im Haus von Philipp Reichenbach aufgenommen und fand später bei Lucas Cranach dem Älteren Unterkunft, von dem die bekanntesten Porträts Katharinas und Luthers stammen. Das Ehepaar Cranach hatte sich ihrer angenommen und sie auch am Hochzeitstag am 13. Juni 1525 ins Schwarze Kloster geleitet. Als König Christian II. von Dänemark 1523 im Hause Cranach weilte, erhielt Katharina von Bora von ihm einen goldenen Ring. Die Lutherin verband mit Barbara und Lucas Cranach eine enge Freundschaft. Sie waren gegenseitig Taufpaten der Kinder.[12]
Ehe mit Luther
Nachdem sie den Wittenberger Studenten Hieronymus Baumgartner aus Nürnberg nicht hatte heiraten dürfen, da dessen Eltern der Heirat mit einer entlaufenen Nonne nicht zustimmten, und auch Luthers Vermittlungsversuch mit Kaspar Glatz am Unwillen von Katharina gescheitert war, wurde die Vermittlung von Katharina schwierig. Luther selbst war bislang Junggeselle geblieben und zunächst an Ave von Schönfeld interessiert. Nachdem diese entschieden hatte, Basilius Axt zu heiraten, entschlossen sich Luther und Katharina für eine gemeinsame Ehe.
Am 13. Juni 1525 wurden Katharina von Bora und Martin Luther von Johannes Bugenhagen im Schwarzen Kloster getraut. Die Hochzeitsfeier fand am 27. Juni statt. Das Paar richtete sich im alten Augustinerkloster in Wittenberg ein, das Kurfürst Johann der Beständige den Reformatoren zur Verfügung gestellt hatte. Katharina von Bora verwaltete und bewirtschaftete die umfangreichen Ländereien, betrieb Viehzucht und eine Bierbrauerei, um Luther, seine Studenten und Gäste zu verköstigen. In Zeiten der Pest führte sie zudem ein Hospiz, in dem sie mit anderen Frauen Kranke pflegte.
Katharina war Martin Luther in seinen persönlichen Problemen eine große Hilfe. Durch die Beherbergung von Studenten, die zahlreiche Aussprüche Luthers aufschrieben, beugte sie wirtschaftlichen Nöten vor.
Katharina und Martin Luther hatten sechs Kinder. Am 7. Juni 1526 kam ihr Sohn Johannes (Hans) († 27. Oktober 1575 in Königsberg (Preußen)) zur Welt, ihm folgten am 10. Dezember 1527 die Tochter Elisabeth, die im frühen Kindesalter am 3. August 1528 starb, am 4. Mai 1529 die Tochter Magdalena († 20. September 1542 in Wittenberg), am 7. November 1531 der Sohn Martin († 4. März 1565 in Wittenberg), am 28. Januar 1533 Paul († 8. März 1593 in Leipzig) und am 17. Dezember 1534 Margarethe († 1570 in Mühlhausen/Ostpreußen).
Nach Luthers Tod
Luthers Tod 1546 brachte Katharina von Bora in eine wirtschaftlich prekäre Situation. Luthers Testament bzw. der Ehevertrag, den er von seinem Kollegen und Jura-Professor Johann Apel zugunsten seiner Frau als Alleinerbin hatte aufsetzen lassen, wurde zunächst nicht anerkannt, da es dem geltenden Sachsenspiegel widersprach. Erst ein Machtwort des Kurfürsten Johann Friedrich I. von Sachsen sicherte ihr wesentliche Teile der Erbschaft und der Rechte. So konnte sie in dem alten Klosterbau bleiben. Sie wurde u. a. von Herzog Albrecht von Preußen und König Christian III. von Dänemark finanziell unterstützt. Vor dem Schmalkaldischen Krieg floh sie 1546 und 1547 mit ihren Kindern nach Magdeburg. Im Juli 1547 kehrte sie erneut nach Wittenberg zurück. Ihre Gebäude und Ländereien waren verwüstet, aber nicht zerstört. Sie geriet aber durch die Verwüstungen in wirtschaftliche Not. Dank der Unterstützung der genannten Fürsten konnte sie sich jedoch wirtschaftlich erholen, bis sie 1552 Wittenberg wegen der Pest und Missernten erneut verlassen musste. Sie flüchtete nach Torgau, vor dessen Toren sie einen Unfall mit ihrer Kutsche hatte. Sie brach sich einen Beckenknochen und starb drei Wochen später an den Folgen.
Ehrung in München
Im Jahre 2010 wurde in München die nach dem protestantischen Landesbischof Hans Meiser genannte Meiserstraße in Katharina-von-Bora-Straße umbenannt.[13]
Literatur
- Jürgen Wagner: Zur Geschichte der Familie v. Bora und einiger Güter in den sächsischen Ämtern Borna und Pegau. I. "Also scheint Zulsdorf in der That ein 'Erbdächlein' Derer von Bora gewesen zu sein." II. Wer waren Martin Luthers Schwiegereltern?, in: Genealogie 2010, S. 289–307, mit aktualisierter Stammliste; auch: Ders.: Zur Herkunft der Catherina v. Bora. Klassische Vorstellungen und aktueller Forschungsstand, graphisch dargestellt.. Düsseldorf 2011.
- Jürgen Wagner: Die Beziehungen von Luthers Gemahlin Catherina v. Bora zur Familie v. Mergenthal – Wi(e)der eine Legende, in: Familienforschung in Mitteldeutschland (FFM) 2006, S. 342–347.
- Fritz Fischer/Eckart v, Stutterheim: Zur Herkunft der Katharine v. Bora, Ehefrau Martin Luthers – ein Nachtrag, in: Genealogie 2006, S. 183–185.
- Jürgen Wagner: Nochmals: Zur Herkunft der Catherina v. Bora Druckfehlerberichtigung zu Genealogie 2005, S. 700 und Ergänzungen, in: Genealogie 2006, S. 30–35.
- Jürgen Wagner: Zur mutmaßlichen Herkunft der Catherina v. Bora. Einige bisher unbeachtete Urkunden zur Familie v. Bora, in: Genealogie 2005, S. 673–703, mit genealogischen Übersichten.
- Fritz Fischer und Eckart v. Stutterheim: Zur Herkunft der Katharina von Bora, Ehefrau Martin Luthers., In: Archiv für Familiengeschichtsforschung (AfF), 2005, S. 242–271, mit einem Urkundenanhang.
- Karin Jäckel: Die Frau des Reformators. Das Leben der Katharina von Bora, (S. 605); Rowohlt, Reinbek 2006, ISBN 978-3-499-23946-5 ISBN 3-499-23946-9; Rezension: PDF.
- Ursula Koch: Rosen im Schnee. Katharina Luther, geborene von Bora – Eine Frau wagt ihr Leben., Brunnen-Verlag, 2004, ISBN 3-7655-1860-3.
- Eva Zeller: Die Lutherin. Spurensuche nach Katharina von Bora, Piper Verlag GmbH, 2002, ISBN 3-492-23736-3.
- Wolfgang Liebehenschel: Der langsame Aufgang des Morgensterns von Wittenberg. Eine Studie und eine Erzählung über die Herkunft von Katharina von Bora. dr. ziethen verlag, Oschersleben, 1999, ISBN 3-932090-59-4.
- Martin Treu (Hg.): Katharina von Bora. Die Lutherin, Aufsätze anläßlich ihres 500. Geburtstages, Wittenberg 1999, ISBN 3-933028-19-1.
- Haase, Lisbeth: Katharina von Bora, Luthers Morgenstern zu Wittenberg, Christliches Verlagshaus, 1999, ISBN 3-7675-1172-X.
- Eleonore Dehnerdt: Kloster, Pest und Krippenspiel. Das Leben der Katharina von Bora, Neukirchener Verlagshaus, 1999, ISBN 3-7615-5091-X.
- Asta Scheib: Kinder des Ungehorsams. Die Liebesgeschichte des Martin Luther und der Katharina von Bora, Deutscher Taschenbuch Verlag, 1996, ISBN 3-423-12231-5.
- Martin Treu: Katharina von Bora, Drei-Kastanien-Verlag Wittenberg, 1995, ISBN 3-9804492-1-1.
- Ernst Probst: Katharina von Bora, ISBN 978-3-935718-87-5.
- Oswald Rathmann: Gertraud Bernhardi, die erste Pfarrfrau nach der Reformation, Katharina von Boras seltsames Osterfest, Die Flucht der neun Nonnen aus dem Kloster Nimbschen, Evangelische Verlagsanstalt Berlin 1965.
- Weigelt, Sylvia: »Der Männer Lust und Freude sein« Frauen um Luther. Wartburg Verlag 2011, ISBN 9783861602415
- G. Uhlhorn: Bora: Katharina von. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 3, Hinrichs, Leipzig 1897, S. 321–325.
- Julius Köstlin: Bora: Katharina von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 151 f.
- Oskar Thulin: Bora, Katharina von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 454.
Filmdokumentationen
- Katharina von Bora. Nonne, Geschäftsfrau, Luthers Weib. Szenische Dokumentation von Lew Hohmann und Dirk Otto. Deutschland 2009, ca. 45 Minuten
Weblinks
Commons: Katharina von Bora – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Druckschriften von und über Katharina von Bora im VD 17
- Literatur von und über Katharina von Bora im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- D. Albrecht Thoma: Katharina von Bora - Geschichtliches Lebensbild. Online-Text, Project Gutenberg.
- Maike Vogt-Lüerssen: Katharina von Bora, Martin Luthers andere Hälfte
- www.lutherin.de – Katharina von Bora, die Lutherin
- Wolfgang Liebehenschel: Die Persönlichkeit der Lutherin – Katharina von Bora und ihr Leben. bei www.lutheriden.de (PDF-Datei; 79 kB)
- www.katharinatag.de – Katharina-Tag Torgau
- Tripota – Trierer Porträtdatenbank
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Diskussion.
- ↑ a b Fischer/v.Stutterheim: Zur Herkunft der Katharina v. Bora, Ehefrau Martin Luthers, in: AfF 2005, S. 242–271.
- ↑ a b Jürgen Wagner: Zur mutmaßlichen Herkunft der Catherina v. Bora, in: Genealogie 2005, S. 673–703.
- ↑ a b Jürgen Wagner: Zur mutmaßlichen Herkunft der Catherina v. Bora, in: Genealogie 2006, S. 30–35.
- ↑ a b Jürgen Wagner: Die Beziehungen von Luthers Gemahlin Catherina v. Bora zur Familie v. Mergenthal – Wi(e)der eine Legende, in: Familienforschung in Mitteldeutschland (FFM) 2006, S. 342–347.
- ↑ Albrecht Thoma: Katharina von Bora – Geschichtliches Lebensbild, 1900.
- ↑ Jürgen Wagner: Zur mutmaßlichen Herkunft der Catherina v. Bora, in: Genealogie 2005, S. 730ff.
- ↑ Als Begründer dieser Ansicht gilt: Georg v. Hirschfeld: Die Beziehungen Luthers und seiner Gemahlin, Katharina von Bora, zur Familie von Hirschfeld, in: Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte, 1883, S. 83 ff.; außerdem Wolfgang Liebehenschel: Der langsame Aufgang des Morgensterns von Wittenberg, Oschersleben 1999, S. 79; übernommen von Brockhaus Enzyklopädie, 21. Auflage (2005).
- ↑ Jürgen Wagner: Zur Geschichte der Familie v. Bora und einiger Güter in den sächsischen Ämtern Borna und Pegau, in: Genealogie 2010, S. 300: Wer waren Martin Luthers Schwiegereltern?
- ↑ Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. Briefwechsel, 6. Band, Weimar 1935, Nr. 1879, S. 219.
- ↑ Vgl. CDS II 15 Nr. 455.
- ↑ Weigelt, Sylvia: Die Frau an Cranachs Seite Frauen der Reformationszeit: Barbara Cranach, in: Glaube und Heimat. Mitteldeutsche Kirchenzeitung vom 15. August 2010.
- ↑ Fundstück Königsplatz Katharina-von-Bora-Straße
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