August Knobel

August Knobel

August Wilhelm Karl Knobel (* 7. Februar 1807 in Tschecheln bei Sorau; † 25. Mai 1863 in Gießen) war ein protestantischer Theologe.

Knobel war der Sohn eines Landwirts. Seine intellektuelle Begabung wurde am Gymnasium in Sorau früh erkannt und durch seine Lehrer entscheidend gefördert, auch noch nach Ende der Schulzeit: Einer seiner ehemaligen Lehrer – der Konrektor Scharbe, der später als Professor für altklassische Literatur an die Kasaner Universität wechselte – stellte ihm nach dem Tod seines Vaters (22. April 1828) finanzielle Mittel zur Verfügung, damit Knobel sein Studium beenden konnte.

Inhaltsverzeichnis

Wissenschaftliche Laufbahn

1826 begann Knobel an der Universität Breslau das Studium der Theologie, der Philosophie, der Klassischen Philologie und der Geschichte, welches er 1831 als Doktor der Philosophie und Lizentiat der Theologie abschloss. Anschließend nahm er in Breslau die akademische Lehre auf, zunächst als Privatdozent, ab 1835 als Außerordentlicher Professor. Beide Stellungen waren nicht vergütet; Knobel lebte von Einkünften als Religionslehrer am Lehrerseminar in Breslau und als Zensor für die evangelisch-theologischen Schriften in Schlesien.

Nachdem er sich mit Werken zum Alten Testament einen Namen in der Fachwissenschaft hatte machen können – 1836 erschien sein Kommentar zum Buch Kohelet, 1837 folgte ein zweibändiges Werk zum Prophetismus der Hebräer, 1838 wurde er daraufhin in Breslau zum Doktor der Theologie ernannt – erhielt Knobel Ende 1838 nahezu zeitgleich einen Ruf sowohl an die Universität Göttingen als auch wenig später an die Universität Gießen, womit die finanziell aussichtslosen Verhältnisse in Breslau überstanden waren. In Göttingen hätte er die Stelle des Orientalisten Heinrich Ewald übernehmen sollen, der kurz zuvor als einer der Göttinger Sieben entlassen worden war. Wie andere Hochschullehrer auch verzichtete Knobel darauf, den in Göttingen aus politischen Gründen entlassenen Kollegen in den Rücken zu fallen.

Am 1. Januar 1839 trat Knobel die Ordentliche Professur in Gießen an, wo er ausschließlich für Lehre und Exegese des Alten Testaments zuständig war. Sein Biograph in der Allgemeinen Deutschen Biographie hebt mehrfach hervor, dass Knobel ein ausgezeichneter Universitätslehrer gewesen sei. Seine umfangreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen, Auslegungen und Kommentare zu verschiedenen Büchern des Alten Testaments im Rahmen des Kurzgefassten exegetischen Handbuchs (KEH) erlebten mehrfach Neuauflagen.

Werke

  • Commentar über das Buch Kohelet, Leipzig 1836
  • Der Prophetismus der Hebräer, Breslau 1837; (Digitalisat des zweiten Teilbandes)
  • Der Prophet Jesaja, in: KEH, 5. Lfg., Leipzig 1843, 5. Auflage 1890 (bearbeitet von August Dillmann); (Digitalisat der 1. Auflage)
  • Exegetisches Vademecum für Herrn Prof. Ewald in Tübingen, Gießen 1844
    Anmerkung: Eine theologisch-literarische Streitschrift gegen Heinrich Ewald, der den Jesaja-Kommentar abschätzig rezensiert hatte.
  • Zur Geschichte der Samaritaner, in: Sitzungsakte aus den Denkschriften der Gesellschaft für Wissenschaft und Kunst in Gießen, Bd. 1, H. 1, Gießen 1847
  • Die Völkertafel der Genesis, Ethnographische Untersuchungen, Gießen 1850; (Digitalisat)
  • Die Genesis, in: KEH, 11. Lfg., Leipzig 1852, 6. Auflage 1892 (bearbeitet von August Dillmann); (Digitalisat der 2. Auflage 1860)
  • Die Bücher Exodus und Leviticus, in: KEH, 12. Lfg., Leipzig 1857, 3. Auflage 1897 (bearbeitet von B. Ryssel); (Ditalisat)
  • Die Bücher Numeri, Deuteronomium und Josua, in: KEH, 13. Lfg., Leipzig 1861, 2. Auflage 1886 (bearbeitet von August Dillmann)

In der „Völkertafel der Genesis, Ethnographische Untersuchungen“ von 1850 versucht Knobel, die Identität der Söhne und Enkel Noahs zu klären. Er hält die bisherigen Identifikationen auf Grund ähnlicher Namen für verfehlt. „Das willkürliche Herumfahren und Jagdmachen auf ähnlich klingende Namen konnte zu nichts führen.“ [1]. Knobel geht davon aus, dass die Völkertafel Bestandteil der Grundschrift des Pentateuch ist und in vorsalomonischer Zeit (vor 1000 v. Chr.) entstand. Er glaubt, dass dem Verfasser durch die Fahrten der Phönizier Europa bis zur Ostsee, das nördliche und westliche Afrika und das westliche Asien bekannt war, und dass die Noahiten damals bekannten wichtigen Völkern entsprechen müssen. Er kommt so zu einer Gleichsetzung von Sem mit den roten (braunen), Ham mit den schwarzen und Japhet mit den Weißen Völkern und glaubt, dass den Unterschieden der Hautfarbe „Sprachstämme“ entsprechen. Er setzt Aschkenas mit den Germanen und Riphat mit den Kelten gleich.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Knobel 1850, viii

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