Prinz Eugen, der edle Ritter

Prinz Eugen, der edle Ritter

Das Volkslied Prinz Eugenius, der edle Ritter (auch bekannt als Lied vom Prinzen Eugen) beschreibt die Belagerung und Einnahme der Stadt Belgrad durch Eugen von Savoyen, einem kaiserlichen Feldherrn im Jahr 1717 während des sechsten Österreichischen Türkenkriegs.

Die älteste bekannte Aufzeichnung des Lieds stammt aus einem 1719 begonnenen handschriftlichen Liederbuch. Der Textdichter ist unbekannt. Das Lied benutzt die Melodie des Liedes „Als Chursachsen das vernommen, dass der Turk vor Wien was kommen“ von 1683.[1]

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

In Balladenform gefasst schildert das neun Strophen umfassende Lied die Vorgänge während der Schlacht, insbesondere die Pontonbrücke über die Donau, mit einigen faktischen Irrtümern, etwa in der 3. Strophe mit dem Datum 21. August anstelle des 16. Junis oder dem rätselhaften Tod eines „Prinzen Ludwig“, eines Bruders von Prinz Eugen in den Strophen 8 und 9. Zwar war Ludwig Julius von Savoyen (1660–1683), tatsächlich dreiundzwanzigjährig im Kampf gegen die Türken (bzw. Krimtataren) gefallen, jedoch nicht vor Belgrad 1717, sondern 1683 bei Petronell.[2] Eugens ältester Bruder Louis Thomas von Savoyen-Carignan hingegen war als kaiserlicher Feldzeugmeister im Spanischen Erbfolgekrieg 1702 seinen Verletzungen erlegen. Möglicherweise dachte der Autor gleichzeitig an Eugens Cousin und mehrmaligen Kampfgefährten Prinz Ludwig von Baden, den 1707 verstorbenen „Türkenlouis“. Außer dem Feldmarschall Fürst Joseph Anton Lobkowitz und dem Oberstleutnant Prinz Lamoral Taxis fiel bei Belgrad jedenfalls kein Mitglied eines fürstlichen Hauses.[3]

Der Text beginnt mit den folgenden Versen:[4]

1.
Prinz Eugen der edle Ritter,
wollt dem Kaiser wied'rum kriegen
Stadt und Festung Belgerad!
Er ließ schlagen eine Brukken,
daß man kunt hinüberrucken
mit der Armee vor die Stadt.

2.
Als die Brucken nun war geschlagen,
daß man kunnt mit Stuck und Wagen
Frei passir'n den Donaufluß,
Bei Semlin schlug man das Lager,
Alle Türken zu verjagen,
Ihn'n zum Spott und zum Verdruß.

Musik

Musikalisch ist das Lied für ein deutsches Volkslied mit seiner „scheinbar schwankenden Rhythmik“[5] ungewöhnlich, eine Rhythmik, die jetzt nach Einführung der Taktstriche als Fünf-Viertel-Takt dargestellt oder aber wie von Friedrich Silcher als Wechsel von geradem 2/4- und ungeradem 3/4-Takt interpretiert werden kann. Ein solcher eigentümlicher Wechsel findet sich in der Volksmusik auch in den so genannten "Zwiefachen". [2]

Vorbild für das Prinz-Eugen-Lied mag eine Spielart der aus Spanien stammenden Moriska gewesen sein, und zwar der altbairisch-oberpfälzische „Marskertanz“, [6] der vom 15. bis zum 17. Jahrhundert auch im österreichischen Raum verbreitet war und mit geschwärzten Gesichtern (ital. „moresca“ = Mohrentanz) getanzt wurde.[2] In Wien war er besonders zur Zeit der zweiten Türkenbelagerung mit kräftigem, marschartigem Rhythmus beliebt. Der Liedsänger allerdings mag ein „Mann bayerischen Stammes“ gewesen sein.[7] und das Lied nicht, wie lange behauptet worden war, slawischen,[8] sondern bairischen Ursprungs.

Rezeption

Durch seine weite Verbreitung in der Bevölkerung hat das Lied Prinz Eugenius, der edle Ritter verschiedene weitere Lieder und musikalische Werke beeinflusst. Am bekanntesten ist das sogenannte, vermutlich im Vormärz 1845 entstandene Bürgerlied „Ob wir rote, gelbe Kragen“. Auch die Prinz-Eugen-Märsche von Josef Strauß (Op. 186) und des Böhmendeutschen Andreas Leonhardt (1800–1866) übernahmen die Melodie, letzterer auch in der Bearbeitung von W. Rusch.

Darüber hinaus sind zu nennen das Gedicht Morgen, Herr Bischer von Hoffmann von Fallersleben, für das als Melodie „Prinz Eugen“ angegeben wird, und das Kunstlied Prinz Eugen, der edle Ritter (Op. 92) von Carl Loewe auf das gleichnamige Gedicht von Ferdinand Freiligrath, das die Volksliedmelodie zitiert. Bearbeitungen aus neuerer Zeit stammen von Paul Hindemith: Sechs Variationen über das Lied „Prinz Eugen der Edle Ritter“ (Op. 41; 1926) und von Paul Graener: Variationen über Prinz Eugen (1936).

Durch die große Popularität sowohl von Eugen von Savoyen als auch des Liedes tragen auch zahlreiche literarische Werke den Titel Prinz Eugen, der edle Ritter, unter anderem eine Erzählung von Hugo von Hofmannsthal und ein Werk von Wilhelm Zimmermann.

Einzelnachweise

  1. Fritz Bose: German Folk Ballads. In: Midwest Folklore Bd. 7, Nr. 4 (1957), S. 207-213
  2. a b c Josef Lechthaler u.a.: Lieder fürs Leben. Arge Musikerzieher Österreichs (Hrsg.): Österreichische Schulmusik Bd. 4, 4. Aufl., Hölder-Pichler-Tempsky u.a., Wien 1950, S. 167
  3. Alfred von Arneth: Prinz Eugen von Savoyen. Nach den handschriftlichen Quellen der kaiserlichen Archive. Braumüller, Wien 1864, Bd. 2, S. 530, Anm. 79 (Google eBook)
  4. zitiert nach Andreas Kretzschmer: Deutsche Volkslieder mit ihren Original-Weisen. Erster Theil. Vereinsbuchhandlung, Berlin 1840. S. 119–121
  5. Oswald Redlich und Victor Junk: Das Lied vom Prinzen Eugen. In: Anzeiger der Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Klasse, 71. Jg., Wien 1934, S. 18-32;
  6. Victor Junk: Der Rhythmus des Prinz-Eugen-Liedes ein bayerischer Volkstanz. Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Wien, phil.-hist. Kl., 71. Jg ., Wien 1934, S. 16.
  7. Victor Junk, zitiert in Forschungen und Fortschritte Bd. 10, Akademie-Verlag, Berlin 1934, S. 126
  8. Zeitschrift für Musik (ZFM), Band 104 (1937), S. 26

Weblinks

Literatur

  • Michael Fischer: Prinz Eugen, der edle Ritter (2008). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon des Deutschen Volksliedarchivs
  • Oswald Redlich und Victor Junk: Das Lied vom Prinzen Eugen. In: Anzeiger der Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Klasse, 71. Jg., Wien 1934, S. 18-32
  • Victor Junk: Das Lied vom Prinzen Eugen - eine bayrische Schöpfung. Ein Beitrag zur Geschichte des süddeutschen Volkstanzes. Akademie zur wissenschaftlichen Erforschung und zur Pflege des Deutschtums. München 1934, S 297-350
  • Victor Junk: Der Rhythmus des Prinz-Eugen-Liedes ein bayerischer Volkstanz. Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Wien, phil.-hist. Kl., 71. Jg ., Wien 1934

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