Wilhelm Zimmermann

Wilhelm Zimmermann
Wilhelm Zimmermann 1869

Balthasar Friedrich Wilhelm Zimmermann (* 2. Januar 1807 in Stuttgart; † 22. September 1878 in Mergentheim) war ein deutscher protestantischer Theologe, Dichter, Historiker, Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, der verfassunggebenden württembergischen Landesversammlung sowie des württembergischen Landtags.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wilhelm Zimmermann war der Sohn eines Weingärtners und späteren Küchenbediensteten am württembergischen Hof in Stuttgart. Aufgrund seiner Begabung konnte er trotz der Armut seiner Eltern wie sein Freund Eduard Mörike das Gymnasium Illustre (das heutige Eberhard-Ludwigs-Gymnasium) in Stuttgart besuchen, kam 1821 in das Evangelische Seminar Blaubeuren und trat 1825 in das Evangelische Stift Tübingen ein, wo er ein Schüler von Ferdinand Christian Baur wurde. 1828 wurde er Mitglied der Commentburschenschaft Tübingen. 1829 machte er sein Examen und promovierte im folgenden Jahr. 1832 erwarb er den Doktor der Philosophie. Bis 1840 lebte er als Privatgelehrter in Stuttgart, wurde dann als zweiter Pfarrer („Helfer“) in Dettingen an der Erms und Pfarrer in Hülben in den Staatsdienst übernommen. 1847 erhielt er den Lehrstuhl für deutsche Sprache und Literatur sowie Geschichte an der Polytechnischen und Oberrealschule in Stuttgart und den Titel Professor. 1851 wurde er wegen seiner Aktivitäten während der Revolution aus dem Staatsdienst entlassen. , erhielt dann eine Stelle als Pfarrer in Leonbronn und kehrte damit in den Staats- bzw. Kirchendienst zurück. 1864 wechselte er nach Schnaitheim, 1872 nach Owen. Er starb bei einem Aufenthalt in Bad Mergentheim am 22. September 1878.

Politik

Während der Revolution von 1848/49 wählte ihn der Wahlkreis Schwäbisch Hall/Gaildorf/Crailsheim am 28. April 1848 als Abgeordneten in die Frankfurter Nationalversammlung (Paulskirchenparlament). Hier schloss sich Zimmermann der äußersten Linken an. 1849 und 1850 wählte man ihn im Wahlkreis Hall dreimal mit großer Mehrheit zum Abgeordneten der verfassunggebenden württembergischen Landesversammlung. Von 1851 an vertrat er den Wahlkreis Leutkirch in der Zweiten Kammer des württembergischen Landtags. 1853 legte er dieses Mandat nieder.

Werke

Zimmermann veröffentlichte zahlreiche, wissenschaftlich fundiert und zugleich anschaulich geschriebene historische Bücher, von denen seine auf umfassenden Quellenstudien beruhende Geschichte des großen Bauernkriegs besonderen Anklang fand und bis heute aufgelegt wird. In seinen Bewertungen und Gewichtungen spiegeln sich die Ereignisse und politischen Kämpfe des 19. Jahrhunderts wider – insbesondere seine freiheitliche Auffassung als Befürworter einer „deutschen Bundesrepublik“ schon 1848. Daneben befasste er sich auch mit theologischen, kirchengeschlichtlichen und literarischen Themen, gab mit Mörike 1836 das Jahrbuch schwäbischer Dichter und Novellen heraus und schrieb auch Gedichte, Theaterstücke und Novellen.

  • Gedichte, 1831
  • Masianello (Trauerspiel), 1833
  • Franziska von Hohenheim (Novelle), 1833
  • Amor's und Satyr's (Novelle), 1834
  • Fürstenliebe (Novelle), 1834
  • Cornelia Boroquia (Novelle), 1834
  • Geschichte Württembergs, 1834
  • Prinz Eugen der edle Ritter, 1836
  • Die Befreiungskämpfe der Deutschen gegen Napoleon, 1836
  • Geschichte Württembergs nach seinen Sagen und Thaten, 1836/37
  • Geschichte der Hohenstaufen oder Kampf der Monarchie gegen Papst und republikanische Freiheit, 1838
  • Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieges, 1841–1843, mehrere Neuauflagen
  • Deutscher Kaisersaal, 1841
  • Geschichte der deutschen Nationallitteratur, 1846
  • Geschichte der Poesie aller Völker, 1847
  • Die Deutsche Revolution, 1848
  • Weltgeschichte für gebildete Jungfrauen, 1854
  • Kirchengeschichte, 1854
  • Lebensgeschichte der Kirche Jesu Christi, 1857–1859
  • Wahre Geschichten aus der Vaterländischen Geschichte, 1862
  • Kriegsgeschichte, 1866
  • Der deutsche Heldenkampf 1870–1871, 1871
  • Illustrirte Geschichte des deutschen Volkes, 1873–1877, die Illustrationen dazu fertigte Friedrich Hottenroth

Neuere Ausgaben

  • Wilhelm Zimmermann: Dettinger Liedergarten. Herausgegeben von Günter Randecker. Dettingen / Erms 2002
  • Wilhelm Zimmermann: Der große deutsche Bauernkrieg. Mit Stichen von Victor Schivert und O. E. Lau. Köln 1999

Literatur

  • Friedrich Winterhager: Wilhelm Zimmermann. Ein schwäbischer Pfarrer als Historiker des Bauernkriegs. Königshausen und Neumann, Würzburg 1986, ISBN 3-88479-246-6
  • Günter Randecker: Gedenkstätte für den "Bauernkriegs-Zimmermann". In: Schwäbischer Albverein: Blätter des Schwäbischen Albvereins 92 (1986), S. 14–16
  • Wolfgang Schenk: Thomas Müntzer aus der Perspektive eines schwäbischen Liberalen im Vormärz. Anmerkungen zur 1. Aufl. von Wilhelm Zimmermanns „Allgemeine(r) Geschichte des großen Bauernkrieges“ (1841–1843). In: Wissenschaftliche Zeitschrift – Gesellschaftswissenschaftliche Reihe, Universität Jena, 38 (1989), S. 657–671
  • Wilhelm Heinrich Best, Wilhelm Weege: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Droste, Düsseldorf 1998, ISBN 3-7700-0919-3
  • Norbert Conrads: Wilhelm Zimmermann (1807–1878), ein Stuttgarter Historiker. (= Veröffentlichungen des Universitätsarchivs Stuttgart; 1). Universitätsarchiv, Stuttgart 1998, urn:nbn:de:bsz:93-opus-21559
  • Günter Randecker, Thomas Scheuffelen (Bearb.): Wilhelm Zimmermann 1807–1878. (= Marbacher Magazin, 32; Sonderheft). 2. Auflage. Deutsche Schillergesellschaft, Marbach am Neckar 1998, ISBN 3-929146-78-9
  • Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Verlag Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 978-3-17-016604-2, S. 1072
  • Günter Randecker: Wilhelm Zimmermann und Goethe. In: Reinhard Breymayer (Hrsg.): „In dem milden und glücklichen Schwaben und in der Neuen Welt“. Beiträge zur Goethezeit. (= Suevica; 9 / Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik; 423). Akademischer Verlag Stuttgart, Stuttgart 2004 [2005], ISBN 3-88099-428-5, S. 345–355
  • Friedrich Winterhager: Wilhelm Zimmermann. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 26, Nordhausen 2006, ISBN 3-88309-354-8, Sp. 1588–1598.
  • Bauernkrieg und Revolution. Wilhelm Zimmermann. Ein Radikaler aus Stuttgart. Symposium zum 200. Geburtstag […], hrsg. von Roland Müller und Anton Schindling (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart 100), Stuttgart: Hohenheim Verlag 2008 ISBN 3-89850-981-8
  • Wilhelm Zimmermann: De litteris Romanorum, quantum a Graecis acceperint, quantum sui simile habuerint quantumque ipsi profecerint in iis / Die römische Literatur. Ihre Abhängigkeit von den Griechen, ihre Eigenständigkeit und ihre Entwicklung. Dissertation Tübingen 1832. Durchgesehen und übersetzt von Friedrich Winterhager. Hildesheim 2009 (PDF)
  • Theodor Schön: Zimmermann, Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 45, Duncker & Humblot, Leipzig 1900, S. 299–301.

Gedenkstätten

Weblinks


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