August Wilhelm Rehberg

August Wilhelm Rehberg

August Wilhelm Rehberg (* 13. Januar 1757 in Hannover; † 10. August 1836 in Göttingen) war ein hannoverischer Staatsmann, Philosoph und politischer Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rehbergs Vater war Sekretär am Anwesen von Fürstentum Calenberg (eines der Herzogtümer im Königreich Hannover) und befreundet mit Johann Adolf Schlegel und dessen Söhnen.

Rehberg studierte ab Herbst 1774 an der Georg-August-Universität Göttingen. Wohl 1779 wurde er dort Mitglied des einflussreichsten Studentenordens der Zeit, des ZN-Ordens, der von dem Professor Johann Friedrich Blumenbach geführt wurde. Diesem gehörte er auch nach dem Studium in Hannover noch als Mitglied der dortigen Logenvereinigung an.

Nach dem Fortgang des großen Förderers dieses Ordens, des Herzogs Karl von Mecklenburg 1784 wurde die Weisung der Regierung an den Prorektor der Universität Göttingen, den ZN-Orden dort einzustellen, als Aufforderung zur Liquidation des ZN-Ordens auch in Hannover aufgefasst.

Der Orden hatte bereits erhebliche Geldmittel von 1700 Reichstalern gesammelt, die für ein Chemisches Labor an der Universität Göttingen eingesetzt werden sollten. Diese Mittel wurden durch Spenden von Mitgliedern weiter aufgestockt, um nun in Hannover zu Ehren von Leibniz das erste Denkmal für einen Bürgerlichen in Deutschland zu errichten, gleichzeitig aber auch ein Denkmal für den ZN-Orden und seine Mitglieder. Die Büste des Universalgelehrten wurde von dem irischen Bildhauer Christopher Hewetson in Italien aus weißem Carrara gefertigt. 1789 wurde sie im Hause Rehbergs erstmals ausgestellt und von Charlotte Kestner gepriesen.[1] Die Leibnizbüste wurde 1790 in den Leibniztempel gesetzt.

Rehberg strebte beruflich eine akademische Karriere an der Ritterakademie in Berlin an, die aber vom preußischen König Friedrich dem Großen vereitelt wurde.

Nach demütigenden vier Jahren, in denen er Engländer in Deutsch unterrichte, wurde er 1783 Sekretär von Friedrich August, Herzog von York und Albany, der damals (der letzte) Bischof des Hochstifts Osnabrück, britischer Feldmarschall und von Rehbergs Fähigkeiten so beeindruckt war, dass er ihn 1786 zum Sekretär am hannoverschen Geheimen Ratskollegium machte. Das Ratskollegium bestand aus den Aristokraten, obwohl seine Angelegenheiten normalerweise von bürgerlichen Sekretären ohne Stimmrecht wie Rehberg geleitet wurden. Es war eine der Tragödien der Karriere Rehbergs, dass seine lästigen Aufgaben ihm wenig Zeit für Philosophie gaben. Folglich sind seine Schreiben gelegentlich zerstreut und ermangeln manchmal Präzision und letzten Schliff. Aus dem gleichen Grund gab er nie eine systematische Darstellung seiner Philosophie.

1788 logierten er und seine Schwester Caroline während eines Pyrmont-Aufenthalts in derselben Pension wie Justus Möser.

Eine restaurative Adelsfraktion im Königreich Hannover verstand es zunehmend, Rehberg in Widerspruch zum Kabinettsminister für Hannoversche Angelegenheiten in London Ernst Friedrich Herbert zu Münster zu setzen. Rehberg gilt als Repräsentant des Reformkonservativismus jener Zeit.[2] Rehbergs Rücktritt im Jahre 1821 als liberaler Geheimer Kabinettrat besiegelte den Sieg der Adelskreise.

Werke

  • Sämmtliche Schriften. Hannover: Hahn, 1828-31. (3 erschienen von 4 geplanten) Cato, Basel: Thurneysen, 1780.
  • Philosophische Gespräche über das Vergnügen. Nürnberg, 1785.
  • Über das Verhältnis der Metaphysik zu der Religion. Berlin: Mylius, 1787.
  • Untersuchungen über die französische Revolution. Hannover: Ritscher, 1792, 1793. 2 vols.
  • Über den deutschen Adel. Göttingen: Röwer, 1803.
  • Über die Staatsverwaltung deutscher Länder und die Dienerschaft des Regenten. Hannover: Hahn, 1807.
  • Über den Code Napoleon und dessen Einführung in Deutschland. Hannover: Hahn, 1814.
  • Constitutionelle Phantasien eines alten Steuermannes im Sturme des Jahres 1832. Hamburg, 1832.

Literatur

  • Klaus Epstein: Die Ursprünge des Konservativismus in Deutschland. Der Ausgangspunkt: Die Herausforderung durch die Französische Revolution 1770–1806. Propyläen-Verlag, Berlin 1973, ISBN 3-550-07288-0, Kapitel 11.[3]
  • Hyacinth Holland: Rehberg, August Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 27, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 571–583.
  • Kurt Lessing: Rehberg und die französische Revolution. Bielenfels, Freiburg 1910.
  • Karl Mollenhauer: A.W. Rehberg, ein hannoverscher Staatsmann im Zeitalter der Restauration. Blankburg am Harz, 1904/05.
  • Walter Richter: Der Esperance- und ZN-Orden, in: Einst und Jetzt. Jahrbuch 1974 des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, S. 30–54.
  • Gerhard Ritter: Stein: Eine Politische Biographie. Berlin: Deutsche Verlags Anstalt, 1931.
  • Gunner Rexius: Studien zur Staatslehre der historischen Schule. In: Historische Zeitschrift 107, 1911, S. 513–526.
  • Ursula Vogel: Konservative Kritik an der bürgerlichen Revolution: August Wilhelm Rehberg. Luchterhand, Darmstadt 1972.
  • Erich Weniger: Stein und Rehberg. In: Niedersächsisches Jahrbuch 2, 1925, S. 1–124.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Totok-Haase: Leibniz, Sein Leben, sein Wirken, seine Welt. Hannover 1966, S. 88.
  2. Klaus Epstein: Die Ursprünge des Konservativismus in Deutschland. Der Ausgangspunkt: Die Herausforderung durch die Französische Revolution 1770–1806. Propyläen-Verlag, Berlin 1973, ISBN 3-550-07288-0, Kapitel 11.
  3. Zuerst englisch: Klaus Epstein: The Genesis of German Conservatism. Princeton University Press, Princeton 1966, S. 547–595.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • August Wilhelm Rehberg — Pour les articles homonymes, voir Rehberg. August Wilhelm Rehberg (né en 1757 à Hanovre et mort en 1836) était un juriste et philosophe allemand de la principauté de Hanovre. Il fut l un des principaux représentants du courant contre… …   Wikipédia en Français

  • Rehberg — bezeichnet Orte: in Deutschland: Rehberg (Drachselsried), Ortsteil der Gemeinde Drachselsried, Landkreis Regen, Bayern Rehberg (Georgenberg), Ortsteil der Gemeinde Georgenberg, Landkreis Neustadt an der Waldnaab, Bayern Rehberg (Grainet),… …   Deutsch Wikipedia

  • Rehberg — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Rehberg: August Wilhelm Rehberg (1757, Hanovre – 1836), un juriste et philosophe allemand Peter Rehberg (* 1968, Londres), auteur de pièces audio… …   Wikipédia en Français

  • Rehberg — Rehberg,   1) August Wilhelm, Politiker und politischer Schriftsteller, * Hannover 13. 1. 1757, ✝ Göttingen 10. 8. 1836; seit 1792 im hannoverschen Staatsdienst; übernahm Prinzipien der englischen Verfassung (die er für vorbildlich hielt) beim… …   Universal-Lexikon

  • Rehberg [1] — Rehberg, August Wilhelm, geb. 1757 in Hannover; wurde 1783 Regierungssecretär in Osnabrück, 1786 Geheimer Kanzleisecretär daselbst, 1794 Oberlicentinspector in Hannover u. 1814 Geheimer Cabinetsrath, brachte als solcher die neue Verfassung zu… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Wilhelm Herschel — Friedrich Wilhelm Herschel, englisch William Herschel (* 15. November 1738 in Hannover; † 25. August 1822 in Slough), war ein hannoveranisch britischer Astronom und Musiker. William Herschel. Gemälde …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Wilhelm Friedrich von Schlegel — Friedrich Schlegel Friedrich Schlegel Portrait de Friedrich Schlegel vers 1829, par J. Axmann Nom de naissance Karl Wilhelm Friedrich von Schlegel …   Wikipédia en Français

  • Förderpreis für deutsche Wissenschaftler im Gottfried Wilhelm Leibniz-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft — Der Gottfried Wilhelm Leibniz Preis, eigentlich Förderpreis für deutsche Wissenschaftler im Gottfried Wilhelm Leibniz Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft, kurz Leibniz Preis, ist benannt nach dem Wissenschaftler Gottfried Wilhelm… …   Deutsch Wikipedia

  • Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis — Der Gottfried Wilhelm Leibniz Preis, eigentlich Förderpreis für deutsche Wissenschaftler im Gottfried Wilhelm Leibniz Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft, kurz Leibniz Preis, ist benannt nach dem Wissenschaftler Gottfried Wilhelm… …   Deutsch Wikipedia

  • Karl-Siegbert Rehberg — (* 2. April 1943 in Aachen) ist ein deutscher Soziologe. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Auszeichnungen 3 Literatur 4 Webl …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”