- Prostratio
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Unter Prostratio, auch Prostration oder Prosternation (lat. „Niederwerfen“) versteht man in der katholischen, der anglikanischen und der orthodoxen Liturgie das ausgestreckte Sich-Niederwerfen einer Person im Altarraum als Zeichen der Demut und Hingabe. Dieser Ritus kommt vor
- am Karfreitag zu Beginn der Feier vom Leiden und Sterben Christi. Nach dem Einzug prosternieren sich Priester und Diakone, die übrigen Gläubigen knien im Gedenken an das Leiden und Sterben Jesu.
- in Weiheliturgien Bischofs-, Priester- und Diakonweihen: Die Kandidaten werfen sich vor ihrer Weihe vor dem Altar nieder, während die Allerheiligenlitanei gesungen wird. Alle anderen knien.
- in gleicher Weise bei der feierlichen Profess und bei der Jungfrauenweihe. Die Professen bzw. Kandidatinnen prosternieren sich während des Gesangs der Allerheiligenlitanei. Alle anderen knien.
Die entsprechende Niederwerfung in der orthodoxen Tradition wird Metanie genannt.
Die Prostratio war ferner ein zentrales Element des mittelalterlichen Herrschaftsrituals der Deditio, das heißt, der symbolischen Unterwerfung eines Rangniederen gegenüber einer ranghöheren Person bei der Beendigung von Konflikten durch Fuß- bzw. Kniefall.
Literatur
- Gerd Althoff: Das Privileg der ‚Deditio‘. Formen gütlicher Konfliktbeendigung in der mittelalterlichen Adelsgesellschaft, in: Oexle, Otto G. (Hg.), Nobilitas. Funktion und Repräsentation des Adels in Alteuropa (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 133), Göttingen 1997, S. 27-52, ISBN 3-525-35448-7
Kategorien:- Ritual
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