- RMS Hesperian
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Hesperian Schiffsdaten Flagge Vereinigtes Königreich Schiffstyp Passagierschiff Heimathafen Glasgow Reederei Allan Line Bauwerft Alexander Stephen and Sons (Glasgow) Baunummer 425 Stapellauf 20. Dezember 1907 Indienststellung 25. April 1908 Verbleib 6. September 1915 gesunken Schiffsmaße und Besatzung Länge 147,8 m (Lüa)Breite 18,3 m Vermessung 10.920 BRT Maschine Maschine Dampfturbinen Geschwindigkeit max. 15 kn (28 km/h) Propeller 2 Transportkapazitäten Zugelassene Passagierzahl I. Klasse: 210
II. Klasse: 250
III. Klasse: 1000Sonstiges Registrier-
nummernRegisternummer: 124266
Die RMS Hesperian war ein Passagierschiff der kanadisch-britischen Reederei Allan Line, das zwischen 1908 und 1915 im transatlantischen Linienverkehr zwischen Großbritannien und Kanada eingesetzt wurde. Am 4. September 1915 wurde die Hesperian vor der irischen Südküste vom deutschen U-Boot SM U 20 ohne Vorwarnung versenkt. Dabei kamen 32 Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben. Es handelte sich um dasselbe U-Boot, das bereits den britischen Luxusdampfer RMS Lusitania versenkt hatte, was für politische Spannungen zwischen dem Deutschen Kaiserreich und den Vereinigten Staaten geführt hatte.
Inhaltsverzeichnis
Das Schiff
Der 10.920 BRT große Passagier- und Frachtdampfer Hesperian gehörte der Allan Line, einer 1854 gegründeten kanadisch-britischen Schifffahrtsgesellschaft, die zu den führenden Reedereien im transatlantischen Liniendienst zwischen Europa und Nordamerika gehörte. Sie wurde von der schottischen Werft Alexander Stephen & Sons Ltd. auf dem Fluss Clyde in Glasgow gebaut und bediente zwischen 1908 und 1915 die Route Liverpool–Quebec–Montreal.
Benannt wurde das Schiff nach dem Begriff Hesperia, womit in der Antike das Abendland bezeichnet wurde. Das 147,8 Meter lange und 18,3 Meter breite Dampfturbinenschiff wurde von zwei Propellern angetrieben und konnte 210 Passagiere der Erste, 250 der Zweiten und 1000 in der Dritten Klasse aufnehmen. Die Hesperian verließ Glasgow am 25. April 1908 zu ihrer Jungfernfahrt mit Ziel Québec und Montreal. Im Januar 1910 wurde sie von Canadian Pacific Railway, der auch die Empress of Ireland gehörte, für eine Fahrt von Liverpool nach St. John an der kanadischen Ostküste gechartert.
Versenkung
Abfahrt in Liverpool
Die Hesperian verließ Liverpool am Sonnabend, dem 4. September 1915 um 19.00 Uhr zu einer weiteren Überfahrt nach Quebec und Montreal. Kommandiert wurde sie von Kapitän William Main. An Bord befanden sich 814 Passagiere und 300 Besatzungsmitglieder. Der Passagierdampfer war zwar bereits dafür eingeteilt worden, neben Fracht und Passagieren auch Truppenteile zu transportieren, auf dieser Fahrt befanden sich aber keine an Bord.
Unter den Passagieren befanden sich keine US-Amerikaner, aber einer der Stewards war amerikanischer Staatsangehörigkeit. Die meisten waren Briten oder Kanadier, wie zum Beispiel Ellen Carbery aus St. John, Gründerin von Ellen Carbery's Ladies Emporium, einem der ersten privaten kanadischen Frauenausstatter (kam ums Leben); Marjorie Campbell Robarts, Schwester von John Robarts, einem hohen kanadischen Würdenträger der Bahai-Religion (überlebte) oder Major Percy Guthrie, kanadischer Bataillonskommandant und ehemaliges Mitglied der Legislativversammlung von New Brunswick (überlebte). Den Passagieren war das Risiko, von einem deutschen U-Boot angegriffen oder auf eine deutsche Mine zu laufen, durchaus bewusst, da im Verlauf des U-Boot-Kriegs bereits zahlreiche britische Handelsschiffe versenkt worden waren.
Ebenfalls an Bord befand sich der einbalsamierte Leichnam von Frances Stephens, der Witwe des kanadischen Politikers George Stephens. Frances Stephens war vier Monate zuvor bei der Versenkung der Lusitania ums Leben gekommen und sollte auf der Hesperian nach Montreal überführt werden, um dort neben ihrem Ehemann begraben werden zu können. Sie wurde daher zweimal von demselben U-Boot unter dem gleichen Kommandanten versenkt und fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Grund des Atlantiks anstatt neben ihrem Mann.
Der U-Boot-Angriff
Das deutsche U-Boot der Kaiserlichen Marine U 20 unter dem Kommando des 30-jährigen Kapitänleutnants Walther Schwieger befand sich am Abend des 4. September 1915 etwa 85 Meilen vor Fastnet Rock, einer kleinen Felseninsel vor der Küste der irischen Grafschaft Cork, und wartete auf potenzielle Angriffsziele. Schwieger sichtete den mit Höchstgeschwindigkeit westwärts dampfenden Ozeandampfer nur wenige Stunden, nachdem dieser Liverpool verlassen hatte. Durch sein Periskop sah er den im Zickzackkurs fahrenden Dampfer direkt auf sich zukommen, und obwohl er weder Identität noch Einsatzzweck des Schiffes kannte, traf er sofort die Entscheidung zum Angriff.
Der Torpedo schlug um 20.30 Uhr in der Steuerbordseite des Bugs ein und explodierte im vorderen Maschinenraum. Eine Wand aus Wasser und Trümmern schoss in die Luft und schlug mit großer Gewalt auf die Brücke und das Bootsdeck ein, wo sie erheblichen Schaden anrichtete. Das Schiff erzitterte und begann sofort, sich nach Steuerbord zu neigen, sodass Möbel verrutschten und Geschirr zerbrach. Dampf aus dem Maschinenraum stieg auf und hüllte die oberen Decks ein. Kapitän Main ließ das getroffene Schiff sofort stoppen, die Alarmglocken schrillen und das SOS-Signal senden. Außerdem gab er seinen Offizieren den Befehl zum Abfieren der Rettungsboote. Die Evakuierung verlief den Umständen entsprechend in geordneten Verhältnissen, und die meisten Boote konnten sicher bemannt und abgefiert werden. Augenzeugen berichteten hinterher, dass es keine große Panik unter den Passagieren gegeben hatte.
Nach weniger als einer Stunde war das Schiff evakuiert, nur der Kapitän und einige Offiziere waren an Bord geblieben, da Kapitän Main hoffte, die Hesperian doch noch in einen nahen Hafen schleppen oder auf Grund laufen lassen zu können. Durch die Schottenkonstruktion der Hesperian hielt sich das Schiff noch lange über Wasser, ging aber schließlich am 6. September etwa 130 Seemeilen westlich von Fastnet Rock unter. 32 Menschen waren ums Leben gekommen; die meisten Toten waren dadurch zu beklagen, dass sich eines der Rettungsboote auf der Backbordseite losgerissen und seine Insassen ins Meer geworfen hatte. Die Überlebenden wurden noch während der Nacht von mehreren in der Nähe befindlichen Schiffen geborgen und nach Irland gebracht.
Im Gegensatz zur Versenkung der Lusitania wurde Schwieger nach seiner Rückkehr nach Wilhelmshaven nicht zu seiner erfolgreichen Feindfahrt gratuliert. Er wurde nach Berlin geordert, um dort seine Tat zu rechtfertigen und sich offiziell zu entschuldigen. Ihm wurde vorgeworfen, ohne Vorwarnung einen weiteren unbewaffneten Passagierdampfer versenkt zu haben, obwohl es direkte Anweisungen an die U-Boot-Kommandanten gab, dies nicht mehr zu tun. Der Kaiser wollte keinen weiteren Fall wie den der Lusitania riskieren.
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