Racemisierung

Racemisierung

Die Racemisierung ist ein Begriff aus der Stereochemie, welcher die Umwandlung von nichtracemischen Enantiomerengemischen oder reinen Enantiomeren chiraler chemischer Verbindungen in das Racemate (1:1-Gemische der Enantiomere) beschreibt, wobei ein vorhandener Enantiomerenüberschuss vollständig abgebaut wird. Bei vollständiger Racemisierung entsteht ein 1:1-Gemisch beider Enantiomeren, ein Racemat, dessen ee= 0 ist (der ee ist der Enantiomerenüberschuss). Ist der ee-Wert ≠ 0, so spricht man von partieller (teilweiser) Racemisierung.

Solche Verfahren werden für die Rückgewinnung von unerwünschten Enantiomeren benutzt. Wird in einem Verfahren das (R)-Enantiomer aus einem Racemat durch Racematspaltung gewonnen, bleiben 50 % des Ausgangsstoffes als (S)-Enantiomer zurück. Durch Racemisierung kann man das (S)-Enantiomer wieder in das Racemat überführen bzw. teilweise racemisieren und erneut als Ausgangsstoff einsetzen. Wenn die Racemisierung gleichzeitig in situ mit der Racematspaltung durchgeführt wird, spricht man von dynamischer Racematspaltung.

Der Mechanismus der Racemiserung hängt stark von der Art des Stoffes ab. Racemisierung tritt etwa als Folge von SN1-Reaktionen auf. Dabei entsteht eine trigonal-planare Anordnung um das nun positiv geladene Kohlenstoffatom (Carbenium-Ion). Deshalb kann das Kohlenstoffatom nun von beiden Seiten her angegriffen werden. So entstehen bei der Reaktion beide Enantiomere, auch wenn man ein einziges Enantiomer als Ausgangsmaterial verwendet. Beispielsweise setzt sich (R)-3-Brom-3-methylhexan mit H2O zu (R)-3-Methyl-3-Hexanol + (S)-3-Methyl-3-hexanol im Verhältnis 50:50 um, es entsteht also (RS)-3-Methyl-3-hexanol, ein Racemat.

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