- Randstufenlücke
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Die Große Randstufe (engl. Great Escarpment) ist ein Steilabfall und eine Schichtstufe im südlichen Afrika, die das Binnenhochland gegen die Küstenebenen zum Atlantischen und Indischen Ozean abgrenzt.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Die Große Randstufe ist eines der geologisch ältesten Gebiete der Erde. Sie entstand nach dem Bruch des Ur-Kontinents Gondwana vor etwa 120 Mio. Jahren, wobei vereinzelte Gesteinsformationen unter einer Verwitterungsdecke über zweieinhalb Milliarden Jahre alt sind. Die Ränder des südlichen Afrika hoben sich und wurden im Laufe der Zeit von der Küste her abgetragen. Im Tertiär setzten tektonischen Vorgänge ein (vorwiegend beschränkt auf Bruchtektonik), welche sich nicht nur entlang der Randstufe von Norden nach Süden erstreckten, sondern auch in ost-westliche Richtung wirksam waren. Hierdurch bildeten sich die Küstenebenen und die Randstufe verschob sich ins Landesinnere. Die Gesteine sind in Bereichen metamorph überprägt worden, so dass man neben umgewandeltem Tiefengestein auch metamorphisierte Sedimente in Form von Paragneisen findet[1]. Die Becken in der Republik Südafrika und Botswana sind Ausläufer des Ostafrikanischen Grabenbruch.
Verlauf
Namibia
Die Große Randstufe durchzieht Namibia von Nord nach Süd als eine der drei vorherrschenden Landschaftsformen und trennt die Küstenebene vom Binnenhochland.
Der westlich der Randstufe gelegene, küstennahe Teil des Landes zieht sich als etwa 2000 km langer, aber nur 80 bis 130 km breiter Streifen von Südangola bis in die südafrikanische Provinz Nordkap und entspricht im Wesentlichem dem Bereich der Küstenebene. Dieser Küstenstreifen wird hauptsächlich von der Namibwüste eingenommen und steigt vom Niveau des Meeresspiegels nur langsam auf 600 m Höhe an. Im Norden ist der Küstenstreifen vorwiegend steinig, teilweise felsig (siehe Skelettküste) und im Süden vorwiegend Sandwüste (vor allem südlich des Trockenflusses Kuiseb) mit großen Wanderdünen bis über 300 m Höhe.
An den Naturraum der Namib schließt sich nach Osten der Steilanstieg der Großen Randstufe an, der auf eine bis zu über 2000 m über NN erreichende Schichtstufe hinaufführt. Im Norden, zwischen dem Kunene- und dem Huab-Fluss wird die Große Randstufe von den Hartmann-, Baynes- und den Joubertbergen gebildet, im Süden durch das Khomashochland, die Rantberge, die Naukluftberge sowie Tsarisberge, Schwarzrand und Tirasberge. Breite und tiefe, zur Küste ausgerichtete Flusstäler schneiden durch die Große Randstufe und öffnen sie zur Namib hin. In Zentralnamibia, im Bereich des 19. bis 23. Breitengrades ist die Randstufe erodiert und über mehrere hundert Kilometer unterbrochen: die sogenannte Randstufenlücke[2]. Sie wird durch eine schiefe, kontinuierlich ansteigende Ebene ersetzt[3] und das Gelände steigt kontinuierlich bis zum Niveau des Binnenhochlandes an. Außerhalb der Großen Randstufe stehen das Brandbergmassiv, das Erongogebirge und einzelne Inselberge wie die Kleine und Große Spitzkoppe.
Vom Naukluftgebirge bis zum Oranje-Fluss verläuft die Große Randstufe über 400 km in Nord-Süd-Richtung als Schichtstufe (Rotrand) und am Rande des Diamantensperrgebiets erheben sich die Granitberge der Großen Randstufe aus den weiten Ebenen der Namib.
Richtung Osten senkt sich die Große Randstufe allmählich in die Bergländer der Randschwelle und zum zentralen innerafrikanischen Hochland ab und geht in das sandgefüllte Becken der Kalahariwüste über, die zur zentralen Beckenlandschaft des südlichen Afrika gehört. Im Norden wird das Binnenhochland von breiten Tälern durchzogen, wobei einzelne Berge aus den Hoch-Plateaus herausragen. Im Süden ist das Hochland zumeist flach und die Landschaft wird nur durch wenige tiefe Täler gegliedert.
Südafrika
Swaziland
Mosambik
Die Große Randstufe beginnt in Mosambik im Lebombogebirge, nahe der westlichen Staatsgrenze und erhebt sich vom Tiefland ausgehend bis in eine Höhe von 2400 Metern. Eine Gebirgsbildung durch Kollision tektonischer Platten und zusammenhängende Verfaltungen beziehungsweise Überschiebung fand hier nicht statt, so dass hier weitestgehend die Gesteine in ihren ursprünglichen Lagerungsverhältnissen erhalten geblieben sind. An der Randstufe selber liegen auch die Großen Seen, von denen der Malawisee auch an Mosambik grenzt.
Nördlich des 20. Breitengrades nähert sich der Verlauf der Großen Randstufe der Küste des Indischen Ozeans und erreicht deutlich größere Höhen als im Süden des Landes. Der Übergangsbereich von der Randstufe zum Flachland und in der der Randstufe östlich vorgelagerten Hochebene der Provinz Manica sind von Tropen geprägt. Markante Inselberge erheben sich hier aus der weitestgehend flachen Landschaft.
Quellen
- ↑ Übersicht über die Entwicklung Gondwanas und die darin eingebundene Stellung Namibias, Institut für Geologie der Technischen Universität Bergakademie Freiberg
- ↑ Die Ugab-Terrassen in Westnamibia Forschungsprojekt der Universität Heidelberg
- ↑ Landnutzungsvergleich Namibia, Christina Wolkenhauer, Institut für Allgemeine Botanik Fachbereich Biologie, Hamburg 2003
Literatur
- Kurt Kayser, Erich Obst: Die Große Randstufe auf der Ostseite Südafrikas und ihr Vorland, 1949
- Herbert Abel: Beiträge zur Morphologie der Großen Randstufe im südwestlichen Afrika, 1959
- Jürgen Kempf: Land-Degradation in Namibia nördlich des Wendekreises des Steinbocks, 1996
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