Reinhold Oberlercher

Reinhold Oberlercher

Reinhold Oberlercher (* 17. Juni 1943 in Dresden) ist ein rechtsextremer Aktivist, der sich als "Nationalmarxist" [1] versteht.

Leben

Laut eigenen Angaben besuchte Oberlercher von 1949 bis 1957 verschiedene Grundschulen in Sachsen und Thüringen. Im Jahre 1958 übersiedelte er nach Hamburg, wo er bis 1960 ein Gymnasium besuchte. Er brach die Schule ab und holte das Abitur 1965 nach. Von 1965 bis 1971 studierte er zunächst Psychologie, später Soziologie und zuletzt Pädagogik und Philosophie. In dieser Zeit engagierte er sich laut eigenen Angaben innerhalb des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) und in einem Arbeitskreis zur Formalisierung des „Kapitals“ von Karl Marx. Er beendete sein Studium im Frühjahr 1971 mit der Abhandlung „Zur Didaktik der politischen Ökonomie“. Ab April 1973 erhielt Oberlercher ein Doktorandenstipendium. 1975 wurde er mit einer Arbeit über „Theorien über die Arbeitskraft in der neueren Geschichte des pädagogischen und philosophischen Denkens“ zum Dr. phil. promoviert. In den folgenden Jahren arbeitete er unter anderem kurzzeitig als Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg und schrieb zunehmend Artikel zunächst in verschiedenen rechtskonservativen und schließlich in eindeutig rechtsextremen Publikationen.

Ab Ende der 1980er Jahre war er im rechtsextremen Umfeld tätig, oft mit seinen Mitstreitern Horst Mahler und Uwe Meenen vom Deutschen Kolleg, mit denen gemeinsam er 2004 angeklagt wurde, zu Gewalt und Willkürmaßnahmen gegen Minderheiten aufgerufen zu haben.

Zu seinen Werken zählen: „Die moderne Gesellschaft. Ein System der Sozialwissenschaften“ (Bern, 1987) und „Lehre vom Gemeinwesen“ (Berlin, 1994; tschechische Übersetzung, Prag, 2000), worin er sich offen gegen Aufklärung, Rationalismus, Demokratie und Menschenrechte positioniert. Er beschäftigt sich mit der Dialektik der Gemeinschaft und Gesellschaft. In der Ausgabe 1 von 1993 der rechtsextremen Zeitschrift Staatsbriefe wurde ein von Oberlercher verfasstes „Hundert-Tage Programm der nationalen Notstandsregierung“ publiziert, in dem konkrete Schritte des „nationalen Lagers“ für den Fall einer Machtergreifung vorgeschlagen wurden (S. 7-10). Folgende Punkte wurden unter anderem aufgelistet: „Einstellungsverbot für ausländische und volksfremde Arbeitskräfte“, „die standrechtliche Erschießung von Rauschgiftbesitzern“, „Verbot der Ideologie der Menschlichkeit“, „Verbot des Pazifismus“ und die „Wiedereinsetzung des Deutschen Reiches“.

Oberlercher gilt als der „Erfinder“ der „Wortergreifungsstrategie“, mit der Nationalisten überall, als Vorspiel einer künftigen „Machtergreifungsstrategie“ und analog zur „Verunsicherungsstrategie“ der 68er-Bewegung, in der Öffentlichkeit Themen markieren und provokant besetzen sollen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Kraushaar: Achtundsechzig. Eine Bilanz. Propyläen, Berlin 2008, ISBN 978-3-549-07334-6, S. 50.

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