Reschef

Reschef

Reschef (phönizisch ršf, ägyptisch Ršp, akkadisch Rešef, Ra-sa-ap in Ebla, hebräisch רשף, Ræšæf) war ein syrischer und phönizischer Gott. Älteste Belege für die Verehrung von Rasap stammen aus dem 3. Jahrtausend aus Ebla[1]. Als theophorer Namensbestandteil ist Reschef vor allem in Syrien und am mittleren Euphrat belegt, so in Emar[2], Ebla, Mari[3], Terqa und Ḫana. In Emar ist Reschef auch als Bestandteil eines hurritischen Namens (Ikki-Rašap) nachgewiesen[4].

Inhaltsverzeichnis

Levante

In Ugarit war Reschef ein wichtiger Gott. Er trug den Beinamen tġr špš, Pförtner der Sonne[5]. Die zahlreichen Versuche, die levantinischen Bronzefiguren eines schreitenden Gottes einer bestimmten Gottheit, insbesondere Ba'al oder Reschef zuzuschreiben, müssen als gescheitert gelten[6]. Ein Schild könnte Reschef kennzeichnen, auch hier ist die Beweislage nach Klingbeil aber unzureichend. Reschef wurden Opfer in Gärten dargebracht (ršp gn [7])[8].

Gleichsetzungen und Deutung

Reschef wurde manchmal mit dem mesopotamischen Nergal gleichgesetzt.[9]. Helck will den syrischen Reschef mit dem hethitischen dLAMA.LÍL, dem Schutzgott des Feldes gleichsetzen [10]. Fauth hält den ugaritischen Reschef dagegen für einen "solaren Feuer- und Pestgott"[11] und verweist darauf, daß die Bezeichnung ršp in späterer Zeit, ähnlich wie bʾl, keinen spezifischen Gott mehr bedeutet, dieser wird nun durch Beinamen wie Rešep-Mikal (Kition) angezeigt[12]. In Kition führte Reschef den Beinamen ḥṣ, was nach Teixidor[13] Pfeil bedeutet. Teixidor deutet Reschef dementsprechend als Seuchengott, ähnlich dem griechischen Apollon, dessen Pfeile das Heer der Danäer mit der Pest schlugen [14]. In Idalion [13] wurde er daher später mit Apollon gleichgesetzt.

Hethiter und Luwier

Reschef wird als „Rešef von den Böcken“ (ršp ṣprm) [15] auch in der phönizischen Fassung der Azatiwataš-Inschrift erwähnt, in der luwischen Version dieser Bilingue heißt er Runzas (DEUS[A 1]ru-za-sá-há)[16].

Palästina

In der hebräischen Bibel wird רשף (ršp) insgesamt sechs mal erwähnt[17] (Habakuk 3,5[18]; 5. Mose 32,23-24[19]; Psalm 76,4[20]; Psalm 78,48[21]; Hiob 41,20[22]; Hohes Lied 8,6[23]). Der Prophet Habakuk[18] erwähnt Reschef, zusammen mit dævær (dbr), der Pest, als Gefolgsleute Jahwes in seinem Kampf gegen die See.

„Vor ihm her geht die Pest, und die Seuche zieht aus in seinem Gefolge.“

Hab 3,5 ELB

Diese Bibelstelle zeigt starke Bezüge zum ugaritischen Epos über den Kampf von Baal mit dem Meer (Jam)[24], von dort sind vermutlich auch Reschef und Deber übernommen. John Day verweist auf eine Szene im Drachenkampf des Baal, in dem Reschef den Drachen mit seinen Pfeilen verwundet[25][26]. Dabir ist auch in Texten aus Ebla als Gottheit aufgeführt[27].

Die Identifizierung Reschefs mit Apollon führte zur Umbenennung der nach Reschef benannten Stadt Arsuf in Judäa in Apollonia.

Reschef in Ägypten

Reschef in Hieroglyphen
oder
r
S
p w A40

Reschep
Ršp
im Hieratischen
r
S
p W G7

Ršp
Transkription Ršp

Reschef (Reschep) wurde seit der 12. Dynastie auch in Ägypten verehrt[28], in der Mitte der 18. Dynastie unter Amenophis II. zunächst als Kriegsgott[29]. Er ist verbunden mit der Göttin Qadschu und wurde in der 18. Dynastie besonders als Pferdegott dargestellt. In dieser Epoche war Reschef offenbar der Gott der Pferde und Streitwagen. Oft wurde der König (Pharao) mit Reschef verglichen, denn es finden sich Formeln wie beispielsweise „Amenophis II. stürmt durch die Furt des Orontes hindurch wie Reschef“ oder auch „die Streitwagen Ramses II. sind mächtig wie viele Reschefs“.

Während Reschef in der 18. Dynastie ein Königsgott war, wurde er in der Ramessidenzeit zu einem Volksgott, der nun kaum noch auf königlichen Denkmälern erschien. Die Denkmäler der Ramessidenzeit zeigen ihn mit Steinbockkopf, Schild, Speer und Axt. Oft wurde er zusammen mit Qadschu und Min dargestellt[30].

Reschefs Verehrung dauerte die Dritte Zwischenzeit über bis in die Griechisch-Römische Zeit an.

Siehe auch

Literatur

  • Hans Bonnet: Reschef. In: Ders.: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. Nikol, Hamburg 2000, 3. Auflage, ISBN 3-937872-08-6, S. 638. (früherer Titel Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte).
  • Diethelm Conrad: Der Gott Reschef. In: Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft Bd. 83, 1971, S. 157-183.
  • M. Dahood und G. Pettinato: Ugaritic ršp gn and Eblaite rašap gunu(m)ki. In: Orientalia (Neue Serie) Bd. 46, 1977, S. 230-232.
  • Willam J. Fulco: The Canaanite Reshep. American Oriental Society, New Haven 1986, S. 46.
  • Wolfgang Helck: Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. In: Ägyptologische Abhandlungen Bd. 5, Harrassowitz, Wiesbaden 1971, 2. Auflage, ISBN 3-447-01298-6 (zu „Reschef in Ägypten“ siehe S. 450-454).
  • Martin Klingbeil: Yahweh Fighting from Heaven. God as Warrior and as God of Heaven in the Hebrew Psalter and Ancient Near Eastern Iconography. In: Orbis Biblicus et Orientalis 169, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1999.

Weblinks

Anmerkungen

  1. „DEUS“ ist die wissenschaftliche Transliteration für das luwische Hieroglyphenzeichen für „Gott“

Einzelnachweise

  1. Izak Cornelius: Reschef. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff., Zugriffsdatum: 24. September 2011.
  2. Stephanie Dalley, Beatrice Teissier: Tablets from the Vicinity of Emar and Elsewhere. Iraq 54, 1992, 103, Rašap-ili
  3. Madeleine Lurton Burke: Lettres de Numušda-Nah̆râri et de trois autres correspondants à Idiniatum. Syria 41, 1/2, 1964, 88, Ilí(il)-Rasap, Abi(il)-Rasap
  4. Regine Ruszinszky: Die Personennamen der Texte aus Emar. in: The Civilization and Culture of Nuzi and the Hurrians 13. CDL Press, Bethesda 2003
  5. Wolfgang Fauth, Gnomon (Kritische Zeitschrift für die gesamte klassische Altertumswissenschaft) 46/7, 1974, 689
  6. u. a. Wolfgang Fauth, Gnomon 46/7, 1974, 689
  7. Ugaritic Texts 1088:3 (Edition der Tontafelfunde aus Ugarit)
  8. D. J. Wiseman, Mesopotamian Gardens. Anatolian Studies 33 (Special Number in Honour of the Seventy-Fifth Birthday of Dr. Richard Barnett), 1983), 143
  9. M. L. Barré: dLAMMA and Rešep at Ugarit: The Hittite Connection. Journal of the American Oriental Society Bd. 98 Nr. 4, 1978, S. 465-467
  10. Wolfgang Helck, Betrachtungen zur Großen Göttin und den ihr verbundenen Gottheiten. Religion und Kultur der alten Mittelmeerwelt in Parallelforschungen 2. München/Wien: Oldenbourg 1971, 198ff
  11. Wolfgang Fauth, Gnomon 46/7, 1974, 689
  12. Wolfgang Fauth, Gnomon 46/7, 1974, 689
  13. a b Javier Teixidor: The Phoenician Inscriptions of the Cesnola Collection. In: Metropolitan Museum Journal Bd. 11, 1976, S. 65
  14. Ilias I, 42-55
  15. J. D. Hawkins und A. Morpurgo Davies: On the Problems of Karatepe: The Hieroglyphic Text. Anatolian Studies Bd. 28, 1978, S. 116
  16. Karatepe Inschrift XL, 209-16, nach J. D. Hawkins, Anna Morpurgo Davies: On the Problems of Karatepe: The Hieroglyphic Text. Anatolian Studies Bd. 28, 1978, S. 112
  17. Izak Cornelius: Reschef. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff., Zugriffsdatum: 24. September 2011.
  18. a b (Hab 3,5 OT)
  19. (5 Mos 32,23-24 OT)
  20. (Ps 76,4 OT)
  21. (Ps 78,48 OT)
  22. (Hi 41,20 OT)
  23. (Hld 8,6 OT)
  24. John Day: New Light on the Mythological Background of the Allusion to Resheph in Habakkuk III 5. Vetus Testamentum Bd. 29, Nr. 3, 1979, S. 353
  25. Ugaritic Texts 1001. Entspricht Charles Virolleaud: Le palais royal d'Ugarit II, 1. Paris 1957 (RS 15.134).
  26. John Day: New Light on the Mythological Background of the Allusion to Resheph in Habakkuk III 5. Vetus Testamentum Bd. 29, Nr. 3, 1979, S. 354
  27. John Barclay Burns: The Identity of Death's First-Born (Job XVIII 13). Vetus Testamentum Bd 37, Nr. 3, 1987, S. 363
  28. Izak Cornelius: Reschef. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff., Zugriffsdatum: 24. September 2011.
  29. Wolfgang Helck: Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., Ägyptologische Abhandlungen (ÄA) Band 5, 2. Auflage, Harrassowitz, Wiesbaden 1971, S. 450
  30. Diethelm Conrad: Der Gott Reschef. Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft Bd. 83, 1971, S. 157-183

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Reshep — Reschef, phönizisch ršf ḥṣ, war ein kanaanitischer Gott, der in der Mitte der 18. Dynastie auch in Ägypten verehrt wurde, zunächst als Kriegsgott. Er ist verbunden mit der Göttin Qadschu. Reschef wird oft mit dem Blitz assoziiert und damit als… …   Deutsch Wikipedia

  • Am-aa — Die Liste ägyptischer Götter umfasst neben den bekannten und weniger bekannten Göttern des Landes auch Götter einzelner Gebiete und Gaue sowie Dämonen, die in vielerlei Gestalt in der ägyptischen Mythologie Erwähnung finden. Ebenso aufgeführt… …   Deutsch Wikipedia

  • Amaa — Die Liste ägyptischer Götter umfasst neben den bekannten und weniger bekannten Göttern des Landes auch Götter einzelner Gebiete und Gaue sowie Dämonen, die in vielerlei Gestalt in der ägyptischen Mythologie Erwähnung finden. Ebenso aufgeführt… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der ägyptischen Götter — Die Liste ägyptischer Götter umfasst neben den bekannten und weniger bekannten Göttern des Landes auch Götter einzelner Gebiete und Gaue sowie Dämonen, die in vielerlei Gestalt in der ägyptischen Mythologie Erwähnung finden. Ebenso aufgeführt… …   Deutsch Wikipedia

  • Ägyptische Götter — Die Liste ägyptischer Götter umfasst neben den bekannten und weniger bekannten Göttern des Landes auch Götter einzelner Gebiete und Gaue sowie Dämonen, die in vielerlei Gestalt in der ägyptischen Mythologie Erwähnung finden. Ebenso aufgeführt… …   Deutsch Wikipedia

  • Actaeon — Aktaion (altgriech. Άκτέων oder Άκταίων, lat. Actaeon) ist ein griechischer Heros. Sein Vater war der Hirte Aristaios, ein Sohn des Apollo und der thessalischen Nymphe Kyrene (Diodoros 4, 81, 1 3), seine Mutter Autonoë war eine Tochter des Kadmos …   Deutsch Wikipedia

  • Agriodus — Aktaion (altgriech. Άκτέων oder Άκταίων, lat. Actaeon) ist ein griechischer Heros. Sein Vater war der Hirte Aristaios, ein Sohn des Apollo und der thessalischen Nymphe Kyrene (Diodoros 4, 81, 1 3), seine Mutter Autonoë war eine Tochter des Kadmos …   Deutsch Wikipedia

  • Akteion — Aktaion (altgriech. Άκτέων oder Άκταίων, lat. Actaeon) ist ein griechischer Heros. Sein Vater war der Hirte Aristaios, ein Sohn des Apollo und der thessalischen Nymphe Kyrene (Diodoros 4, 81, 1 3), seine Mutter Autonoë war eine Tochter des Kadmos …   Deutsch Wikipedia

  • Aktäon — Aktaion (altgriech. Άκτέων oder Άκταίων, lat. Actaeon) ist ein griechischer Heros. Sein Vater war der Hirte Aristaios, ein Sohn des Apollo und der thessalischen Nymphe Kyrene (Diodoros 4, 81, 1 3), seine Mutter Autonoë war eine Tochter des Kadmos …   Deutsch Wikipedia

  • Alce — Aktaion (altgriech. Άκτέων oder Άκταίων, lat. Actaeon) ist ein griechischer Heros. Sein Vater war der Hirte Aristaios, ein Sohn des Apollo und der thessalischen Nymphe Kyrene (Diodoros 4, 81, 1 3), seine Mutter Autonoë war eine Tochter des Kadmos …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”