Reting Rinpoche

Reting Rinpoche
Der 5. Reting Rinpoche (1938)

Reting Rinpoche (auch: Radreng Rinpoche; tib.: rwa sgreng rin po che) ist der Titel einer bedeutenden Tulku-Linie der Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus. Der Name „Reting Rinpoche“ bezieht sich auf das 1056/1057 von Dromtönpa gegründete Kloster Reting in Zentraltibet, den traditionellen Stammsitz der Reting Rinpoches.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der 1. Reting Rinpoche Ngawang Chogden wurde 1719 Abt von Gyüme (auch: Gyumed, tib.: rgyud smad). 1728 wurde er zum Tutor (tib.: yongs 'dzin; Yongdzin) des 7. Dalai Lama ernannt und 1739 wurde er zum 54. Ganden Tripa gewählt. Dieses Amt bekleidete er bis 1746.

Der 2. Reting Rinpoche wurde 1761 als Tulku des Ngawang Chogden anerkannt. 1765 wurde er Thronhalter des Klosters Reting. 1780 erhielt er die volle Ordination vom 6. Panchen Lama Palden Yeshe. Vom chinesischen Kaiser Qianlong erhielt er 1770 den Ehrentitel Archimen Nomihan.

Nach dem frühen Tod des 11. Dalai Lama amtierte der 3. Reting Rinpoche als Zwischenregent in Tibet. Dem jungen 12. Dalai Lama gab er die Mönchsgelübde.

Der 5. Reting Rinpoche

Der 5. Reting Rinpoche wurde vom 13. Dalai Lama anerkannt. Nach dem Tod des 13. Dalai Lama war der 5. Reting Rinpoche zwischen 1934 und 1941 Regent (Gyaltsab) von Tibet. 1935 war er maßgeblich an der Auffindung des 14. Dalai Lama beteiligt, später leitete er dessen Inthronisationsfeier. 1936/37 empfing der 5. Reting Rinpoche Mitglieder der Gesandtschaft des britischen Political Officer Basil Gould (1883–1956) in Lhasa. Des Weiteren ließ er zu dieser Zeit eine offizielle Vertretung der Kuomintang in Lhasa einrichten und besuchte das Kloster Samye. 1938/39 ließ die tibetische Regierung trotz Bedenken der Briten die Deutsche Tibet-Expedition Ernst Schäfer zu.[1]

Nachdem der 5. Reting Rinpoche während seiner Amtszeit bereits zweimal darum gebeten hatte das Amt des Regenten von Tibet niederlegen zu dürfen tat er dies 1941. Sein Nachfolger wurde der 3. Taktra Tulku Ngawang Sungrab Thutob (1874–1952).[2]

1944 kehrte der 5. Reting Rinpoche nach einem Retreat im Kloster Reting nach Lhasa zurück. Nach seiner Rückkehr wurde er von Mitgliedern des Kashag (Ministerrat) der tibetischen Regierung Ganden Podrang der Korruption beschuldigt, außerdem habe er trotz seiner Mönchsgelübde ein Verhältnis mit seiner Schwägerin gehabt. Verteidiger des 5. Reting Rinpoche argumentieren demgegenüber, dass die Anschuldigungen von Mitgliedern des Kashag auf Grund seines Interesses an den Lehren der Nyingmapa und aus politischen Gründen erhoben wurden. Die Geschehnisse in diesem Zusammenhang sind auch als Reting Intrige (Reting Conspiracy) bekannt[3] und haben beinahe zu einem Bürgerkrieg in Tibet geführt.[4]

1947 wurde der 5. Reting Rinpoche verhaftet. Noch im selben Jahr starb er nach Misshandlungen im Gefängnis unter dem Potala-Palast in Lhasa vermutlich an Gift. Das Kloster Reting wurde von tibetischen Truppen geplündert.[5]

Nach 1947

Nach dem Tod des 5. Reting Rinpoche wurde Tenzin Jigme Thutob Wangchuk von der tibetischen Regierung als 6. Reting Rinpoche anerkannt. Tenzin Jigme Thutob Wangchuk verblieb nach der Flucht des 14. Dalai Lama 1959 in Tibet und starb 1997. Im Jahre 2000, nach der Flucht des Urgyen Trinley Dorje nach Indien, verkündete die chinesische Regierung die Entdeckung eines 7. Reting Rinpoche.[6]

Eine weitere Person die den Anspruch auf den Titel des 6. Reting Rinpoche erhebt wendet dagegen ein, die tibetische Regierung habe nach dem Tod des 5. Reting Rinpoche die Linie der Reting Rinpoches unterdrücken wollen und einen unrechtmäßigen Kandidaten als 6. Reting Rinpoche eingesetzt.[7]

Liste der Reting Rinpoches

# Name (Liste tibetischer Namen und Titel) Lebensdaten Umschrift nach Wylie
1. Ngawang Chogden 1677–1751 ngag dbang mchog ldan
2. Lobsang Yeshe Tenpa Rabgye 1759–1815 blo bzang ye shes bstan pa rab rgyas
3. Ngawang Yeshe Tsültrim Gyaltsen 1816–1863 ngag dbang ye shes tshul khrims rgyal mtshan
4. Ngawang Lobsang Yeshe Tenpe Gyaltsen  ? -
5. Thubten Jampel Yeshe Tenpe Gyaltsen 1911/1912–1947 thub bstan 'jam dpal ye shes bstan pa'i rgyal mtshan
6.1. Tenzin Jigme Thutob Wangchuk 1948–1997 bstan 'dzin 'jigs med mthu stobs dbang phyug[8]
6.2.  ?  ?  ?

Weblinks

Einzelnachweise

  1. berzinarchives.com: Russische und Japanische Beziehungen zum vorkommunistischen Tibet: Die Rolle der Shambhala-Legende
  2. tbrc.org: stag brag khri sprul 03 ngag dbang gsung rab mthu stobs
  3. Pitt Rivers Museum: tibet.prm.ox.ac.uk: 5. Reting Rinpoche
  4. The New York Times: nytimes.com: The Dragon in the Land of Snows: A History of Modern Tibet Since 1947 by Tsering Shakya (Tibet and its Neighbours)
  5. tibet.prm.ox.ac.uk: Reting monastery (1950)
  6. tibet.ca: Beijing Discovers Another "Living Buddha" (AFP)
  7. reting.org: Open Letter To HH The 14th Dalai Lama by the 6th Reting Hutuktu
  8. tbrc.org: bstan 'dzin 'jigs med mthu stobs dbang phyug

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