Revilliod-Turrettini

Revilliod-Turrettini
Wettbewerbsprojekt für das Musée d'histoire naturelle in Genf − Ansicht

Maurice Turrettini (* 24. Juli 1878 in Genf; † 25. Oktober 1932 in Boisy) war ein Schweizer Architekt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wettbewerbsprojekt für Musée d'histoire naturelle in Genf − Haupteingang

Maurice Turrettini wurde am 24. Juli 1878 in Genf als Sohn des Bankiers Albert Turrettini und seiner Frau Edmée geboren. Seine Vorfahren stammten ursprünglich aus Lucca in der Toskana und waren 1578 als Glaubensflüchtlinge ins calvinistische Genf gelangt. Im Stammbaum der Familie Turrettini finden sich neben Bankiers auch Theologen wie Jean-Alphonse oder François Turrettini.

Nach der Matura studierte er Architektur am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich. Zu seinen Lehrern zählten Benjamin Recordon, Erbauer des Schweizerischen Bundesgerichts in Lausanne und Professor am Polytechnikum von 1890 bis 1916 sowie Gustav Gull, ehemaliger Stadtbaumeister Zürichs und Professor von 1900 bis 1929.[1]

Nach Abschluss des Studiums und der Rückkehr nach Genf heiratete er 1904 Justine de Watteville (* 3. Juli 1879 in Bern; † 1967)[2] aus der Berner Patrizierfamilie von Wattenwyl. Im Folgejahr gründete er mit dem Architekten Guillaume Revilliod (* 2. Februar 1877 in Genf; † 8. Februar 1961 in Paris) das Architekturbüro Revilliod-Turrettini, das bis 1920 bestand. Das Büro machte sich in den folgenden Jahren einen Namen mit dem Bau und der Renovierung von Bank- und Verwaltungsgebäuden sowie Ein- und Mehrfamilienhäusern. Neben dem Umbau von Landgütern im Umland von Genf und in der angrenzenden französischen Haute-Savoie entwarfen die beiden Architekten auch Fabrikbauten, vor allem während der Jahre des Ersten Weltkrieges.

1907 beteiligte sich Maurice Turrettini an der Standortdiskussion für das zum 400. Geburtstag Johannes Calvins in Genf geplante Reformationsdenkmal.[3] 1911 trat er dem Schweizerischen Ingenieur- und Architekten-Verein bei. Turretini war ausserdem Mitglied des comité permanent international des architectes und korrespondierendes Mitglied des Royal Institute of British Architects.

Auf sportlichem Gebiet war Turrettini als zehnmaliger Gewinner der Schweizer Tennis-Meisterschaften erfolgreich.

Er starb im Alter von 54 Jahren am 25. Oktober 1932 auf seinem Schloss in Boisy.

Leistung

Bei seinen Umbauten und Erweiterungen von Schlössern und Landsitzen orientierte und inspirierte sich Turrettini an den lokalen historischen Vorbildern im Umland von Genf und in der Haute-Savoie. Den gleichen Stil setzte er zum Teil auch bei Neubauten ein und bediente damit den eher konservativen Geschmack der Bauherren. Bei seinen Bank- und Geschäftsgebäuden wandte er vorzugsweise moderne Formen an − in diesem Zusammenhang bemerkenswert ist insbesondere das Bankgebäude der Credit Suisse an der Rue de la Conféderation im Stil der Moderne, das er zusammen mit dem Schweizer Betonbaupionier Bauingenieur Robert Maillart ausführte.

Bauten von Maurice Turrettini (Auswahl)

1905 Renovation Landgut Petit-Cara, Route des Eaux-Belles 36–36, Cara
1915 – 1919 Umbau der Pfarrkirche von Vandœuvres, Place de Vandœuvres 1, Vandœuvres
1922 – 1923 Bankgebäude Hentsch & Cie., Rue de la Corraterie 15–17, Genf
1923 Restaurierung Landgut Merlinge mit Neubau der Orangerie, Route de Bellebouche 70–74, Merlinge
1929 – 1932   Bankgebäude Crédit Suisse, Rue de la Conféderation 1, Genf

Bauten des Architekturbüros Revilliod-Turrettini (Auswahl)

1909 – 1910 Villa Bois Caran, Collonge-Bellerive GE für den Schriftsteller Alfred Chenevière
1910 – 1911 Villa, Route de la Capite 91, Coligny für den Bankier Arthur Chenevière
1912 2. Preis im Wettbewerb für das musée d'histoire naturelle, Genf
1913 Landgut Bois d'Avault, Route de Collex 89, Valavran für Edmond Achard
1914 – 1915 Strassenbahnhaltestelle Rue de Montblanc/Rue Chantepoulet, Genf
1915 – 1917 Villa Am Römerholz, Haldenstrasse 95, Winterthur; erbaut für Henri Sulzer-Ziegler, 1924 vom Kunstsammler Oskar Reinhart erworben und 1924/25 erweitert mit Anbau eines Privatmuseums für seine Gemäldesammlung, heute zugänglich als Sammlung Oskar Reinhart 'Am Römerholz'
1915 – 1925 Umbau Schloss Tournay, Pregny-Chambésy für den Genfer Kunstsammler Alfred Baur
1917 – 1919 Umbau und Aufstockung Hôtel des Bergues, Quai des Bergues 33, Genf
1917 – 1919 Verwaltungsgebäude für Piccard-Pictet & Cie (Pic-Pic), Rue de Montblanc 3, Genf; nach kurzer Zeit umgebaut zu einem Hotel für die Delegierten des Völkerbundes
1918 – 1919   Industrie- und Verwaltungsgebäude Gardi SA, Avenue de la Jonction 6–10, Genf

Literatur

  • Nachruf in Bulletin technique de la Suisse romande, 58(1932)
  • Isabelle Rucki [et al.]: Architektenlexikon der Schweiz : 19./20. Jahrhundert. Verlag Birkhäuser, Basel 1998 ISBN 3-7643-5261-2, Seite 462/463

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Oechsli: Festschrift zu Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Eidg. Polytechnikums mit einer Übersicht seiner Entwicklung. Huber & Co., Frauenfeld 1905, Seite 351
  2. Quelle: Société Genevoise de Généalogie (französisch)
  3. Pierre A. Frey: Le Mouvement international de la Réformation, les conditions de la commande d’une sculpture monumentale, Genève 1902-1917 (französisch)

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