Rheinbrücke Wintersdorf

Rheinbrücke Wintersdorf
48.8472222222228.115

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Rheinbrücke Wintersdorf
Rheinbrücke Wintersdorf
Nutzung Straßenbrücke
Querung von Rhein, km 335,7
Ort Iffezheim, Beinheim
Konstruktion Stahlfachwerkbrücke
Gesamtlänge 528,3 m
Längste Stützweite 128 m
Fertigstellung 1895/1975
Lage
Rheinbrücke Wintersdorf (Baden-Württemberg)
Rheinbrücke Wintersdorf

Die Rheinbrücke Wintersdorf ist eine durch den Straßenverkehr genutzte ehemalige Eisenbahnbrücke, die zwischen Rastatt-Wintersdorf und Beinheim den Rhein und die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich überspannt.

Das Bauwerk liegt bei Rheinkilometer 335,7 und überführt mit zwei Fahrstreifen die Landesstraße 78b beziehungsweise die Departementsstraße 87. Bis 1999 war es außerdem Bestandteil der Bahnstrecke Rastatt–Rœschwoog.

Sie befindet sich eigentlich auf Iffezheimer Gemarkung, aber liegt näher an Wintersdorf, wodurch sich die Benennung ergibt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Brücke von 1895

Am 23. Mai 1892 kam es zu einem Staatsvertrag zwischen dem Großherzogtum Baden und dem Deutschen Reich, als Träger der staatlichen Hoheit im Elsass, über eine 37,6 Kilometer lange zweigleisige Eisenbahnstrecke zwischen Rastatt an der Rheinbahn und Haguenau an der bestehenden Strecke von Straßburg nach Modern. Dazu wurde auch eine neue Rheinbrücke vereinbart. Insbesondere strategische Gründe für eine leistungsfähige Rheinquerung ins Elsass nördlich von Straßburg, die nächste feste Rheinbrücke lag stromabwärts erst in Germersheim, führten zum Streckenbau.

1893 begann der Bau der Brücke, nach der Belastungsprobe im April 1895 wurde das Bauwerk am 1. Mai dem Verkehr übergeben. Das insgesamt 555,7 m lange, damals Roppenheimer Brück genannte Bauwerk wies drei Hauptöffnungen mit Stützweiten von 92 m auf, sowie am westlichen Ufer vier Flutöffnungen und am östlichen Ufer fünf Flutöffnungen mit jeweils 31,08 m Stützweite. Der Brückenüberbau hatte bei den drei langen Strombrücken eiserne Konstruktionen in Form von Halbparabelfachwerkbalken mit rhombenartig ausgebildeten pfostenlosen Strebenfachwerk und unten liegender Fahrbahn auf. Die Nebenöffnungen waren als parallelgurtige Fachwerkbalken mit einem pfostenlosen Strebenfachwerk und oben liegender Fahrbahn ausgebildet. Zur Gründung der Strompfeiler wurden Senkkästen verwendet.

1913 benutzten täglich zwei Schnell-, zwei Eil-, zwölf Personen- und 13 Güterzüge die Brücke. Das Eilzugpaar verband Luxemburg mit Nürnberg. Im Ersten Weltkrieg wurde ein intensiver Militärzugverkehr zur Westfront über die Brücke abgewickelt. Im Jahr 1919 kam die Brücke aufgrund des Versailler Vertrags komplett in Besitz Frankreichs. Erst nach der Inbetriebnahme des ausgebauten gemeinsamen Grenzbahnhofes in Wintersdorf wurde am 17. Dezember 1922 der Zugbetrieb wieder aufgenommen. 1934 verkehrten fünf Personenzugpaare über die Brücke.

Die Brücke erfreute sich wegen ihrer imposanten Form großer Beliebtheit als Postkartenmotiv. Auf französischen Postkarten wurde sie auch als „Pont de Rastatt“ (Rastatter Brücke) bezeichnet.[1]

Am 12. Oktober 1939 sprengten französische Truppen den westlichen Strompfeiler sowie drei Vorlandbrücken. Im März 1941 begann der Wiederaufbau der Brücke in der ursprünglichen Form, am 3. Mai 1942 erfolgte die Wiederinbetriebnahme mit täglich zwei Schnellzugpaaren und acht Personenzugpaaren. Am 12. Dezember 1944 sprengten deutsche Truppen alle Brückenpfeiler und zerstörten den Überbau.

Brücke von 1949

Ende 1947 veranlasste die französische Militärregierung den Wiederaufbau der Brücke, um einen weiteren Rheinübergang für ihre Nachschubstrecken nutzen zu können. Im Mai 1949 erfolgte die Wiederinbetriebnahme der Brücke. Bis auf den mittleren Überbau der Strombrücke, der durch einen Neubau ersetzt werden musste, konnten die alten Überbauten gehoben und repariert werden. Das Bauwerk wurde wieder mit zwei Gleisen ausgerüstet, allerdings wurde eine Brückenseite mit Bohlen für den Straßenverkehr hergerichtet. In den folgenden Jahren diente die Brücke vor allem dem Militärverkehr. Zu einer Wiederaufnahme eines grenzüberschreitenden Reisezugverkehrs kam es nicht. Am 7. Oktober 1950 wurde der Reisezugverkehr zwischen Rastatt und Wintersdorf eingestellt. Die gesamte Bahnstrecke wurde nur noch eingleisig als Nebenbahn betrieben.

Ab 1954 erfolgte die Finanzierung des Unterhaltes des deutschen Teils der Rheinbrücke aufgrund strategischer Interessen der NATO durch das Bundesverteidigungsministerium. Dazu musste die Brücke und die anschließende Strecke innerhalb von 48 Stunden zweigleisig befahrbar sein. 1960 erhielt die Brücke zur Nutzung als zweistreifige Straßenbrücke Rillenschienen und eine neue asphaltierte Fahrbahnplatte. Letzter Zugverkehr fand vom 4. bis 18. Mai 1966 statt, als aufgrund der Anhebung der Rheinbrücke Kehl die Züge zwischen Deutschland und Straßburg auf die Wintersdorfer Rheinbrücke umgeleitet wurden.

1975 wurde die Brücke aufgrund des Rheinausbaus mit der Staustufe Iffezheim umgebaut. Für die neue Schifffahrtsrinne wurden die fünf kleinen Vorlandbrücken auf badischer Seite durch einen neuen Überbau mit 128 m[2] Stützweite ersetzt, womit sich die Gesamtlänge des Brückenzuges auf 528,3 m verringerte. Auch dieser Überbau, eine pfostenlose Strebenfachwerkkonstruktion aus Stahl, wurde mit zwei Gleisen für einen Eisenbahnverkehr ausgerüstet. Im Strombereich wird eine lichte Höhe von 9,25 m beim höchsten schiffbaren Wasserstand eingehalten[3].

Rheinbrücke Wintersdorf

Seit Anfang 1998 hat die NATO kein Interesse mehr an der Bahnstrecke und der Rheinbrücke. Der Unterhalt obliegt seitdem der Straßenbauverwaltung Baden-Württembergs. Insbesondere seit Wegfall der Grenzkontrollen 1995 dient die Brücke dem zunehmenden Grenz- und Nahverkehr (Berufspendler) zwischen dem Elsass und Baden für Kraftfahrzeuge bis 7,5 t und Radfahrer. Einer Verkehrszählung entsprechend nutzten im Jahr 2003 bei den beiden nördlichsten festen Grenzübergängen in Baden knapp 7.000 Fahrzeuge täglich die Wintersdorfer Brücke und etwa 14.000 Fahrzeuge die auch für Lastkraftwagen nutzbare Staustufe Iffezheim zur Rheinquerung[4]. Seit Einführung der LKW-Maut in Deutschland im Jahr 2005 ist eine weitere Zunahme des LKW-Verkehrs bei der Iffezheimer Staustufe zu beobachten, verknüpft mit vermehrtem PKW-Ausweichverkehr auf der Wintersdorfer Brücke.

Eine erneute Nutzung als Eisenbahnbrücke beispielsweise im Rahmen der deutsch-französischen Schnellverkehr-Verbindungen steht zur Diskussion; bereits in der Vergangenheit hatte es entsprechende Überlegungen gegeben. Da sich Brücke und Zulaufstrecken noch in öffentlicher Hand befinden, wäre hier eine Verbindung der französischen und deutschen Schnellfahrstrecken denkbar. Untersuchungen ergaben Zeitvorteile bis zu einer Stunde, wenn die Pfalz und Straßburg umfahren werden können[5]. Aufgrund des Bauzustandes der bereichsweise über 100 Jahre alten Brücke ist die Zukunft des Bauwerkes ungewiss.

Die Brücke als Drehort

Der Südwestrundfunk nutzt die Rheinbrücke Wintersdorf wiederholt als Drehort für Fernsehfilme. Aufgrund der Nähe zum Produktionsstandort Baden-Baden und der relativ geringen Verkehrsdichte dient die Brücke insbesondere als Kulisse für Tatort-Produktionen mit der Ludwigshafener Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) anstelle der vielbefahrenen Brücken zwischen Ludwigshafen und Mannheim. Besonders ausführlich war die Rheinbrücke Wintersdorf im Odenthal-Tatort Schrott und Totschlag aus dem Jahr 2001 zu sehen.

Literatur

  • Hans-Wolfgang Scharf: Eisenbahn-Rheinbrücken in Deutschland, EK-Verlag 2003 Freiburg, ISBN 3-88255-689-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Badisches Tagblatt, „‚Pont de Rastatt‘ nur bei Franzosen“, 21. März 2009
  2. structurae: Pont de Beinheim
  3. Rheinlexikon
  4. Straßenverkehrszählungen 2003 im Oberrheingebiet, Regierungspräsidium Freiburg
  5. Sven Andersen, Eine europäische Lösung für die Verknüpfung der LGV Est-Européenne mit Deutschland, Eisenbahn-Revue International (Luzern) 8–9/2004, S. 378 ff.

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