Rheinflug RW-3

Rheinflug RW-3
Rheinflug RW-3
<Bildbeschreibung>
Heck der RW-3 im Technikmuseums Berlin
Typ: Leichtflugzeug
Entwurfsland: Deutschland BundesrepublikBundesrepublik Deutschland Bundesrepublik Deutschland
Hersteller: Rhein-Flugzeugbau GmbH
Erstflug: 1955
Indienststellung: 1958
Stückzahl: 22 (2 erhalten)

Die Rheinflug RW-3 Multoplane bzw. Passat war das erste Leichtflugzeug, das in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg in Serie gefertigt wurde. Es wurde ursprünglich von Rhein-Westflug Fischer & Co. entwickelt und nach Übertragung der Lizenzrechte an die Rhein-Flugzeugbau GmbH von dieser in einer kleinen Serie hergestellt. Als Verwendungszweck wurde Schule, Sport und Reise angegeben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1955 gründete Hanno Fischer die Rhein-Westflug Fischer & Co. in Köln-Porz und begann mit der Entwicklung der RW-3, nachdem er ab 1951 mit der Fibo 2A bereits ein Flugzeug mit ähnlicher Auslegung gebaut hatte. Der Erstflug des Prototyps V-1 mit der Kennung D-EJAS erfolgte im Februar 1956 in Bonn. Er meldete ihn danach für die Teilnahme am Deutschlandflug 1956 an, was jedoch nach einem Landeunfall am 22. Juni 1956 bei dem die Maschine schwer beschädigt wurde nicht möglich war. Der Erstflug des daraufhin notwendigen zweiten Prototyps V-2 (A-2) mit der Kennung D-EKUM erfolgte dann im Februar 1957, so das Fischers Maschine erst 1957 am Deutschlandflug teilnehmen konnte. Beide Prototypen waren mit Flügeln von 15 m Spannweite ausgerüstet, wobei die Konstruktion es erlaubte durch Entfernen von Teilstücken die Spannweite auf 10 m zu reduzieren.

Der Serienbau bei der Rhein-Flugzeugbau begann nach der Fertigstellung des dritten Prototyps V-3 mit der Kennung D-ELYT im Februar 1958. Die Auslieferung dieser ersten Maschine erfolgte dann am 27. März 1958. Alle Serienmaschinen wurden mit den kurzen Tragflächen ausgeliefert. Nach der Herstellung der einzelnen Bauteile im Krefelder Werk erfolgte die Endmontage und das Einfliegen auf dem Flughafen Mönchengladbach. Die Serienfertigung endete schon 1960 nach nur 19 Serienmaschinen, da sich der Antrieb als zu schwach herausstellte und sich so kaum Käufer fanden. Versuche, dies durch den Einbau eines Continental C-90 Motors mit 66 kW Leistung im Jahr 1958 zu beheben, brachten keinen Erfolg. 1963 wurde schließlich noch eine weitere Maschine im Amateurbau fertig gestellt. Die V-2 wurde später mit einem leichteren und stärkeren Rotax 914-Motor ausgerüstet, welcher der RW-3 endlich zu den geplanten Flugleistungen verhalf.[1]

Konstruktion

Die zweisitzige RW-3 war ein einmotoriger freitragender Mitteldecker, der eine unkonventionelle Auslegung besaß. Das Triebwerk war vollständig im Rumpf untergebracht und trieb über eine Fernwelle den Druckpropeller an, der sich in einem Schlitz der Seitenflosse drehte. Die Besatzung saß in Tandemanordnung unter einer großen Vollsichthaube.

Das Flugzeug besaß einen vierteiligen einholmigen Ganzmetallflügel mit Laminarprofil und abnehmbaren Außenflügeln. Die Hinterkanten der Innenteile waren als zweiteilige Klappen ausgebildet, während die Hinterkanten der Außenteile in ungeteilten Klappen endeten.

Der Rumpf war eine geschweißte Stahlrohrkonstruktion, die vorne mit abnehmbaren Kunststoffschalen verkleidet und hinten stoffbespannt war. Das als T-Leitwerk ausgelegte freitragende Ganzmetall-Leitwerk hatte stoffbespannte Ruder. Die durchgehende Höhenflosse war auf der mit einem Schlitz versehenen Seitenflosse aufgesetzt.

Die RW-3 besaß ein einziehbares Bugradfahrwerk. Das Einziehen des Hauptfahrwerks wurde elektrisch vorgenommen, die Auslösung hierfür erfolgte durch das mechanische Einziehen des Bugrades.

Während die erste Serienausführung noch mit dem Porsche 678/0 ausgerüstet wurde, der eine Leistung von 48 kW (65 PS) lieferte, erfolgte danach eine Umstellung auf den 55 kW (75 PS) leistenden Porsche 678/4. Die Zufuhr der Gebläseluft zur Motorkühlung erfolgte durch Hutzen in den Seitenwänden des Rumpfes oberhalb der Tragfläche. Der Luftauslass war ein dreieckiger Segmentausschnitt an der rechten Seite des als Schneide auslaufenden Rumpfes. Der Motor trieb einen starren Zweiblatt-Propeller an.

Varianten

RW-3 „Multoplane“

RW-3a/P 75 
Dies war die Bezeichnung für die Normalausführung für Schul- und Kunstflüge mit einer Tragfläche mit 10 m Spannweite. Sie wurden wahlweise mit oder ohne Randkeulen ausgeliefert.
RW-3b/P 75 
Bezeichnung für die Ausführung mit der vierteiligen Tragfläche von 15,40 m Spannweite, die als Motorsegler, Schul-, Sport- oder Reiseflugzeug einsetzbar war. Diese Version entstand durch den Anbau von zusätzlichen Flächenenden an den Flügel der Normalausführung. Diese Außenflügel besaßen Querruder, dadurch konnten die normalen Querruder des kurzen Flügels als Landeklappen verwendet werden.

RW-3 „Passat“

Diese ab Mitte 1961 produzierte Ausführung verwendete statt des Porsche-Motors ein leistungsstärkeres Lycoming-Triebwerk mit einer Leistung von 110 kW (150 PS). Der Prototyp der Passat (Kennung: D-ELYL) machte Mitte Mai 1961 seinen Erstflug. Die Passat entspricht im Aufbau weitgehend der Multoplane. Außer dem Einbau des stärkeren Triebwerks, das auch wahlweise mit einem elektrischen Verstellpropeller gekoppelt werden konnte, wurden noch nachstehende Änderungen durchgeführt:

  • Aufbau des Rumpfhecks als Leichtmetallschale,
  • Verlängerung des Rumpfbugs zur Aufnahme des zusätzlichen Landeschweinwerfers,
  • Aufbau der Querruder und Landeklappen aus Metall mit Schaumstoffkern,
  • Nachtflugausrüstung, Vergrößerung des Propellerdurchmessers von 1,50 auf 1,70 m,
  • Erweiterung des Luftschraubenspaltes zur Lärmverminderung,
  • Vergrößerung der Brennstoffkapazität,
  • Größere Räder (420x160 statt 380x150) und hydraulische statt mechanische Bremsen,
  • Erhöhung der Kabine über dem zweiten Sitz

Auch von der Passat wurden zwei Varianten angeboten:

RW-3a/L 150
Normalausführung für Schul-, Reise- oder Kunstflug mit 10-m-Tragfläche.
RW-3b/L 150
Ausführung mit der vierteiligen Tragfläche. Verwendung als Motorsegler sowie Schul- und Reiseflugzeug. Mit abgestelltem Triebwerk betrug die beste Gleitzahl 25, die geringste Sinkgeschwindigkeit 1,40 m/s.

Technische Daten

- RW-3a/P 75 RW-3b/P 75 RW-3a/L 150 RW-3b/L 150
Besatzung 2 2 2 2
Länge 7,42 m 7,42 m 7,90 m 7,90 m
Spannweite 10 m (ohne Randkeule)
10,40 m (mit Randkeulen)
15,40 m 10,40 m 15,40 m
Höhe 2,48 m 2,48 m 2,58 m 2,58 m
Flügelfläche 14,0 m² 18,0 m² 14,0 m² 18,0 m²
Leergewicht 600 kg 640 kg 690 kg 720 kg
Startgewicht 780 kg normal
900 kg max.
820 kg normal
900 kg max.
1000 kg 1000 kg
Reisegeschwindigkeit 180 km/h 175 km/h 250 km/h 210 km/h
Höchstgeschwindigkeit 210 km/h 200 km/h 270 km/h 240 km/h
Dienstgipfelhöhe 4500 m 5500 m 5500 m 7000 m
Reichweite 800 km 800 km 920 km 840 km
Triebwerke Ein Porsche 678/4
gebläsegekühlter 4-Zylinder-Boxermotor
mit 55 kW (75 PS)
Startleistung
Ein Porsche 678/4
gebläsegekühlter 4-Zylinder-Boxermotor
mit 55 kW (75 PS)
Startleistung
Ein Lycoming O-320
luftgekühlter 4-Zylinder-Boxermotor
mit 110 kW (150 PS)
Startleistung
Ein Lycoming O-320
luftgekühlter 4-Zylinder-Boxermotor
mit 110 kW (150 PS)
Startleistung

Siehe auch

Literatur

  • Karlheinz Kens: Flugzeugtypen, 4. Ausgabe, Carl Lange Verlag Duisburg
  • Rolf Wurster: 50 Jahre Deutsche Motorflugzeuge, Books on Demand, ISBN 3-8311-1854-X

Weblinks

Einzelnachweise

  1. FliegerRevue Januar 2011, S.56-59, "Druck von hinten"

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