Rhipsalis

Rhipsalis
Rhipsalis
Rhipsalis cereuscula

Rhipsalis cereuscula

Systematik
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Kakteengewächse (Cactaceae)
Unterfamilie: Cactoideae
Tribus: Rhipsalideae
Gattung: Rhipsalis
Wissenschaftlicher Name
Rhipsalis
Gaertn.

Rhipsalis ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Kakteengewächse (Cactaceae). Der botanische Name der Gattung leitet sich vom griechischen Substantiv rhips für ‚Weidenrute‘, ‚Weidengeflecht‘ ab und verweist auf die verzweigten und ineinander verwobenen dünnen Triebe.

Mit Rhipsalis baccifera enthält die Gattung die einzige Kakteenart die außerhalb Amerikas verbreitet ist. Die meisten Arten sind im Osten Brasiliens im atlantischen Regenwald heimisch. Rhipsalis ist die umfangreichste Gattung mit epiphytischen wachsenden Kakteen.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Die Arten der Gattung Rhipsalis wachsen strauchig epiphytisch oder selten lithophytisch mit meist hängenden Trieben. Die häufig dimorphen segmentierten Triebe sind zylindrisch und meistens drehrund aber gelegentlich auch kantig, gerippt oder flach. Neue Triebe erscheinen fast immer im Bereich der Triebspitzen älterer Triebe (akrotone Verzweigung). Die Areolen sind klein, Dornen fehlen meistens.

Generative Merkmale

Die kleinen, in der Regel weißen Blüten sind radförmig und öffnen sich am Tag. Ihr Perikarpell ist drehrund und meist kahl, selten aber auch mit weichen Borsten besetzt. Die Blütenröhre ist sehr kurz oder fehlt ganz.

Die kleinen, beerenartigen Früchte sind kahl und enthalten glänzend schwarzbraune, glatte Samen.

Genetik

Die Basischromosomenzahl der Gattung entspricht mit x = 11 der aller Kakteengewächse.

Verbreitung

Die Gattung Rhipsalis ist in den gesamten Tropen des amerikanischen Kontinents und der Karibik, überwiegend jedoch im Osten Brasiliens, verbreitet. Als einzige Art ist Rhipsalis baccifera auch im tropischen Afrika von Madagaskar bis nach Sri Lanka auf Inseln im Indischen Ozean heimisch.

Systematik

Äußere Systematik

Rhipsalis wird innerhalb der Familie der Kakteengewächse in die Tribus Rhipsalideae eingeordnet. Phylogenetische Untersuchungen bestätigten die Monophylie der Gattung und die Einordnung in die Tribus Rhipsalideae:[1]


Rhipsalideae


Schlumbergera s.l.


     

Hatiora s.str.


     

Lepismium



     

Rhipsalis




Innere Systematik

Triebe von Rhipsalis oblonga
Rhipsalis pilocarpa, Blüten und junge Austriebe
Rhipsalis pilocarpa, reife Frucht

Die Erstbeschreibung der Gattung wurde 1788 von Joseph Gärtner veröffentlicht.[2] Die Gattung wird in drei Unterarten gegliedert und umfasst die folgenden Arten:[3]

Synonyme der Gattung sind Hariota Adans., Erythrorhipsalis A.Berger und Hylorhipsalis Doweld.

Botanische Geschichte

Cassyta baccifera. Tafel 29 aus der Erstbeschreibung durch Johann Sebastian Mueller von 1771.
Abbildung der Früchte und Samen von Rhipsalis cassytha 1788.

Entwicklung der Systematik

1771 wurde durch Johann Sebastian Mueller die erste Art der Gattung Rhipsalis beschrieben. Mueller ordnete sie jedoch in die Gattung Cassytha aus der Familie der Lorbeergewächse (Lauraceae) ein und gab ihr den botanischen Namen Cassyta baccifera.[4] Siebzehn Jahre später erkannte Joseph Gärtner, dass die Art eine eigenständige Gattung repräsentiert und beschrieb für sie die neue Gattung Rhipsalis. Muellers Art erhielt den neuen Namen Rhipsalis cassytha.[5] Nach den Regeln des Internationalen Codes der Botanischen Nomenklatur war Gärtners Vorgehen jedoch nicht legitim, da er das Artepitheton geändert hatte, obwohl seine Beschreibung auf dem gleiches Typusmaterial beruhte wie Muellers Erstbeschreibung. William Thomas Stearn korrigierte 1939 daher den Artnamen in Rhipsalis baccifera.[6]

1828 waren Augustin-Pyrame de Candolle sieben Arten bekannt.[7] Ludwig Georg Karl Pfeiffer ordnete 1837 die von ihm aufgeführten 16 Arten nach der Form der Triebe in die vier Reihen Alatae (Geflügelte), Angulosae (Kantige), Teretes (Stielrunde) und Articuliferae (Gliedertragende) ein und schuf die erste infragenerische Klassifikation.[8]

Wilhelm Barthlott und Nigel Paul Taylor gliederten die Gattung 1995 in fünf Untergattungen.[9]

Konservierung des Gattungsnamens

Einem Vorschlag von Hermann August Theodor Harms und weiteren Botanikern folgend wurde 1904[10] eine Liste von Gattungsnamen veröffentlicht, die entgegen dem unter den Botaniker akzeptierten Prioritätsprinzip aufgrund ihrer Verbreitung als „nomen conservandum“ bewahrt werden sollten. Unter den von Harms empfohlenen Gattungsnamen befand sich auch die Gattung Rhipsalis, da der von Michel Adanson 1763 aufgestellt Gattungsname Hariota[11] eigentlich Priorität gehabt hätte.

Harms Liste fand Eingang in die dem 1905 in Wien tagenden Zweiten Internationalen Botanischen Kongress zur Annahme unterbreiteten Vorschläge[12] und wurde vom Kongress angenommen[13]. In Vorbereitung auf den 1930 in Cambridge stattfindenden Internationalen Botanischen Kongress wurde die Liste der „Nomina Generica Conservanda“ durch Mary Letitia Green (1886–1978) um die Angabe der Typusart ergänzt.[14] Durch den Tod von John Isaac Briquet (1870–1931) erschien der offizielle Text erst im Februar 1935. 1960[15] wurde schließlich der von Michel Adanson publizierte Name endgültig durch Harold William Rickett (1896–1989) und Frans Antonie Stafleu (1921–1997) zurückgewiesen. [16] [17]

Nachweise

Literatur

Einzelnachweise

  1. Alice Calventea, Daniela C. Zappi, Félix Forest, Lúcia G. Lohmann: Molecular phlogeny of the tribe Rhipsalideae (Cactaceae) and taxonomic implications for Schlumbergera and Hatiora. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. Band 58, Nummer 3, 2011, S. 456–468, DOI:10.1016/j.ympev.2011.01.001.
  2. Joseph Gärtner: De Fructibus et Seminibus Plantarum. Band 1, 1788, S. 137–138, Online.
  3. Alice Calventea, Daniela C. Zappi, Lúcia G. Lohmann: A new subgeneric classification of Rhipsalis (Cactoidae, Cactaceae). In: Alice Calventea: Molecular phylogeny, evolution and systematics of Rhipsalis (Cactaceae). Dissertation, São Paulo 2010, S. 101–116
  4. Illustratio Systematis Sexualis Linnaei. London 1771, (online).
  5. De fructibus et seminibus plantarum: Accedunt Seminum Centuriae Quinque Priores. Band 1, Stuttgart 1788, S. 137-138, Tafel XXVIII.
  6. Cactus Journal. Band 7, London 1939, S. 107.
  7. Augustin-Pyrame de Candolle: Prodromus systematis naturalis regni vegetabilis. Band 3, 1828, S. 475–476, (online).
  8. Ludwig Georg Karl Pfeiffer: Enumeratio Diagnostica Cactearum hucusque Cognitarum. Berlin 1837, S. 129–137, (online).
  9. W. Barthlott, N.P. Taylor: Notes towards a Monograph of Rhipsalideae (Cactaceae). In: Bradleya. Band 13, 1995, S. 43-79.
  10. H. Harms: Vorschlag zur Ergänzung der „Lois de la nomenclature botanique de 1867“, dem in Wien 1905 tagenden Nomenclatur-Kongreß zur Annahme empfohlen. In: Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin. Band 4, Appendix XIII, 1904, S. 27, JSTOR
  11. Michel Adanson: Familles des Plantes. Band 2, Paris 1763, S. 243, (online).
  12. John Briquet: Texte synoptique des documents destines A servir de base aux debats du Congres International de Nomenclature Botanique de Vienne 1905. R. Friedlinder & Sohn, Berlin 1905, S. 146.
  13. John Briquet: Règles internationales de la nomenclature botanique : adoptées par le Congrès International de Botanique de Vienne 1905 et publiées au nom de la commission de rédaction du congrès. Fischer, Jena 1906.
  14. Mary Letitia Green: Proposed standard-species of Nomina Generica Conservanda. In: International Botanical Congress Cambridge (England), 1930 Nomenclature Proposals by British Botanists. London 1929, S. 105, Online
  15. H. W. Rickett, F. A. Stafleu: Nomina generica conservanda et rejicienda spermatophytorum IV (Continued). In: Taxon. Band 9, Nummer 3, 1960, S. 68, JSTOR.
  16. Dan H. Nicolson: E-Mail von 29. Januar 2004. In: Taxacom – Biological Systematics Discussion List (abgerufen am 23. April 2010)
  17. Eintrag zur Gattung Rhipsalis in der Proposals and Disposals-Datenbank des Department of Botany, National Museum of Natural History, Smithsonian Institution (abgerufen am 23. April 2010)

Weiterführende Literatur

  • Alice Calvente, Regina H. P. Andreata and Ricardo C. Vieira: Stem anatomy of Rhipsalis (Cactaceae) and its relevance for taxonomy. In: Plant Systematics and Evolution. Band 276, Nummer 3/4, S. 271–277, doi:10.1007/s00606-008-0073-4.

Weblinks

 Commons: Rhipsalis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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