- Rhumequelle
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Die Rhumequelle ist eine große Karstquelle im östlichen Teil des Höhenzugs Rotenberg in Niedersachsen, unweit des nordöstlichen Ortsrands von Rhumspringe (Landkreis Göttingen). Ihr entspringt der Fluss Rhume.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Die Quelle ist von einer nahegelegenen Straße mit einem Parkplatz gut erreichbar. Sie ist mit einer mittleren Quellschüttung von 2000 Litern pro Sekunde, nach Aachtopf und Blautopf, die drittstärkste Quelle Deutschlands. Theoretisch könnte jeder Einwohner in Deutschland täglich über zwei Liter Wasser aus der Rhumequelle erhalten. Die Rhumequelle ist somit auch eine der ergiebigsten Karstquellen Mitteleuropas, und zwar mit im Winter und Sommer nahezu gleich bleibender Wasserführung. Die Wassertemperatur beträgt ganzjährig konstant 8 bis 9 °C, daher friert der Quellsee im Winter nie ein.
Das Wasser tritt aus einem trichterförmigen Hauptquelltopf mit etwa 500 m² Fläche sowie aus zahlreichen Nebenquellen hervor. Im etwa 7 bis 8 m tiefen Quelltopf schimmert das Wasser grün-bläulich. Das Wasser fließt in einem bereits an der Quelle 5 m breiten Fluss ab. Ein Indikator für die gute Wasserqualität sind die in der Rhume nahe der Quelle lebenden Forellen. Das Quellgebiet liegt inmitten eines Auwaldes mit feuchtigkeitsliebenden Bäumen. 1999 wurde der Quellbereich durch das Anlegen von Wegen und einer Aussichtsplattform saniert. Das Quellwasser dient seit 1978 zur Trinkwasserversorgung. Die Eichsfelder Energie- und Wasserversorgungsgesellschaft (EEW) entnimmt etwa 1 % des Wassers und versorgt nach einer Aufbereitung damit rund 15.000 Einwohner.
Der Solling-Harz-Querweg endet an der Rhumequelle.
Wasserherkunft
Das Quellwasser stammt nur zu etwa 4 % aus oberirdischem Einzugsgebiet. Der Rest stammt aus unterirdischen Zuflüssen des Südharzer Gipskarstgebiets, das sich zwischen der Quelle und dem Harz erstreckt. In dieses Karstgestein mit unterirdischen Hohlräumen versickert ein Teil der wasserreichen Harzflüsse Oder und Sieber. Die Rhumequelle ist ein „Überlaufventil“ dieses riesigen unterirdischen Wasserspeichers im Karstgestein.
Die enorme Wasserschüttung der Quelle weckte schon früh die Vermutung, dass das Quellwasser aus dem Harzvorland stammen muss. Bereits 1913 fanden Tracer-Versuche statt, um die Fließwege des Wassers zu erforschen. Dabei wurden in etwa 6 bis 9 km entfernte Bereiche der Flüsse Oder und Sieber Farbstoffe gegeben. Etwa 30 Stunden später tauchten diese Farbstoffe in der Rhumequelle wieder auf. Dies war der Beweis, dass das Wasser aus diesen zwei Fließgewässern unterirdisch zur Rhumequelle fließt.
Quellopfer
Anhand archäologischer Funde ist die Rhumequelle 1999 als urgeschichtlicher Opferplatz erkannt worden. Bis März 1999 erfolgten archäologische Arbeiten verbunden mit der Ausschürfung von rund 10 m3 Sediment aus dem Zentrum des Teiches. Beim Aussieben fanden sich frühneolithische Keramikreste, zum Teil mit linienbandkeramischer Verzierung, drei Flachhacken und ein kleiner hoher Schuhleistenkeil aus Felsgestein, mehrere Abschläge und Klingen aus Feuerstein und Kieselschiefer, eine wohl jungneolithische, geschliffene Beilklinge aus nordischem Feuerstein sowie das Fragment einer bronzenen Nauheimer Fibel aus der jüngeren römischen Eisenzeit. Die Fundlage macht wahrscheinlich, dass es sich um intentionell entäußerte Opfer handelt. Eine Interpretation als Siedlungs- oder Verlustfunde erscheint ausgeschlossen. Im nördlichen Mitteleuropa ist damit erstmals ein Quellopferkult aus dem bandkeramischen Frühneolithikum nachweisbar, dessen Siedlungsräume sich in den Lössflächen des Untereichsfeldes und des Harzvorlandes erstrecken.
Siehe auch
Literatur
- R. Nielbock, H.-G. Röhling: Geotop-Ensemble Zechsteinkarstlandschaft Südharz: Einhornhöhle und Rhumequelle - Geotope von nationaler Bedeutung in: SDGG Heft 42, Hannover, 2006 ISBN 978-3-932537-38-7
- Klaus Grote: Quellopfer im Harzvorland In: Archäologie in Deutschland 3 1999 S. 45/6
Weblinks
Commons: Rhumequelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Rhumequelle – weitere Infos und Bilder, zu erreichen über www.karstquellen.de
- Wie tief ist die Rhumequelle? – Private Webseite zur Rhume-Quelle
- Beschreibung der Rhumequelle durch Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie,(pdf, 263 kb)
51.58965610.310175Koordinaten: 51° 35′ 23″ N, 10° 18′ 37″ OKategorien:- Eichsfeld
- Quelle in Niedersachsen
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