- Richard Merländer
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Richard Merländer (* 20. Dezember 1874 in Mülheim an der Ruhr; † September 1942 in Treblinka) war Mitinhaber der Seiden- und Samtwarengroßhandlung Merländer, Strauß & Co in Krefeld und wurde als Jude ein Opfer des Völkermordes.
Richard Merländer wurde als Sohn des Kaufmanns Bendix Merländer (1833-1897) und seiner Frau Johanna Levy in Mülheim an der Ruhr geboren. Die Eltern führten dort zunächst eine Kurzwarenhandlung, später ein Geschäft für Damenkonfektionsware. Merländer ergriff wie sein Vater den Beruf des Kaufmanns und gründete 1904 gemeinsam mit Siegfried Strauß und Hermann Heymann die Samt- und Seidenstoffgroßhandlung Merländer, Strauß & Co. 1905 zog er von Mülheim nach Krefeld.
Das Unternehmen kaufte Seidenstoffe, die es mit selbstentworfenen Mustern bedrucken ließ. Daneben wurden handbemalte Einzelstücke hergestellt. Man stellte Musterkollektionen zusammen, die an Kleiderhersteller und Modehäuser - überwiegend im Rheinland - verkauft wurden. Mitte der 1930er Jahre wies das Unternehmen einen Jahresumsatz von rund drei Millionen Reichsmark aus und beschäftigte zeitweise bis zu 50 Angestellte.
Zwischen 1924 und 1925 ließ sich Merländer die „Villa Merländer“ als sein privates Wohnhaus an der Friedrich-Ebert-Straße in Krefeld erbauen. Einen Raum des neuen Hauses ließ sich Merländer vom Krefelder Künstler Heinrich Campendonk mit Wandgemälden verzieren. Weil Richard Merländer jüdischer Abstammung war, wurde er nach 1933 von den Nationalsozialisten verfolgt. Auch Campendonk hatte Repressalien zu erleiden, da seine Kunst von den Nazis als „entartet“ eingestuft wurde. Um weiteren Druck von sich zu nehmen und um weiterem Ärger zu entgehen, sah Merländer sich dazu veranlasst die Wandgemälde zu übermalen.
1938 musste er seine Firma aufgeben; sein Vermögen wurde beschlagnahmt. Um weitere Schulden durch von den Nationalsozialisten allen Menschen jüdischen Glaubens auferlegten Steuern und Sonderabgaben bezahlen zu können, wurde Merländer am Ende sogar zum Verkauf seines Hauses gezwungen. Doch auch über dieses Geld konnte er nicht frei verfügen. Merländer musste 1941 in ein „Judenhaus“ einziehen und wohnte dort sehr beengt. Im Juli 1942 wurde Richard Merländer, mittlerweile schon 68 Jahre alt, in das KZ Theresienstadt deportiert und im September 1942 weiter in das Vernichtungslager Treblinka geschickt. Wie 3000 weitere Menschen dieses Transportes wurde auch Merländer hier kurz nach seiner Ankunft ermordet.
Literatur
- Barbara Kaufhold: Juden in Mülheim an der Ruhr. Klartext Verlag, Essen 2004, S. 188-189.
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