- Rinderbuegen
-
Rinderbügen Stadt BüdingenKoordinaten: 50° 19′ N, 9° 11′ O50.3159.1877777777778299Koordinaten: 50° 18′ 54″ N, 9° 11′ 16″ O Höhe: 299 m ü. NN Fläche: 5,56 km² Einwohner: 1074 (31. Dez. 2008) Eingemeindung: 1972 Postleitzahl: 63654 Vorwahl: 06049 Rinderbügen ist ein Stadtteil von Büdingen im Wetteraukreis. Der Name leitet sich nicht, wie zu vermuten wäre, von der Rinderzucht ab, sondern von der Eisenverarbeitung (Rinne = Rennofen, büche = Bach). Die Übersetzung ist also ganz einfach: Rennschmiede am Bach. Im Volksmund heißt der Ort deshalb immer noch „Rennerwiche“.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Rinderbügen liegt 5,5 km nordöstlich von Büdingen. Zur Gemarkung zählt auch der 1 km südlich vom Dorf gelegene Rinderbügener Hof.
Geschichte
- Erste Erwähnung im Jahre 1390.
Hexenprozesse
- 1597 Hexenprozess gegen vier Frauen aus Rinderbügen
In der Zeit der Hexenverfolgungen spielt sich 1597 ein besonders dramatisches Kapitel Rinderbügener Geschichte ab. Im Februar werden vier Frauen aus dem Ort Rinderbügen beschuldigt, zum Hexensabbat auf dem Hexentanzplatz (Kesslertanz) gewesen zu sein. Die Namen dieser Frauen lauten:
- Margreth, Hans Fausten Frau,
- Anna, Hanß Datten Frau,
- Anna, Fritz Dietrichs Frau,
- Crein, Lips Hoffmanns Frau.
Die vier Frauen werden der fortgesetzten Hexerei an Menschen, Vieh und Wetter beschuldigt. Am 8. Mai 1597 werden sie verhaftet und in Birstein in den "Turm" gelegt.
Am 4. Mai 1597 beruft der Graf die Mitglieder des Gerichtes, darunter den Hofprediger Anton Praetorius. Die juristische Fakultät der Universität Marburg entscheidet in einem juristischen Gutachten, dass die Verhängung der Folter rechtmäßig ist. Als die Folter beginnt, erhängen sich nachts zwei Angeklagte in der Zelle.
Am 5. Juli berichtet der Ehemann der Angeklagten Katharina Hoffmann, dass seine Frau schwanger sei und bittet um Milde. Nach Beratungen des Gerichts wird die Hochschwangere nach Bezahlung einer größeren Geldsumme am 23. Juli morgens um 6 Uhr vor dem Frühstück entlassen.
Anna, Fritz Dietrichs Frau, Mutter von 9 Kindern, die vor 20 Jahren nach Rinderbügen zugewandert ist, wird am 1. Juli gefoltert. Die gequälte Frau bleibt standhaft und beteuert nach wie vor ihre Unschuld. Nach einigen Tagen wird Frau Anna Dietrich nochmals „peinlich befragt“.
Als die nochmalige Folterung in der Öffentlichkeit bekannt wird, bildet sich unter Anführung des Hofpredigers eine Demonstration. Die Leute protestieren gegen die Todesfälle der Frauen in der Untersuchungshaft und fordern die Einhaltung der Menschenrechte auch für die Angeklagten. Nach tumultartigen Szenen im Gericht wird die Folter abgebrochen.
Der Schreiber der gräflichen Kanzlei hielt diesen ungewöhnlichen Vorfall fest: „Weil der Pfarrer alhie heftig dawieder gewesen, als man die Weiber peinigte, also ist es diesmal deßhalben unterlassen worden.“ Aus den Akten wird deutlich, dass der Pfarrer derart gegen die Folter wetterte, dass der Prozess beendet und die noch lebende Gefangene freigelassen wurde.
Literatur
- Hartmut Hegeler: Anton Praetorius, Kämpfer gegen Hexenprozesse und Folter. Unna 2002, ISBN 3980896943
- Hartmut Hegeler: Hexenbuhle. Unna 2004
- Walter Nieß: Hexenprozesse in der Grafschaft Büdingen. Protokolle Ursachen Hintergründe. Büdingen 1982
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Gesamtanlage Rinderbügener Hof
- Evangelische Kirche (Sankt Laurentius und Katharina)
- Zechenhaus
- Alte Schule
- Backhaus
Regelmäßige Veranstaltungen
- Familienabend an Fasching (MGV)
- Kinderfasching, Kappenabend an Rosenmontag (BVR, Freiwillige Feuerwehr)
- Maifeuer und Maifeier am Sportplatz (Ski-Club)
- Vatertagsgrillfest an Christi Himmelfahrt (MGV)
- Tag der Feuerwehr mit Sommernachtsfest im August (Freiwillige Feuerwehr)
- Oktoberfest am Sportplatz (BVR)
- Adventsingen durch den Ort (MGV)
- Würstchenwürfeln zum Jahresabschluss (Jugendfeuerwehr)
- diverse Tagesausflüge, bzw. Skifreizeiten verschiedener Vereine
Vereine
- Männergesangverein "Eintracht" Rinderbügen 1888
- Freiwillige Feuerwehr Rinderbügen
- Ski-Club Rinderbügen
- Ballspiel Verein Rinderbügen 1966
- Landfrauenverein Rinderbügen
- Natur- und Vogelschutzgruppe Rinderbügen
- Lebendiges Rinderbügen
Im Mai 2008 feierte der Gesangverein sein 120-jähriges Bestehen. Dem großen Festkommers, der u.a. von den "Rinderbügener Kastelruther Spatzen" mitgestaltet wurde, folgten Liederabend und sonntäglicher Frühschoppen mit Blaskapelle. Die Freiwillige Feuerwehr begeht im kommenden Juni ihr 75-jähriges Jubiläum.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- 1933 - Adolf Hitler (* 20. April 1889 in Braunau am Inn, † 30. April 1945 in Berlin), Reichskanzler/Führer[Anm. 1]
- 1933 - Ferdinand Werner, Dr., Staatspräsident und Bildungswesen (NSDAP)
Söhne und Töchter des Ortes
Peter Niess (* 4. Februar 1895, † 21. August 1965), Gewerbeoberlehrer und Ehrenbürger der Stadt Büdingen
Literatur
- Ruppel, Hans Georg (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform, Reihe Darmstädter Archivschriften (2), 1976, S. 175
Anmerkungen
- ↑ Das zu Lebzeiten gewährte Ehrenbürgerrecht erlischt mit dem Tod der geehrten Person. Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Büdingen hat als Rechtsnachfolger der ehemals selbstständigen Gemeinde Rinderbügen am 20. April 2007 die Ehrenbürgerschaft Hitlers ausdrücklich aberkannt.
Weblinks
Stadtteile von BüdingenAulendiebach | Büches | Büdingen | Calbach | Diebach am Haag | Düdelsheim | Dudenrod | Eckartshausen | Lorbach | Michelau | Orleshausen | Rinderbügen | Rohrbach | Vonhausen | Wolf | Wolferborn | Siedlung Herrnhaag | Wüstung Pferdsbach
Wikimedia Foundation.