- Ritterorden der Kreuzherren mit dem Roten Stern
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Der Ritterorden der Kreuzherren mit dem roten Stern (lat. Ordo militaris Crucigerorum cum rubea stella - OCr., tschech. Rytířský řád křižovníků s červenou hvězdou) entwickelte sich im 13. Jahrhundert aus einer Laienbruderschaft, die in der böhmischen Hauptstadt Prag caritativen Aufgaben nachging. Diese Bruderschaft war 1233 von der heiligen Agnes von Böhmen, einer Angehörigen der Königsfamilie, an der Kirche des heiligen Kastulus (sv. Haštal) gegründet worden. 1237 erkannte Papst Gregor IX. die Bruderschaft als Orden mit eigener Regel an. 1252 ließen sich die Kreuzherren an der Judithbrücke (Vorgängerbau der Karlsbrücke) nieder, wo kurze Zeit später ein Kloster sowie das Spital mit der St. Franziskuskirche erbaut wurde. Die Ordensritter übernahmen wegen der Lage des Konvents an einem wichtigen Handelsweg und Flussübergang den Schutz, die Befestigung und Wartung der nahegelegenen Brücke. Schnell erweiterte sich der Orden über Böhmen hinaus. Niederlassungen entstanden in Mähren, Schlesien, Polen und Ungarn.
Die Hauptaufgabe der Brüder bestand in der Krankenpflege und der Unterhaltung eigener Spitäler. Die Kreuzherren widmeten sich auch der Seelsorge in ihnen anvertrauten Pfarreien. Das gültige Ordensstatut stammt von 1675, angepasst wurde es erst in den 1870er Jahren. Bis Ende des 13. Jahrhunderts wurden in die Kommunität auch weibliche Mitglieder aufgenommen, die Arbeiten in den Spitälern verrichteten. Der höchste Vorsteher des Ordens trug den Titel Meister (später General und Hochmeister). Bis zum 18. Jahrhundert hatte der Orden auch Laienbrüder, später nur noch Priester.
Der einheimische Ursprung der Kreuzherren trug zu einem außerordentlichen Aufschwung dieses Ordens bereits unter König Wenzel I. bei. Die größte Ausbreitung erlebte der Orden unter Kaiser Karl IV., als er an die 60 Spitäler, Häuser und Pfarrkirchen in den böhmischen Ländern und Ungarn verwaltete. Bedeutende Kommenden in der Zeit vor den Hussiten waren neben Prag: Mies, Brüx, Leitmeritz, Eger, Klattau, Aussig, Gurim, Písek, Prager Neustadt, Budweis, Schüttenhofen und Kulm an der Eger, die Propstei St. Hypolit bei Znaim. Ausgenommen der Prager Konvent erloschen diese Niederlassungen während der Hussitenkriege.
Wichtig waren auch die Kommenden in Schlesien, vor allem Breslau, Bunzlau, Schweidnitz und Liegnitz, die bis zur Säkularisation im Jahr 1810 bestanden. In neuerer Zeit verwalteten die Kreuzherren eine größere Anzahl von Pfarrsprengeln, insbesondere in Westböhmen (Zettlitz, Karlsbad, Eger, Tachau, Elbogen u.a.) und ebenso eine Pfarrei in Wien.
Eine bedeutende Rolle spielte der Orden bei der Erneuerung des Prager Erzbistums 1561, als der Kreuzherren-Hochmeister und Wiener Bischof Anton Brus von Müglitz an die Spitze der Erzdiözese gestellt wurde. Auf diese Weise konnte Kaiser Ferdinand das wiedererrichtete Erzbistum mit Besitzungen der Kreuzherren dotieren. Die Verbindung der beiden Funktionen Erzbischof und Hochmeister des Ordens blieb bis 1668 bestehen.
Der Orden der Kreuzherren mit dem Roten Stern besteht bis heute, ist aber kein Ritterorden mehr. Hochmeister ist derzeit (2004) Jiří Kopejsko.
Wichtigste Kirchen der Kreuzherren sind heute die Kreuzherrenkirche in Prag (am Altstädter Brückenturm) sowie die Wiener Karlskirche.
Literatur
- Willy Lorenz: Die Kreuzherren mit dem roten Stern. (=Veröffentlichungen des Königsteiner Instituts für Kirchen- und Geistesgeschichte der Sudetenländer. Bd. 2). Königstein im Taunus 1964.
- Václav Belohlávek (Hrsg.): Dějiny českých křižovníků s červenou hvězdou. 2. Bde.: 1. Belohlávek: Konvent Pražský. 2. Hradec: Konvent Vratislavský. Praha 1930.
- Franz Jacksche: Geschichte des ritterlichen Ordens der Kreuzherren mit dem roten Sterne. Prag 1904.
Siehe auch
Weblinks
- Seiten der Kreuzherren-Pfarrei St. Maria Magdalena in Karlsbad (tschechisch u. teilweise deutsch)
- Homepage der Kreuzherren-Komturei St. Karl Borromäus in Wien (Karlskirche)
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