Rollbergsiedlung

Rollbergsiedlung
Straßenbarrikade in der Briesestraße, Mai 1929

Die Rollbergsiedlung (auch Rollbergviertel genannt) ist eine Ortslage des Berliner Ortsteils Neukölln und wird im Westen von der Hermannstraße, im Osten von der Bornsdorfer Straße, im Norden von der Rollbergstraße und im Süden vom Mittelweg begrenzt. Nicht zu verwechseln damit ist der Rollberg im Berliner Bezirk Pankow.

5800 Einwohner, darunter 36 Prozent ausländische Bevölkerung aus über 30 Nationen, leben vor allem in Sozialwohnungen, die in den 1960er und 1970er Jahren entstanden. Die Bewohnerstruktur ist verhältnismäßig jung: Fast jeder vierte Bewohner ist jünger als 18 Jahre. Wiederholt war die Rollbergsiedlung aufgrund vielfältiger sozialer Probleme Gegenstand negativer Berichterstattung in der Presse. Es existieren ein Quartiersmanagement sowie zahlreiche soziale Projekte vor Ort.

Geschichte

Das Rollbergviertel war – ähnlich wie der Wedding – ein traditionelles Arbeiterviertel. Ab den 1870er Jahren siedelten sich auf den landwirtschaftlich nicht nutzbaren Rollbergen Industrie und Gewerbetreibende an, beispielsweise 1872 die Kindl-Brauerei, darüber hinaus Mietwohnungsbau. Es begann ein Bauboom, bei dem vorwiegend einfachst ausgestattete Mietskasernen mit engen Hinterhöfen entstanden. Hier zogen überwiegend Arbeiter ein. Diese Bebauung hatte bis in die 1970er Jahre Bestand.

Die 1920er Jahre stellten ein Blütezeit der Arbeiterbewegung im Viertel dar, viele Bewohner organisierten sich in Protestbewegungen und Parteien wie der SPD und der KPD.

Am 1. Mai 1929, dem sogenannten „Blutmai“, wurde eine Versammlung von 3000 Arbeitern im Rollbergviertel blutig niedergeschlagen, die Polizei schoss in die Menge. Die Arbeiter errichteten daraufhin Barrikaden, es kam zu weiteren Auseinandersetzungen mit der Polizei, bei der in Neukölln über 19 Menschen erschossen und über 60 verletzt wurden. Seitdem wird das Rollbergviertel auch als „Bullen-“ oder „Barrikadenviertel“ bezeichnet. Die Unruhen sorgten damals für einen noch engeren Zusammenhalt der Bevölkerung.

Die Rollbergsiedlung im Jahr 2011

Von 1933 bis 1945 spielte sich das Leben im immer noch kommunistisch geprägten Rollbergviertel vorwiegend im Untergrund ab. Die Ortslage wurde im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört.

Bis in die 1960er Jahre hinein wurde das Viertel nicht saniert. Die Bausubstanz und die Art der Bebauung wurden in den 1960er Jahren als unhygienisch und menschenunwürdig beurteilt. Wie in vergleichbaren Stadtgebieten wurde deswegen auch hier die sogenannte „Flächensanierung“ beschlossen, das heißt der nahezu vollständige Abriss des Viertels und stattdessen die Errichtung von Wohnungsbau der Moderne mit dem Anspruch, mehr Licht, Luft und Sonne für jede Wohnung zu bieten.

Von den vorhandenen 5780 Wohnungen wurden 5600 abgerissen. An ihrer Stelle entstanden vor allem mehrgeschossige Neubauten in unterschiedlichen Konfigurationen, zum Teil unter Aufhebung des alten Straßenrasters. Sie wurden von den Architekten Rainer Oefelein, Bernhard Freund und Reinhard Schmock gebaut. Die Bewohner mussten das Viertel zumindest temporär verlassen, nicht alle kehrten nach Abschluss der Flächensanierung zurück. Viele Menschen ausländischer Herkunft zogen in das Rollbergviertel.

Das Gebiet hat den architektonischen und städtebaulichen Charakter einer Großsiedlung, ist allerdings relativ überschaubar. Auch heute gilt die Rollbergsiedlung immer noch als Problemquartier. Die Journalistin und Autorin Güner Yasemin Balcı widmet sich in ihren Beiträgen und Büchern speziell der Jugendproblematik im Rollbergviertel.

Institutionen

Weblinks

 Commons: Rollbergsiedlung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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