- Berlin-Wedding
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Wedding
Ortsteil von BerlinKoordinaten 52° 33′ 0″ N, 13° 22′ 0″ O52.5513.36666666666752Koordinaten: 52° 33′ 0″ N, 13° 22′ 0″ O Höhe ≈ 52 m ü. NN Fläche 9,23 km² Einwohner 77.398 (30. Juni 2011) Bevölkerungsdichte 8385 Einwohner/km² Eingemeindung 1861 Postleitzahlen 13347, 13349, 13351, 13353, 13357, 13359 13407, Ortsteilnummer 0105 Verwaltungsbezirk Mitte Der Wedding ist ein Ortsteil im Bezirk Mitte von Berlin. Der heutige Ortsteil entstand 2001 durch Teilung des – ehemals zu West-Berlin gehörenden – Bezirks Wedding entlang der Linie Reinickendorfer Straße und Chausseestraße. Bis zur Verwaltungsreform am 1. Januar 2001 gab es den eigenständigen Bezirk Wedding, der die heutigen Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen umfasste. Dieser Bezirk wurde durch die Reform mit den ehemaligen Bezirken Mitte und Tiergarten zum neuen Bezirk Mitte vereinigt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Wedding wird bereits in zwei Urkunden aus dem 13. Jahrhundert erwähnt: 1251 handelte es sich um „eine Mühle im Gebiet des Dorfes, welches Weddinge hieß, am Flusse Namens Pankow erbaut“ und im Jahr 1289 um „das wirkliche Lehensgut und den mit dem Gehöfte Wedding verbundenen Titel eines Lehensgutes“.[1]
Im 13. Jahrhundert wurde das Dorf Wedding als Wüstung, also als verlassene Siedlung, erwähnt. Die Mühle des Ortes wurde an das Benediktinerinnenkloster in Spandau verkauft, das auf der Gemarkung des Dorfes liegende Lehngut wurde Besitz der Stadt Berlin. Im 14. Jahrhundert wurden die Flächen von Berliner Bürgern noch zum Ackerbau genutzt, danach überwuchs es vollständig mit Kiefern und Eichen und wurde als ‚Berliner Stadtheide‘ bezeichnet. Im 17. Jahrhundert wurde auf dem Gebiet des heutigen Nettelbeckplatzes ein Gutshof angelegt, der bereits 1603 an den brandenburgischen Kurfürsten übergeben wurde. Dieser ließ daraus ein Vorwerk errichten. Damit war der Gutshof kurfürstliche Domäne und rechtlich nicht mehr zur Stadt Berlin gehörig.
Im Zusammenhang mit dem Ausbau Berlins und dem dafür benötigten Holz wurde die Stadtheide fast vollständig gerodet, sodass das Land um den Wedding verödete. Im 18. Jahrhundert begann die umfangreiche Besiedlung des Gebiets nördlich Berlins und damit auch des Weddings. 1778 wurden die ersten Kolonistenhäuser im Bereich des heutigen Weddingplatzes errichtet. 1782 ließ Friedrich II. eine Kolonie gründen, die auf Grund ihrer Nähe zum Gutshof den Namen Wedding oder Neu-Wedding erhielt.
Mitte des 18. Jahrhunderts, während der damals noch zum Wedding gehörende Gesundbrunnen zu einem Bade- und Kurort ausgebaut wurde, hielten Glücksspiel und Prostitution im Wedding Einzug. Er wandelte sich damit zu einem Vergnügungsviertel.
1861 erfolgte die Eingemeindung nach Berlin. Zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Wedding durch die anhaltende Landflucht in einen Arbeiterbezirk. Dicht gedrängt lebten die Arbeiter in Mietskasernen. Die schlimmsten Auswucherungen entstanden in Meyers Hof. Diese Mietskaserne gilt immer noch als einzigartiges Beispiel für extrem komprimierte und spekulative Bebauung. Die Bevölkerung des Weddings (mit Gesundbrunnen) stieg von 16.668 im Jahr 1867 bis auf 240.662 Einwohner im Jahre 1910. Im Jahr 1920 wurde der Wedding um Teile der Oranienburger Vorstadt und der Rosenthaler Vorstadt vergrößert und bildete einen Bezirk von Groß-Berlin mit nunmehr 337.193 Einwohnern.[2]
Während der Weimarer Republik war der Wedding eine Hochburg der KPD und Schauplatz schwerer Auseinandersetzungen zwischen paramilitärischen Gruppierungen der Parteien einerseits und der Polizei anderseits, so auch im sogenannten „Blutmai“ des Jahres 1929. Dies führte dazu, dass der Bezirk als „Roter Wedding“ bekannt wurde. Am 5. März 1933 erreichte die NSDAP bei der Wahl zum 8. Deutschen Reichstag 25,9 % der Stimmen. Die KPD hingegen kam auf 39,2 %. Die SPD erzielte 22,8 % (Statistik-Berlin). Der Ortsteil war demzufolge auch Schauplatz zahlreicher Akte des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus.
Nach 1945 bis zur deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 gehörte der Wedding zur französischen Besatzungszone Berlins.
Seit den 1970er Jahren siedelten sich im traditionellen Arbeiterviertel zahlreiche – vielfach auch türkische – Gastarbeiter und andere Einwanderer an, da dort preiswerter Wohnraum vorhanden war, was dem Viertel einen multikulturellen Charakter verlieh.
Ortsname
Bewohner und oftmals auch die Berliner Medien beziehen sich mit dem Begriff „Wedding“ weiterhin auf das Gebiet des ehemaligen Bezirks Wedding.
Der Wedding gehörte lange zu den wenigen Ortsnamen, die im Deutschen mit Artikel benutzt werden; der Wedding erinnert an den Ursprung als vom Adligen Rudolf de Weddinge errichteten Gutshof und Vorwerk und folglich sagte man „er wohnt auf dem Wedding“ (im Stadtdialekt „er wohnt uff’m Wedding“) oder „am Wedding“. Heute wird jedoch „im Wedding“ bevorzugt oder zunehmend von den Zugezogenen die Formulierung „in Wedding“ gebraucht.
„Wo ick wohne? Wie alle feine Leite, Berlin W. hinten mit en ‚Ding‘! –?? – Na Mensch, vastehste nich, Berlin Wedding!“
– Hans Ostwald: Der Urberliner.[3]
Kieze und Viertel
- Afrikanisches Viertel
- Britisches Viertel
- Brüsseler Kiez, auch Belgisches Viertel
- Osram-Kiez
- Sprengelkiez, auch Sparrplatz-Quartier
Bebauung
Der Wedding wird größtenteils durch Altbauten mit Hinterhäusern aus der Gründerzeit und mehrgeschossige Gebäude des sozialen Wohnungsbaus der 1970er- und 1980er-Jahre geprägt. Eine Ausnahme bildet das Afrikanische Viertel zwischen dem Volkspark Rehberge und dem Schillerpark. Hier sind die mit den typischen Grünflächen umgebenen Siedlungsbauten der 1920er- und 1930er-Jahre bestimmend. Erwähnenswert sind insbesondere die zum UNESCO-Welterbe gehörende Siedlung Schillerpark, sowie die Friedrich-Ebert-Siedlung.
Nahe dem U-Bahnhof Reinickendorfer Straße und dem S-Bahnhof Wedding steht das Erika Hess Eisstadion. Es ist im Winter die Heimat des Berliner Eishockeyvereins FASS Berlin. Durch die wenigen Berliner Eisflächen, ist das Eisstadion auch zweite Heimat der ECC Preussen Juniors Berlin.
Wichtige Plätze im Wedding
- Leopoldplatz (umgangssprachlich Leo)
- Nettelbeckplatz
- Pekinger Platz
Grünanlagen im Wedding
- Schillerpark
- Volkspark Rehberge
- Goethepark
Bevölkerung
Heute wird der Ortsteil Wedding von vielen Migranten, sozial Schwächeren und Personen mit geringem Einkommen bewohnt. Der Ausländeranteil liegt im Wedding 2009 bei 31,4 %.[4][5] Etwa 70% der Bewohner haben einen Migrationshintergrund. Der Ausländeranteil an den allgemeinbildenden Schulen lag im Schuljahr 2006/2007 bei 40 %.[6]
- Berliner Vergleichszahlen:
- Friedrichshain-Kreuzberg 31,7 %, Pankow 4,5 %, Charlottenburg-Wilmersdorf 20,1 %, Spandau 11,3 %, Steglitz-Zehlendorf 10,0 %, Tempelhof-Schöneberg 28,8 %, Neukölln 31,1 %, Treptow-Köpenick 3,3 %, Marzahn-Hellersdorf 3,5 %, Lichtenberg 10,5 %, Reinickendorf 11,4 %.
Der Anteil der Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache liegt an den meisten Schulen bei 82 %.[7]
Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund[8][9] Deutsche ohne Migrationshintergrund ~30 % (23.200) Deutsche mit Migrationshintergrund, bzw. Ausländer ~70 % (54.000) Muslimischer/nahöstlicher Migrationshintergrund (Türkei, Arabische Liga, Iran etc.) ~30 % (23.200) Europäischer Migrationshintergrund (Polen, ehemalige Sowjetunion, Jugoslawien, Italien, Frankreich etc.) ~16 % (12.000) Afrikanischer Migrationshintergrund/Afrodeutsche (Ghana, Nigeria, Togo, Kamerun etc.) ~8 % (6.000)Sonstige (vor allem Chinesen, Vietnamesen, andere Ostasiaten, US-Amerikaner, Kasachen etc. ~16 % (12.000) Öffentlicher Verkehr
Im Ortsteil Wedding bestehen folgende ÖPNV-Verkehrslinien:
- S-Bahn
- Ringbahnlinien S41 und S42
- U-Bahn
- Bus
- M27 S+U Jungfernheide – S+U Pankow
- 106 U Seestraße – Lindenhof (Schöneberg)
- 120 S+U Hauptbahnhof – Hainbuchenstraße (Frohnau)
- 142 U Leopoldplatz – S Ostbahnhof
- 221 U Leopoldplatz – Bernshausener Ring (Märkisches Viertel)
- 247 U Leopoldplatz – S Nordbahnhof
- 327 U Leopoldplatz – S Schönholz
- Straßenbahn
- M13 Virchow-Klinikum – S Warschauer Straße
- 50 Virchow-Klinikum – Guyotstraße (Französisch Buchholz)
Galerie
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Straßenbahnhaltestelle mit Kiosk in der Seestraße
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Einer der OSRAM-Höfe, Groninger Straße
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Siedlung Schillerpark, denkmalgeschützte Wohnhäuser Bristolstraße
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Edinburger Straße Berlin-Wedding, am Schillerpark
Literatur
- Horst Evers: Wedding. 37 Geschichten über die Perle unter Berlins Stadtteilen. 3. Auflage. Lauf·Fahner Verlag, 1997, ISBN 3-924158-33-9.
- Gerhild H.M. Komander: Der Wedding – Auf dem Weg von Rot nach Bunt. Berlin Story Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-929829-38-X.
- Ute Langeheinecke: Der Wedding als ländliche Ansiedlung 1720 bis 1840. Gebr. Mann Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-7861-1658-X.
- Ralf Schmiedecke: Wedding – Mitten in Berlin. Sutton, Erfurt 2001, ISBN 978-3-89702-366-6 (Die Reihe Archivbilder).
- Ralf Schmiedecke: Berlin-Wedding – Neue Bilder aus alter Zeit. Sutton, Erfurt 2005, ISBN 3-89702-866-2 (Reihe Archivbilder).
- Christian Simon: 750 Jahre Wedding – Eine Chronik. Berlin 2001, ISBN 3-8311-1777-2.
- Heiko Werning: Mein wunderbarer Wedding. Geschichten aus dem Prekariat. Edition Tiamat, Berlin 2010, ISBN 978-3-89320-143-3.
- Regina Scheer: Den Schwächeren helfen, stark zu sein. Die Schrippenkirche im Berliner Wedding 1882–2007. Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin, ISBN 978-3-938485-63-7.
Filme
- Wedding, Regie: Heiko Schier, 1990
- Kroko, Regie: Sylke Enders, 2003
Weblinks
Commons: Berlin-Wedding – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Ortsteil: Wedding auf den Seiten des Bezirksamts Mitte
- Der Bezirk Wedding auf den Seiten des Quartiersmanagement-Team Sparrplatz
- Wo war das Dorf Wedding?
Einzelnachweise
- ↑ G. Suchsdorf: Geschichte des Gesundbrunnens. Separat-Abdruck aus der Zeitung: Die Quelle. Berlin 1891.
- ↑ Friedrich Leyden: Entwicklung der Bevölkerungszahl in den historischen Stadtteilen von Alt-Berlin. In: Gross-Berlin. Geographie der Weltstadt. Hirt, Breslau 1933, S. 206.
- ↑ Paul Francke, Berlin 1920.
- ↑ http://www.statistik-berlin-brandenburg.de/Publikationen/Stat_Berichte/2009/SB_A1-5_hj1-09_BE (Link nicht mehr abrufbar)
- ↑ Migration: Berlin wird immer internationaler
- ↑ Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung
- ↑ Bericht zur Kinder- und Jugendarbeit (PDF)
- ↑ http://www.statistik-berlin-brandenburg.de/Publikationen/Stat_Berichte/2011/SB_A1-5_hj02-10_BE.pdf
- ↑ http://www.sparrplatz-quartier.de/uploads/media/Kibo01-2009.pdf
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