Roxolanen

Roxolanen
Sarmatische Panzerreiter fliehen vor der römischen Kavallerie

Die Roxolanen (von alanisch ruxs alan = "hell alan" ,lat. Roxolani, griech. Ροξολάνοι, von iran. Raochshna = "weiß, Licht", also die Hellen, Strahlenden) waren ein sarmatischer Stamm, der zwischen dem 6. Jahrhundert v. Chr. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. westlich des südrussischen Don im ukrainischen Steppenland beheimatet war. Dieses Gebiet wurde in der Antike als Sarmatien bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Siedlungsgebiete

Die Reiterkrieger der Roxolanen hatten in ihrer alten Heimat oft gegen, aber auch für das Bosporanische Reich gekämpft. Ihr Stammesgebiet hatte an das der Alanen gegrenzt. Möglicherweise auf Druck der Goten, Aorsen und Alanen hatten die Roxolanen in mehreren, sich über Jahrzehnte erstreckenden Wellen ihre alte Heimat verlassen[1] und waren wie die Jazygen nach Westen gezogen. Nach dem Abzug der Jazygen hatten sie sich in der Walachei niedergelassen und in den Jahren 68/69 mit den Bastarnen und Dakern Krieg gegen die Römer in Moesien geführt.[2] Die Auswanderung und Ansiedlung soll erst nach Aufgabe der Provinz Dakien im Jahr 271 n. Chr. abgeschlossen gewesen sein.

Später verbündeten sie sich mit dem letzten dakischen König Decebalus (ca. 85–105 n. Chr.),[3] dessen Territorium an die Ostgrenze des jazygischen Siedlungsgebietes grenzte. Dieser König hatte den römischen Truppen erfolgreich Widerstand geleistet und seinem Gegner u. a. einen zivilen und militärischen Technologietransfer abgetrotzt. Anschließend konnte Decebalus die mit Rom verbündeten Jazygen erfolgreich angreifen und ihnen ihre Ostgebiete entreißen, was zu anhaltenden Spannungen führte.[4] Auch nach der Eroberung Dakiens durch die römischen Truppen waren die Roxolanen bemüht, die Verbindung mit den jazygischen Stammesverwandten zu halten, auch wenn diese während der Dakerkriege auf der gegnerischen Seite standen. Während der Markomannenkriege in den Jahren 166–180 waren die Roxolanen und Jazygen Verbündete gegen Rom und mussten nach ihrer Niederwerfung harte Friedensbedingungen annehmen.[2] Später drangen Roxolanen bis in die Große Ungarische Tiefebene vor und vermischten sich mit den Jazygen.[5] Die unter Kaiser Philippus Arabs (244–249) geförderte Ansiedlung der Roxolanen im Banat sollte dieses unberechenbare, kriegslustige Reitervolk für Rom kontrollierbarer machen. Im Süden des Stammesgebietes standen römische Truppen an der Donau und im Osten zog der unter den Kaisern Trajan (98–117) und Hadrian (117–138) errichtete Limes Alutanus von der Donau nach Norden.[6] Die nach Süden vorstoßenden Goten trennten die Roxolanen und Jazygen endgültig.[2] Noch im 3. Jahrhundert verschwinden die Roxolanen aus den Quellen.[2] Im beginnenden 4. Jahrhundert siedeln dann die gleichfalls sarmatischen Argaraganten im Banat.

Kriegszüge

Nach ihrer Ankunft in Zentraleuropa behielten die Roxolanen ihre althergebrachten Lebensgewohnheiten bei, wenn sie auch römische Luxusgüter schätzten. Aufgrund ihrer Bogenschützen und Kataphrakten waren sie gefürchtete Gegner. 62 n. Chr. überfielen sie erstmals die römische Provinz Mösien. In den Jahren 67 und im Februar 69 überschritten ihre Krieger mit 9000 Mann erneut die vereiste Donau und wiederholten ihre Plünderungen im mösischen Grenzgebiet.[7] Einmal vernichteten sie bei einem solchen Überfall eine ganze römische Legion. Während der Dakerkriege der Römer kämpften die Roxolanen auf Seiten der Daker. In dem für Rom politisch unsicheren 3. Jahrhundert nutzten die Roxolanen gemeinsam mit den Jazygen die Situation, um in den Jahren 259/260 mit ihren Raubzügen bis an den Südwestrand der Provinz Pannonia superior durchzubrechen. Auf dem nordöstlichen Gebiet des heutigen Sloweniens richteten sie dabei schwere Verwüstungen an.[8] Ab dem 3. Jahrhundert wurden Roxolanen wie auch die Jazygen im ganzen römischen Reich angesiedelt (die Notitia Dignitatum nennt allein 18 Zentren sarmatischer Siedlung in Gallien und Italien) und kämpften mit ihren Kataphrakten in römischen Armeen. Viele Sarmaten erlangten so das römische Bürgerrecht.

Literatur

Sarmaten. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Bd. 26., Walter de Gruyter, Berlin 2004. ISBN 3-11-017734-X. S. 503–512.

Einzelnachweise

  1. Christian Körner: Philippus Arabs. Ein Soldatenkaiser in der Tradition des antoninisch-severischen Prinzipats. (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 61). Walter de Gruyter, Berlin u. a. 2002, ISBN 3-11-017205-4. S. 150.
  2. a b c d Sarmaten. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Bd. 26., Walter de Gruyter, Berlin 2004. ISBN 3-11-017734-X. S. 505.
  3. Claude Lepelley: Rom und das Reich 44 v. Chr.–260 n. Chr. Bd. 2. Die Regionen des Reiches. Verlag K. G. Saur. München, Leipzig 2001, ISBN 3-598-77449-4. S. 268.
  4. Chr. M. Danov: Die Thraker auf dem Ostbalkan. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt. Walter de Gruyter, Berlin 1979. ISBN 3110068753. S. 169.
  5. Sarmaten. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Bd. 26., Walter de Gruyter, Berlin 2004. ISBN 3-11-017734-X. S. 511.
  6. Christian Körner: Philippus Arabs. Ein Soldatenkaiser in der Tradition des antoninisch-severischen Prinzipats. (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 61). Walter de Gruyter, Berlin u. a. 2002, ISBN 3-11-017205-4. S. 151.
  7. Paul Lambrechts, u. a. (Hrsg.): Abriß der Geschichte antiker Randkulturen. Oldenbourg-Verlag, München 1961.
  8. Slavko Ciglenečki: Slowenien. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 29. Walter de Gruyter. Berlin 2005. ISBN 3-11-018360-9. S. 123.

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