- Rudi Paret
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Rudolf (Rudi) Paret (* 3. April 1901 in Wittendorf; † 31. Januar 1983 in Tübingen) war ein Philologe und Islamwissenschaftler, von dem die in Wissenschaftskreisen maßgebliche Übersetzung des Korans ins Deutsche stammt.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Paret war eines von fünf Kindern des Wittendorfer Pfarrers Wilhelm Paret und der Tübinger Uhrmacherstochter Maria Müller. Während seine älteren Brüder Karl und Alfred im Ersten Weltkrieg fielen, besuchte Rudi Paret ab 1916 theologische Seminare in Schöntal und Urach und studierte ab 1920 als Stipendiat des Tübinger Evangelischen Stifts evangelische Theologie an der Universität Tübingen. Bald wechselte er jedoch zur Orientalistik und promovierte 1924 bei Enno Littmann mit einer Arbeit über den arabischen Volksroman Sirat Saif ibn Dhi Jazan. 1926 habilitierte er sich in Tübingen für Orientalistik und war dort als Privatdozent tätig. Seine wissenschaftliche Karriere führte ihn 1930 an die Universität Heidelberg und 1940 an die Universität Bonn, wo er auf den Lehrstuhl für Semitistik und Islamkunde berufen wurde. Er war Mitglied des deutschchristlichen Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben in Eisenach. Von 1941 an diente er als Dolmetscher für Arabisch im deutschen Afrikakorps, anschließend geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. 1948 heiratete er eine Tochter Walter Kueppers’. 1951 kehrte er nach Tübingen zurück und folgte Enno Littmann auf den dortigen Lehrstuhl für Semitistik und Islamkunde. 1968 wurde er emeritiert.
Bekannt wurde Paret vor allem durch seine 1962 erstmals erschienene Koranübersetzung, die in der Wissenschaft bis heute die maßgebliche deutsche Übersetzung ist. Paret verwendete dabei das erste Mal Methoden, wie sie ihm aus der historisch-kritischen Forschung an der biblischen Überlieferung bekannt waren. Die Übersetzung ist mit wissenschaftlicher Präzision durchgeführt worden, worunter jedoch die Lesbarkeit für den Laien leidet. Die Mängel seiner Koranübersetzung sind dem Autor durchaus bewusst, schreibt er doch in seinem Vorwort:
„Die Übersetzung muß sich [...] an die Wortfolge und Ausdrucksweise des arabischen Textes halten. Insgesamt ergibt sich so eine gewisse Uneinheitlichkeit. Flüssig formulierte Stellen lösen sich in scheinbar willkürlichem Wechsel ab mit solchen, die unbeholfen klingen und dazu auch schwer verständlich sind. Das muß in Kauf genommen werden.“
– Rudi Paret: Der Koran[1]
Obwohl Parets Übersetzung für wissenschaftliche Zwecke weitgehend unbestritten ist, hat sie auch Kritiker gefunden, darunter Stefan Wild und dessen Schüler Navid Kermani. Der Islamwissenschaftler Hartmut Bobzin hingegen nennt Parets Übersetzung im Vorwort seines eigenen Buches Der Koran (Beck 2004) die „philologisch nach wie vor am besten begründete“, obwohl es die Übersetzung bis heute nicht gebe. Parets Werk werde aber in der internationalen Islamwissenschaft hoch geschätzt und sei neben den Übersetzungen von Adel Theodor Khoury und Friedrich Rückert zweifellos die derzeit maßgebliche. 1980 wurde er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Werke (Auswahl)
- (Übers.): Der Koran; Stuttgart: Kohlhammer, 1966 (20049); ISBN 3-17-018328-1
- Der Koran, Kommentar und Konkordanz; Stuttgart: Kohlhammer, 1971 (20057); ISBN 3-17-018990-5
- Der Koran, Übersetzt, kommentiert und eingeleitet von Rudi Paret, Directmedia Publishing, Berlin 2001, Elektronische Ressource, ISBN 3-89853-146-5
- Mohammed und der Koran; Stuttgart: Kohlhammer, 1957 (20059); ISBN 3-17-018839-9
- Die Welt des Islam und die Gegenwart; Stuttgart: Kohlhammer, 1961
- The Study of Arabic and Islam at German Universities. German Orientalists since Theodor Nöldeke; Wiesbaden: Franz Steiner Verlag, 1968
- (Hrsg. mit Anton Schall): Enno Littmann: Ein Jahrhundert Orientalistik. Lebensbilder aus der Feder von Enno Littmann und Verzeichnis seiner Schriften. Wiesbaden 1955, S. 46-51
Literatur
- Hartmut Bobzin: Paret, Rudi. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 64.
Einzelnachweise
- ↑ Rudi Paret: Der Koran. Kohlhammer, Stuttgart 1966 (19833), S. 6-7
Weblinks
- Literatur von und über Rudi Paret im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gunnar Anger: Rudi Paret. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 25, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-332-7, Sp. 1023–1030.
Kategorien:- Orientalist
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