- Rudolf Baader
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Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH & Co. KG Unternehmensform GmbH & Co. KG Gründung 29. Juli 1919 Unternehmenssitz Geniner Straße 249, 23560 Lübeck (Deutschland) Unternehmensleitung - Petra Baader, geschäftsführende Gesellschafterin,
- Anton Gallhuber, Geschäftsführer
- Ralph Anderson Miller, Geschäftsführer
Mitarbeiter 1.100 weltweit (1995);[1] 476 in Lübeck (2008), Baader-Gruppe weltweit mehr als 1.000 (2008)[2] Branche Maschinenbau Website Die Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH und Co. KG ist ein deutsches Maschinenbauunternehmen mit Sitz in Lübeck (Schleswig-Holstein).
Das Unternehmen, in dritter Generation familiengeführt, ist spezialisiert auf den Bau von Maschinen und Bearbeitungslinien zur Fisch-, Geflügel- und Fleischbearbeitung. Es entwickelte in den frühen 1920er Jahren die weltweit erste Köpf- und Entgrätungsmaschine für Fisch. Im Bereich der Fischverarbeitungsmaschinen ist es Weltmarktführer.[3][4][5][6]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Firmengründer Rudolph Max Joseph Baader, geboren am 28. Juli 1885 in Leipzig, war Schlossermeister und Ingenieur.[7] Er heiratete 1913 die Tochter des Lübecker Fischindustriellen Paul Lohrmann.
Am 29. Juli 1919 wurde Baaders Firma „Nordischer Maschinenbau“ in Lübeck ins Handelsregister eingetragen. Sie firmierte später in Nordischer Maschinenbau Rud. Baader um. Die Firma hatte ihren Sitz zunächst auf der Lübecker Altstadtinsel in der Straße „Wakenitzmauer“.
1920 gründete Baader in Lübeck ein Forschungsinstitut für die Fischindustrie. In den 1920er Jahren übergab er es dem Verband der Fischindustriellen mit Sitz in Hamburg. Aus dem „Institut für Fischverarbeitung“ entstand 1952 die Bundesforschungsanstalt für Fischerei, später Institut für Biochemie und Technologie (IBT) der Bundesforschungsanstalt für Fischerei und seit 2008 Teil des Johann Heinrich von Thünen-Instituts mit Sitz in Hamburg-Altona.[8]
Baader entwickelte in drei Jahren Arbeit die weltweit erste Köpf- und Entgrätungsmaschine für Fische, die er 1922 bei der „Lübecker Fischerei-Ausstellung“ vorstellte. Sie revolutionierte die Fischverarbeitung. Bis dahin wurden Fische von Hand geköpft und entgrätet.[9]
1922 gründete Baader den Verlag „Der Fisch“, der Fachbücher herausgibt.
Mit der ersten Fischenthäutemaschine kam Baader 1928 auf den Markt; 1930 folgte die erste Klippfischmaschine. In den 1920er Jahren vermietete Baader seine Maschinen; das Leasing-System weitete sich über den ganzen Nordseeraum aus.
1933 stellte das Unternehmen eine Vorläufermaschine der späteren Filetieranlagen her. Inzwischen werden Fische mit einem Bildverarbeitungssystem erfasst, falsche Fischarten aussortiert und die gewünschte Fischart verarbeitet. Eine Baader-Heringsanlage verarbeitet beispielsweise 340 Fische in der Minute.[10] Beim elektronisch vermessenen Fisch werden die Messer so eingestellt, dass die geschnittenen Filets eine einheitliche Größe haben.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs expandierte das Unternehmen weiter und schaffte seinen Durchbruch 1951 mit der Baader 99, einer Weißfisch-Filetiermaschine.
Der Firmengründer Rudolph M. J. Baader starb am 23. Juni 1953 in Lübeck. Das Unternehmen übernahm im Alter von 24 Jahren sein Sohn Rudolf G. T. Baader (*31. August 1929 in Lübeck), der eine Ausbildung zum Industriemechaniker absolviert hatte und zu diesem Zeitpunkt Betriebswirtschaftslehre studierte. Sein Studium schloss er 1956 als Diplom-Kaufmann ab.
1955 wurden die ersten Baader-Fischbearbeitungsmaschinen auf Fisch-Fabrikschiffen eingesetzt.
1959/1960 ließ sich das Unternehmen an der Geniner Straße in Lübeck nieder. 1965 gründete Baader im Fischereihafen von Bremerhaven die Firma Baader Anlagenbau Bremerhaven. Seit den 1970er Jahren stellt Baader Verpackungsmaschinen her. In den 1960er Jahren entwickelte das Unternehmen Fleisch-Entsehnungsmaschinen weiter.
1988 setzte das Unternehmen etwa 200 Millionen Mark um.[11] Im selben Jahr machten Fischverarbeitungsmaschinen 90 Prozent des Gesamtumsatzes aus; der Exportanteil betrug 90 Prozent. 1989 stattete Baader sechs in der DDR gebaute sowjetische Fang- und Fabrikschiffe mit seinen Maschinen aus. Der Auftrag hatte ein Volumen von 5,6 Millionen Mark.[12]
1992 kaufte Baader die Bremerhavener Maschinenfabrik „Schlotterhose GmbH & Co KG“. Das 1906 gegründete Unternehmen war führend im Bau von Fischmehlanlagen.
1994 erhielt das Unternehmen für die Forellen-Entgrätmaschine „Baader 135“ den Innovationspreis der Deutschen Fischwirtschaft.
Als Rudolf G. T. Baader am 31. Dezember 1994 in Lübeck starb, hatte das Unternehmen 1.100 Mitarbeiter, Tochtergesellschaften in Bremerhaven, den USA, Kanada Island, Großbritannien, Dänemark, Russland und Namibia sowie Vertretungen und Servicestationen in mehr als 70 Ländern. Im Bereich der Herstellung von Maschinen für die Fischindustrie hatte es weltweit einen Anteil von 80 Prozent.[13] Der jährliche Umsatz der Baader-Gruppe belief sich auf rund 200 Millionen Mark, wovon etwa 160 Millionen Mark auf die Firma Nordischer Maschinenbau entfielen.[14]
Die Firmenleitung übernahm 1995 die Tochter von Rudolf G. T. Baader, Petra Baader, im Alter von 33 Jahren. Sie hatte bereits fünf Jahre in der Geschäftsleitung mitgearbeitet und in Hamburg das Studium der Betriebswirtschaftslehre als Diplom-Kauffrau abgeschlossen.
1997 übernahm Baader die US-Firma „Johnson Food Equipment“, einen Hersteller von Geflügelverarbeitungsmaschinen. Am 7. August 2007 übernahm Baader die Mehrheit der Anteile an der dänischen Firma „LINCO Food Systems A/S“. Auch „LINCO“ ist auf Geflügelverarbeitungsmaschinen spezialisiert.[15]
2008 erhielt Petra Baader, die seit 1996 norwegische Honorarkonsulin ist, den norwegischen Verdienstorden „Ritter I. Klasse“. Das Amt des norwegischen Honorarkonsuls hatte bereits ihr Vater innegehabt.
Im November 2008 kündigte das Unternehmen für 200 Mitarbeiter am Standort Lübeck Kurzarbeit an. Begründet wurde dieses mit Investitionsrückgang bei den Fischfangflotten aufgrund zeitweilig hoher Rohstoffpreise im Jahr 2008 und einem Ausfall beim zweitwichtigsten Kunden für Fischfiletiermaschinen in Chile, wo die Bestände von Lachsfarmen durch einen Virus dezimiert wurden. In den USA seien zudem die Maispreise gestiegen, weswegen sich dort die Hähnchenproduktion nicht lohne. Geschäftsführer Anton Gallhuber sah jedoch „spätestens Ende 2009 wieder bessere Zeiten kommen“ .[16]
Geschäftsbereiche
Neben Maschinen und Bearbeitungslinien zur Fisch-, Geflügel- und Fleischbearbeitung stellt das Unternehmen Maschinen zur Obst- und Gemüseaufbereitung her. Ein weiterer Geschäftsbereich ist das „Depacking“ und das Recycling von Lebensmitteln, etwa von falsch verpackten Lebensmitteln, bei dem die Verpackung maschinell von der Ware getrennt und das Lebensmittel weiter verarbeitet wird.[17]
Baader hat weltweit neun Tochterunternehmen sowie 70 Niederlassungen und Service-Stationen.
Mitarbeiter
Unter den 100 größten Unternehmen Schleswig-Holsteins stand Baader 2008 bei der Zahl der Beschäftigten auf Platz 95.[18] Im Jahr 2006 hatte es sich auf Platz 93 der 100 größten Arbeitgeber Schleswig-Holsteins befunden.[19]
Das Unternehmen hat viele langjährig beschäftigte Mitarbeiter. So ehrte der Lübecker Bürgermeister Bernd Saxe 2006 fünf Baader-Mitarbeiter, die seit 40 Jahren für das Unternehmen arbeiteten;[20]; 1997 waren es vier Beschäftigte, die dem Unternehmen 40 Jahre lang ununterbrochen angehörten.[21]
Ausbildung
Das Unternehmen bildet Industriemechaniker, Mechatroniker und Zerspaner aus, außerdem unregelmäßig Industriekaufleute sowie Fachinformatiker der Fachrichtung Anwendungsentwicklung. Baader-Auszubildende schneiden in der Abschlussprüfung regelmäßig mit besonders guten Leistungen ab.[22][23] Im Unternehmen erhalten außerdem Auszubildende anderer Firmen ihre Metall-Ausbildung.
Das Unternehmen kooperiert mit der Nordakademie, der privaten Hochschule der Wirtschaft mit Sitz in Elmshorn.[24]
Es förderte das Projekt „Gemeinsam für den Frieden“, bei dem im Jahr 2004 rund 300 junge Musiker aus sieben Ostseeanrainer-Ländern Benjamin Brittens „War Requiem“ im ehemaligen Klinkerwerk des KZ Neuengamme und im Lübecker Dom aufführten[25]
Weblinks
- Verlag „Der Fisch“, 1922 von Rudolph M. J. Baader gegründet
Einzelnachweise
- ↑ Rudolf G. Baader starb mit 65 Jahren In: Lübecker Nachrichten vom 6. Januar 1995
- ↑ Gerhard Krüger: Baader gehen die Aufträge aus In: „Lübecker Nachrichten“ vom 6. November 2008
- ↑ Weltmarktführer mit einer klaren Fokussierung und Nähe zum Kunden im Handelsblatt vom 25. März 2004
- ↑ [1] Britta Viets: Filetierte Kundendaten (PDF-Datei)
- ↑ Liste der Weltmarktführer in Schleswig-Holstein auf der Seite der Landesregierung Schleswig-Holstein
- ↑ Hermann Simon erwähnt das Unternehmen in seinem gleichnamigen Buch als Beispiel für einen „Hidden Champion“ (Simon, Herman: Hidden Champions des 21. Jahrhunderts : Die Erfolgsstrategien unbekannter Weltmarktführer. Campus, Frankfurt am Main 2007. - ISBN 978-3-593-38380-4. S. 16.)
- ↑ Baader, Rudolf Max Joseph In: Antjekathrin Graßmann: Lübeck-Lexikon. Schmidt-Römhild. Lübeck 2006, S. 39–40 (Nur hier findet sich die Schreibweise „Rudolf“)
- ↑ Mitteilung der Bundesforschungsanstalt für Fischerei vom 24. September 1996
- ↑ Über Baader auf der Seite des Verlags „Der Fisch“ mit Foto von Rudolf M. J. Baader
- ↑ Gerald Scheffels: Vom Fisch zum Filet (PDF-Datei)
- ↑ Frank Lindscheid: Baader wird 70 Jahre alt – Das Unternehmen revolutionierte die Fischverarbeitungstechnik In: „Lübecker Nachrichten“ vom 17. September 1989
- ↑ Ralf Witthohn, Christian Longardt: Baader rüstet Sowjetschiffe in Stralsunder Werft aus In: „Lübecker Nachrichten“ vom 11. Januar 1989
- ↑ Ute Levisen: Eine Frau gibt den Kurs an In: „Lübecker Nachrichten“ vom 19. September 1995
- ↑ Baader-Pressemitteilung
- ↑ Pressemitteilung 1. August 2007
- ↑ Gerhard Krüger: Baader gehen die Aufträge aus In: „Lübecker Nachrichten“ vom 6. November 2008
- ↑ Dirk Hartmann: Fisch am laufenden Band (PDF-Datei)
- ↑ Unternehmensumfrage der HSH Nordbank Mai 2008 (PDF-Datei)
- ↑ Unternehmensumfrage der HSH Nordbank 2006 (PDF-Datei)
- ↑ Arbeitsjubilare 2006 in Lübeck
- ↑ Lübecker Arbeitsjubilare 1997
- ↑ IHK-Auszubildenden-Ehrung in Lübeck 2007
- ↑ IHK-Auszubildenden-Ehrung in Lübeck 2008
- ↑ Kooperationspartner der Nordakademie
- ↑ Projekt „Gemeinsam für den Frieden“ auf der Seite des Informationsdienstes Wissenschaft
53.84333710.661201Koordinaten: 53° 50′ 36″ N, 10° 39′ 40″ O
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