- Römerlager Salisberg
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Kastell Salisberg ORL NN Limesabschnitt Obergermanischer Limes,
Strecke 5
(Östliche Wetteraustrecke)Datierung (Belegung) ca. 92–110 n.Chr. (trajanische Zeit) Typ unbekannte Hilfstruppeneinheit (Numerus oder Kohorte) Größe weitgehend unbekannt Bauweise Holz-Erde-Kastell Erhaltungszustand Bodendenkmal, nicht sichtbar Ort Hanau-Kesselstadt Geographische Lage 50° 8′ 6,9″ N, 8° 54′ 2,7″ O50.1352378.900756104Koordinaten: 50° 8′ 6,9″ N, 8° 54′ 2,7″ O Höhe 104 m ü. NHN Kastell Salisberg ist ein ehemaliges römisches Kastell im Bereich der Wetteraulinie des Obergermanisch-Raetischen Limes. Es befindet sich nordöstlich des Ortskerns von Hanau-Kesselstadt, Main-Kinzig-Kreis, Hessen. Das Kastell scheint funktional das nahe gelegen Kastell Kesselstadt abgelöst zu haben. Es gehört zu einer früheren Limeslinie von Nidderau-Heldenbergen über Mittelbuchen zum Main bei Hanau, wie durch Neufunde zweier römischer Kastelle bei Hanau-Mittelbuchen nachgewiesen werden konnte.[1]
Inhaltsverzeichnis
Lage
Das Kastell befand sich auf einer leichten Erhebung über den Gewässern des Salisbaches (östlich), der Kinzig (südlich) und der westlich gelegenen Lache (auch Weihergraben), über denen sich der Salisberg zungenförmig von Norden her um ca. drei bis vier Meter erhebt. Die Fläche des Kastells wurde im 19. Jh.flächig von der Brauerei Kaiser bebaut, davon hat besonders die Anlage der tiefen Eiskeller des Betriebs wesentliche Teile der archäologischen Substanz zerstört. Die nördliche Kastellhälfte fiel erst in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts einem Hochhauskomplex am Salisweg zum Opfer. Heute befindet sich auf dem südlichen Teil eine Grünfläche. Der Salisweg verläuft quer durch das Kastellareal. Südwestlich im Bereich des Salisbaches befinden sich als letzter Rest der Brauerei noch die Kaiserteiche, die zum Schlagen des Eises im Winter angelegt wurden.
Eine aus NNW-Richtung kommende Römerstraße bildete eine Achse des Kastells, aufgrund des wenig archäologisch dokumentierten und erforschbaren Ausschnitt des Lagerbefundes bleibt unkar, welche. Sie überquerte südlich des Kastells den Main bei einer Brücke, deren Pfahlstümpfe man 1886 und 1893 250 m oberhalb der Kinzigmündung in der Nähe zum heutigen Hafenbecken des Wasser- und Schiffahrtsamtes fand. Pionierwerkzeug, militärische Ausrüstungsgegenstände und über 70 Münzen, die als Opfer in den Fluss geworfen wurden, konnten ebenfalls bei Baggerarbeiten entdeckt werden. Südlich des Mains verband die Straße die Siedlung mit Gebieten der Civitas Auderiensium. Dort entwickelte sich – wie südlich des Kastells auch – eine kleine Siedlung, die auch nach Abzug der Soldaten weiter bestand.
Geschichte
Das wesentlich kleinere Kastell Salisberg scheint als Nachfolger des großen Kesselstädter Kastells erbaut worden zu sein. Da vom Kastell Salisberg nur wenige Reste archäologisch untersucht werden konnten, können zur Datierung nur der große Bestand an gestempelten Ziegeln aus dem Badegebäude (mehr als 250 Stück) sowie wenige Keramikfunde herangezogen werden.[2] Sie enthielten unter anderem Ziegelstempel der 14., 21. und 22. Legion. Demnach ist ein älteres Bad vielleicht noch mit wiederverwerteten Stücken aus dem Kastell Kesselstadt errichtet worden, die von der 92 n. Chr. aus Mainz abgezogenen 14. Legion stammen. Die jüngsten Stücke, vorwiegend und zahlreich von der 22. Legion, reichen nicht über die trajanische Zeit hinaus. Eine ähnliche Bauweise und Zusammensetzung der Ziegelfunde liegt vom nahe gelegenen Kastell Hainstadt südlich des Mains vor, das vermutlich in die gleiche Zeit wie Salisberg datiert.
Die im Kastell stationierte Einheit bleibt unbekannt. Sie ist aufgrund der Funde wohl um 110 n Chr. abgezogen worden, das Kastell damit aufgegeben. Die Kastelle der jüngeren Limeslinie bei Rückingen und Großkrotzenburg übernahmen die Funktion. Ein weiteres Kastell in der Hanauer Gemarkung ist das Kleinkastell Neuwirtshaus.
Anlage
Von der Kastellanlage ist aufgrund der späteren Überbauung nur ein geringer Teil dokumentiert worden. Größere Ausgrabungen haben vor allem im Kastellbad und im südlich gelegenen Vicus stattgefunden.
Kastell
Vom gesamten Kastell konnte nur ein 70 m langer Abschnitt mit Spitzgraben der Südostecke sowie einer 7,8 m breiten Torunterbrechung östlich des Brauereigeländes freigelegt werden. Von den Grabungen unter Heinrich Ricken 1931-35 sind keine Pläne bekannt.[3] Die heutigen Wegführungen folgen dort noch weitgehend diesem Verlauf.
Kastellbad
Besser dokumentiert ist das Kastellbad, das vor und nach dem Ersten Weltkrieg von Georg Wolff ausgegraben wurde.[4] Eine größere Freilegung und Konservierung fand 1989 statt; die Anlage kann auf dem Kesselstädter Friedhof besichtigt werden.
Zu unterscheiden sind ein älteres und ein jüngeres Bad, von dem älteren ist nur ein 5 mal 6 Meter großer hypokaustierter Raum freigelegt worden. Das jüngere Bad entspricht mit einer Länge von 43 Metern vielen Militärbädern am Limes. Aufgrund der Größe des jüngeren Bades ergeben sich Mutmaßungen über die Stationierung einer Kohorte oder eine Erweiterung des Kastells, doch ist dies nicht näher zu belegen.[5] Fundstücke bemalter Bruchstücke von Wandverputz aus dem caldarium' belegen, dass zumindest dieser zentrale Raum innen farbig gestaltet war.
Vicus
Südlich des Kastells, in einem Bereich, in dem auch vorgeschichtliche Funde gemacht wurden, bildete sich eine Zivilsiedlung, in der sich zugehörige Händler und Gewerbetreibende niederließen. Die Siedlung bestand auch nach dem Abzug der Truppe aufgrund der günstigen Verkehrslage fort. Sie wurde erst im 3. Jahrhundert n. Chr. verlassen. Grabungen fanden bereits unter Wolff und Heinrich Ricken in dem Bereich statt, weitere Untersuchungen des Hanauer Geschichtsvereins folgten unter Hugo Birkner nach dem Zweiten Weltkrieg, 1978/79 und 1986. Unklar blieb trotz dieser Arbeiten die Deutung der Befunde als Villa rustica, Vicus oder Raststation. Weitere Grabungen aufgrund der Bebauung eines Grundstücks am Köppelweg führten zu einer der größten Grabungen des Hanauer Geschichtsvereins von 1992 bis 1997. Dabei freigelegte Streifenhäuser lassen die Deutung als Vicus wahrscheinlicher werden. An bedeutenden Funden sind ein römischer Münzschatz zu nennen, der sich heute im Museum Schloss Steinheim befindet, sowie das in Deutschland älteste taggenau datierte Schriftstück, eine in Mainz verfertigte Quittung, ausgestellt am 5. April des Jahres 130 n. Chr.[6]
Denkmalschutz
Das Kastell Salisberg ist als Teil des Obergermanisch-Raetischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem ist es ein Bodendenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.
Siehe auch
Literatur
- Wolfgang Czysz, Hanau-Kesselstadt. Röm. Kastelle Kesselstadt und Salisberg. In: Dietwulf Baatz und Fritz-Rudolf Herrmann: Die Römer in Hessen³. Lizenzausgabe der Auflage von 1989, S. 334–336. Nikol, Hamburg 2002. ISBN 3-933203-58-9
- Derselbe, Ausgrabungen im Kastell Kesselstadt in Hanau, Main-Kinzig-Kreis. Fundberichte Hessen 17/18, 1977/78 (1980) S. 165–181.
- Ernst Fabricius, ORL A Strecke 4-5 (1936), S. 175–177.
- Heinrich Ricken/Dietwulf Baatz, Die gestempelten Ziegel aus dem Bad des Kastells Salisberg (Hanau-Kesselstadt). Saalburg-Jahrbuch 22, 1965 S. 101–117.
- Peter Jüngling, Hanau-Kesselstadt. Römische Militäranlagen und Vicus. In: Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 27. Hanau und der Main-Kinzig-Kreis, Theiss-Verlag (Stuttgart 1994) S. 174–178. ISBN 3-8062-1119-1
- Georg Wolff, Das Kastell Kesselstadt. ORL B Nr. 24 (1898).
- Derselbe, Das römische Militärbad auf dem Salisberg bei Hanau-Kesselstadt. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 11, 1918/19 (1920) S. 77–119.
Einzelnachweise
- ↑ M. Reuter, Die römischen Kleinkastelle von Hanau-Mittelbuchen und der Verlauf des östlichen Wetteraulimes unter Domitian. In: E. Schallmayer (Hrsg.), Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Saalburg-Schriften 6, 2004 (Bad Homburg v.d.H. 2004), S. 97–106. Ebenso Internet-Quelle.
- ↑ Baatz/Ricken 1965, Czysz 1989, S. 337.
- ↑ Jüngling 1994, S. 176
- ↑ Wolff 1920.
- ↑ Czysz 1989, S. 337
- ↑ http://www.hanauer-geschichtsverein.de/html/historie.html; http://www.hanauer-geschichtsverein.de/html/kes92.html; Publikation steht noch aus
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