- Rüdiger Wehner
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Rüdiger Wehner (* 6. Februar 1940 in Nürnberg) ist ein deutscher Neuro-, Sinnes- und Verhaltensbiologe.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Rüdiger Wehner hat an den Universitäten Frankfurt und München Zoologie, Chemie und Philosophie studiert. 1967 wurde er an der Universität Frankfurt bei Martin Lindauer mit einer Arbeit zum Thema "Physiologie des Formensehens bei der Biene" promoviert. Im selben Jahr ging er als wissenschaftlicher Assistent an das Zoologische Institut der Universität Zürich zu Ernst Hadorn, wo er sich 1970 habilitierte. Nach zwei Forschungsaufenthalten an der Yale University und der Cornell University wurde er 1972 zum Extraordinarius und 1976 auf den Ordinarius am Zoologischen Institut in Zürich berufen, dem er von 1986 an auch als Direktor vorstand. Im Jahre 2005 wurde Wehner emeritiert. Wehner erhielt mehrere Rufe an renommierte amerikanische und deutsche Universitäten, die er jedoch ablehnte, um weiter in Zürich forschen und lehren zu können.
Forschung und Lehre
Rüdiger Wehner hat in seiner Forschungsarbeit die Kombination von experimenteller Verhaltensforschung im Freiland und Sinnes- und Neurobiologie im Laboratorium angestrebt. Am Beispiel der Orientierungsleistungen sozialer Insekten, unter denen er die nordafrikanische Wüstenameise Cataglyphis als Tiermodell gewählt hat, konnte er zeigen, daß diese über mehrere Navigationsmodule verfügt, mit denen sie auf visuelle Reize wie Himmels- und Landmarken reagiert und dann über motorische Programme zur Entfernungsmessung einsetzt. Damit schaffen es die Ameisen, nach ihren Beutezügen auf schnurgeradem Weg zurück in ihr Nest zu finden, auch dann, wenn sie zuvor über einen Zeitraum von mehreren Wochen in einem dunklen, unterirdischen Bau zugebracht haben. Weiter konnte Wehner nachweisen, daß die Ameisen die Fähigkeit zur so genannten "Wegintegration" haben, die ihnen präzise die Länge des Rückwegs weist.
Wehner ist bei seinen Forschungen immer von den beobachteten Verhaltensleistungen der Ameisen ausgegangen und hat dann nach den hierfür verantwortlichen sensorischen und neuronalen Mechanismen gesucht. Schlußendlich hat er die Betrachtung seiner Forschungsergebnisse auch auf ökologische und evolutive Aspekte ausgedehnt.
Im deutschsprachigen Raum ist er besonders als Mitautor des Standard-Lehrbuchs "Allgemeine Zoologie" bekannt geworden, das von Alfred Kühn begründet wurde und danach (von Ernst Hadorn und Wehner) als "Hadorn/Wehner" ein Begriff in der biologischen Hochschullehre wurde. In seiner nunmehr 24. Auflage ist Walter Gehring Mitautor des nunmehr als "Wehner/Gehring" bekannten Buches.
Ehrungen und Mitgliedschaften
- 1993 : Carus-Medaille
- 1994 : Karl-von-Frisch-Medaille der Deutschen Zoologischen Gesellschaft für seine Erkenntnisse über optische Orientierungen von Insekten.
- 2002 : Marcel-Benoist-Preis
- 2005 : Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität Berlin
- 2006 : Ehrenmitglied der Deutschen Zoologischen Gesellschaft
- 2007 : Beiratsmitglied des Institute for Integrative Life Sciences an der Humboldt-Universität zu Berlin
- 2007 : King Faisal International Prize for Science, Saudi Arabien.
- Mitglied der Leopoldina. 2005 wurde er von den 90 ansässigen Leopoldina-Mitglieder der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in der Schweiz zum Senator und damit zu ihrem Sprecher gewählt.
Literatur
- mit Walter Gehring: Zoologie. 23. neu bearbeitete Auflage. Georg-Thieme-Verlag, Stuttgart u. a. 1995, ISBN 3-13-367423-4.
Weblinks
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